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Flachabdeckungen und Verfrühungssysteme im Gemüsebau

Flachabdeckungen aus Vliesen und Folien gehören zum Bild der Gemüseflächen im Frühjahr. Lesen sie hier warum diese Materialien eingesetzt werden und was bei der Handhabung zu beachten ist.

Sturmtief "Klaus" hat letzte Woche (Mitte März 2021) auf manchen Parzellen ganze Arbeit geleistet. Nicht gut befestigte oder angerissene Vliesabdeckungen wurden von den Gemüsekulturen gerissen und lagen eingedreht an den Feldrändern, wenn sie nicht gar davongeweht wurden. Einmal mehr eine Erinnerung daran, wie wichtig ein sauberes verlegen und befestigen der Vliese ist. In der Folge waren einige Gemüsebetriebe damit beschäftigt die Flachabdeckungen wieder herzustellen bevor die angekündigten Frostnächte Schäden anrichten konnten. 

Verfrühung und Frostschutz

Mit dem Verlegen von Vliesen und Folien über den Frühsätzen verfolgt man grundsätzlich zwei Ziele. Erstens eine Ernteverfrühung durch schnelleres Wachstum unter der Abdeckung und zweitens einen, je nach Kultur mehr oder weniger bedeutenden,  Schutz gegen Frostnächte im Frühjahr. Die Kombination dieser zwei Ziele ermöglicht einen Anbau von Qualitätsprodukten in einer Jahreszeit, in der das ohne Abdeckung nicht möglich wäre. Die doppelten Flachabdeckungen haben es möglich gemacht, dass bei guten Bodenverhältnissen auch bei uns im Kanton ab Kalenderwoche 5 Freilandpflanzungen getätigt werden, die mit einem tolerierbaren Risiko zu vermarktungswürdigen Produkten führen. Da man zu Saisonbeginn in der Regel von höheren Preisen profitieren kann ein nicht unerheblicher Faktor. Der Verfrühungseffekt bei einer Kultur wie Kopfsalat im Vergleich zu unbedeckten Kulturen kann dabei gut und gerne 2 Wochen betragen. Verfrüht wird eine breite Palette von Kulturen von Salaten, über die Kohlarten bis hin zu Saatkulturen wie Frühkarotten. 

Auch Saatkulturen wie hier Karotten werden verfrüht
Auch Saatkulturen wie hier Karotten können verfrüht werden

Temperaturentwicklung unter der Flachabdeckung

Die Temperatur unter den Flachabdeckungen ist massgeblich von der Sonneneinstrahlung abhängig. Versuche haben ergeben, dass an einem strahlungsreichen Märztag bei 18°C maximaler Aussentemperatur, die Temperatur unter Einfachabdeckung mit Vlies um 10°C und unter Doppelabdeckung um 15°C höher liegt. Bei bedecktem Himmel ist diese Differenz zur Aussenluft bedeutend geringer (Ca. 5°C bei Doppelabdeckung). Die Temperaturunterschiede in der Nacht sind gegenüber dem Unterschied am Tag relativ gering und betragen oft nur einige Grad, die aber entscheidend sein können ob es zu Qualitätseinbussen kommt. Nebst der Einstrahlung ist der Luftaustausch zwischen dem Bereich über und unter der Abdeckung entscheidend für die Temperaturentwicklung. Je intensiver dieser Luftaustausch stattfindet desto geringer die Temperaturdifferenz. Der Luftaustausch wiederum ist abhängig von der Windgeschwindigkeit, der Gewebeart bei Vliesen und der Lochanzahl bei Folien. Der verringerte Luftaustausch erklärt auch die bessere Frostwirkung bei doppelter Vliesabdeckung, da sich zwischen den beiden Vliesschichten ein isolierendes Luftpolster bilden kann. 

Wann das Vlies abnehmen? 

Für das Ein- und Ausrollen der Flachabdeckungen stehen zwar mechanische Hilfen (Haspel) zur Verfügung, das Ausbreiten in der Fläche und die Befestigung am Rand ist jedoch nach wie vor Handarbeit. Demensprechend stellt sich im Frühjahr die Frage wann die Abdeckungen entfernt werden sollen, denn jedes Auf- und Zudecken mehr ist ein nicht zu unterschätzender Kostenfaktor. Die Erfahrungswerte des Betriebsleiters für einen Standort und die Wetteraussichten sind dabei die wichtigsten Entscheidungsgrundlagen. Einige Grundsätze seien aber trotzdem erwähnt. Bei Doppelabdeckung richtet sich die Abnahme der oberen Schicht an kritischen Höchsttemperaturen die nicht überschritten werden sollten. Die Kulturentwicklung ist dabei einzubeziehen. Bei kopfbildenden Salaten sollte z.B. zum Zeitpunkt der Kopfbildung Temperaturen über 30°C über einen längeren Zeitraum (>3 Stunden) vermieden werden, da es ansonsten zu einer schlechteren Kopfbildung kommen kann. Ist dieses Stadium also erreicht und solche Temperaturen sind unter der Abdeckung zu erwarten, sollte die obere Schicht entfernt werden. In der Praxis kann man die Temperaturen unter den Abdeckungen direkt mit Temperaturfühlern messen. Im benachbarten Ausland (Pfalz) besteht eine Steuerungshilfe auf Grundlage eines gemessenen Referenzstandortes. Für die Schweiz existiert dieser Service zwar nicht, dennoch kann es lehrreich sein, diese Zahlen einmal zu studieren (Link).

Beim Abnehmen der letzten Vliesauflage stellt sich zusätzlich das Problem von Strahlungschäden welche durch eine abrupte Abnahme bei hoher UV-Einstrahlung auftreten können. Die Auflagen sollten daher entweder früh, abends oder bei kühlfeuchter Witterung abgenommen werden. Zudem sollten die Abdeckungen frühzeitig vor der Ernte abgenommen werden um eine gewisse Abhärtung der Pflanzen zu erreichen, damit die Erntequalität stimmt. 

Frühjahrspflanzungen mit anschliessender Vliesauflage
Frühjahrspflanzungen mit anschliessender Vliesauflage

Bei Wind zu beachten

Ein Nachteil von Flachabdeckungen sind Schlag- und Scheuerschäden bei starkem Wind, gerade bei Blattgemüse wie Salat. Bei Einfachabdeckung tritt dieses Problem häufiger auf, als bei doppelter Abdeckung, weil sich die beiden Schichten gegenseitig stabilisieren und weniger flattern. Daher soll bei angekündigtem starken Wind die Doppelabdeckung belassen werden. Sollte trotz guter Befestigung nach einem Sturm einmal Vlies in der Gegend verteilt sein, versteht es sich von selbst die Vliesreste so gut wie möglich einzusammeln. Gerade entlang von Durchgangsstrassen sind solche Vliesresten auch nicht ganz ungefährlich.