Kennzahlen genau im Blick behalten
Das Team Tierhaltung vom Strickhof lud am Dienstag zum letzten Mal in diesem Jahr zu einem weiterbildenden Online-Fachabend ein. Das Thema lautete «Leitkeime im Rindviehstall». Es wurde erklärt, was Leitkeime sind, welche Faktoren ihre Vermehrung begünstigen und wie man sie in den Griff bekommt. Tierärztin Michèle Bodmer von der Universität Bern erläuterte, wie Mastitisprobleme mit Leitkeimen zusammenhängen. Viele Hinweise auf Euterprobleme seien in den Kennzahlen, beispielsweise der Milchproben, zu erkennen und zu quantifizieren. Sie empfahl den Zuhörenden, die Zahlen gut im Blick zu behalten. Häufig sei es eine Gruppe von Keimen, die Probleme verursachen.
Boxen trocken halten
Bei der Analyse der krankmachenden Keime ist es wichtig herauszufinden, ob die Keime übertragbar oder nicht übertragbar und ob sie stark oder schwach krankmachend sind. Je nach Ergebnis wird die Therapie gewählt. Michèle Bodmer betonte, dass Tiere, die in der 1. oder 2. Laktation einen Viertel aufwiesen, gut heilbar seien. Eine Antibiotikabehandlung sei jedoch nicht sinnvoll bei Tieren mit einer langen Vorgeschichte von hohen Zellzahlen oder wenn sie schon mehrmals erfolglos behandelt wurden. Es ist wichtig, zwischen umweltassoziierten Mastitiserregern wie Streptococcus uberis und kuhassoziierten Erregern wie Staphylococcus aureus zu unterscheiden. Um den Keimdruck im Stall möglichst gering zu halten, sollte die oberste Schicht der Einstreu trocken sein, unabhängig des Einstreumaterials.
Zudem sollte die Haltung der Tiere möglichst stressfrei gestaltet werden, da Stress die Abwehrkräfte beeinträchtigt. Auch Fütterungsfehler spielen eine Rolle: Einerseits kann das Immunsystem geschwächt werden, andererseits führt dünner Kot zu mehr Verschmutzung, auch an der Kuh und am Euter. Leitkeime mit Tests bestimmen Tierarzt Daniel Glauser von der Suisselab AG erklärte die verschiedenen Möglichkeiten, Leitkeime zu bestimmen. Bei einer Entzündung sei es wichtig zu wissen, mit welchen Keimen man es zu tun hat.
- Bakteriologische Untersuchung: Alle Erreger sind nachweisbar. Wenn das Tier jedoch bereits behandelt wurde, ist diese Methode nicht mehr möglich, da Antibiotika das Resultat beeinflussen. Diese Methode dauert mehrere Tage.
- PCR-Test: Die Ergebnisse liegen innerhalb eines Arbeitstags vor. Die Methode kann auch bei bereits eingesetztem Antibiotikum angewandt werden. Der Test findet nur die Erreger, die im Test enthalten sind.
Unabhängig von der Wahl des Tests ist es enorm wichtig, dass die Proben steril abgenommen werden.
Sauberkeit ist entscheidend
Zum Schluss führte die Kamera in den Milchviehstall von AgroVet-Strickhof. Katrin Müller befragte den milchwirtschaftlichen Berater Christoph Mächler, beide vom Strickhof, über die Bedeutung von Sauberkeit und Hygiene im Stall. Sauberkeit sei entscheidend und sage viel über das Management des gesamten Betriebs aus, so Christoph Mächler. Welche Methode zur Zitzenreinigung gewählt werde, spiele weniger eine Rolle, wichtig sei am Schluss ein sauberes Resultat. Die Melkanlage müsse richtig auf die Herde eingestellt sein, sodass der Strichkanal der Zitzen nicht gereizt wird, ansonsten werden Entzündungen begünstigt. Auch beim Dipmittel gebe es verschiedene Mittel, die gut desinfizieren und pflegen. Er empfiehlt Mittel mit Jod, da noch keine Resistenzen gegen Jod festgestellt wurden.
Die Liegeboxen müssen bequem, sauber und trocken sein. Da die Kuh beim Wiederkäuen Speichel verliert, empfiehlt es sich nicht, die Einstreu vom Kopfbereich nach hinten zu ziehen. Kalk kann gegen Feuchtigkeit verwendet werden, sollte aber mit einer Schicht Einstreu bedeckt werden, damit das Euter nicht gereizt wird.
Text: Ursina Berger, Strickhof