Gute Pflege hilft gegen Schädlinge
Am Online-Fachabend der Fachstelle für Biolandbau am Strickhof ging es diese Woche um die Chancen und Herausforderungen im Bio-Rapsanbau. Johannes Röllin stellte einleitend die Rapsversuche auf dem Strickhof Bio-Partnerbetrieb Stiegenhof vor. Er empfiehlt, im Bio-Rapsanbau den durchschnittlichen Ertrag über drei Jahre als Messlatte zu nehmen, weil die Erträge – auch aufgrund der Witterung – sehr unterschiedlich sein können.
Elementar für den Bioraps sei ein feines, gut abgesetztes Saatbeet, um ideale Auflaufbedingungen zu schaffen. Eine frühe Saat Ende August mit einem Reihenabstand von 50 cm ist ideal. Bei einem grösseren Abstand wird dem Unkraut mehr Lichteinfall und den Schädlingen mehr Einflugmöglichkeiten gewährt. Je nach Standort empfiehlt sich eine Düngergabe von max. 40 kg Stickstoff pro Hektare, damit die Pflanzen zügig auflaufen und widerstandsfähig mit einem Wurzelhalsdurchschnitt von mindestens 0.8 cm in den Winter starten zu können. Wenn möglich sind im Februar und Frühling nochmals zwei Düngergaben auszubringen, um den Raps während seinem Längenwachstum im Frühjahr zu unterstützen.
Drei Schädlinge
Beim Rapsanbau sind hauptsächlich die drei Schädlinge Rapserdfloh, Rapsstängelrüssler und der Rapsglanzkäfer zu befürchten. Die Larven des Rapserdflohs fressen Höhlen in die Blatttriebe, was sich generell negativ auf die Wüchsigkeit der Rapspflanzen auswirkt und bis zum Auswintern der Rapspflanzen führen kann. Der Rapsstängelrüssler verursacht ab Ende Februar Wuchsstörungen, die aber ab einer Pflanzenhöhe von 20 cm keine Gefahr mehr darstellen. Der Rapsglanzkäfer kommt im Frühling und richtet vor allem an den geschlossenen Blüten Schaden an, welche nach dem Eindringen des Käfers abfallen und somit keinen Ertrag mehr generieren können.
Befall sortenunabhängig
Mathias Christen vom FiBL stellte den dreijährigen Bio-Rapssortenversuch «Colors» mit Hybridsorten, Liniensorten und HOLL-Rapssorten vor. Dabei stellte sich heraus, dass es keine Unterschiede in der Schädlingsanfälligkeiten bei den verschiedenen Sorten gibt, sehr wohl aber im Wachstum und in der Kompensationsfähigkeit. Wobei sich Hybridsorten am vitalsten und wüchsigsten zeigten, gefolgt von den Liniensorten und zuletzt den HOLL-Sorten. Einen grossen Einfluss auf den Ertrag haben die Larven des Rapserdflohs. Die Anzahl Rapsglanzkäfer ist weniger relevant, viel eher ist die Dauer der Blüte entscheidend. Bei kalter und nasser Witterung blüht der Bestand sehr unregelmässig und es bilden sich immer neue Blütenknospen, die vom Rapsglanzkäfer abgefressen werden können.
Die neue Bio-Liniensorte «Collector Bio» hat sich in Versuchen als besonders vielversprechend erwiesen und ist gemäss Mathias Christen eine gute Wahl.
Möglichst grosse Rapsparzellen
Als zweiten Versuch stellte Mathias Christen einen Streifenversuch vor. Die Resultate zeigten auf, dass in den schmalen Rapsstreifen, eingebettet zwischen anderen Kulturen wie Kartoffeln und Zuckerrüben mehr Schädlinge einflogen als in grossen Parzellen. Daraus lässt sich schliessen, dass je mehr Ränder eine Rapsparzelle aufweist, desto mehr Schädlinge zu finden sind.
«Zudem halten sich die Schädlinge im Sommer in den nahestehenden Wäldern oder Kulturen auf, so dass sie im Herbst gleich wieder einfliegen können», so Mathias Christen. Aus diesem Grund empfiehlt es sich wenn möglich, die Parzellen möglichst weit vom letztjährigen Rapsfeld anzulegen.
Weiterhin keine Hybridsorten
Hanna Marti von Bio Suisse informierte über die aktuelle Marktsituation und die Zulassung von Hybridsorten. Die Fachgruppe für Ackerkulturen stellte einen Antrag zur Zulassung von Hybridsorten im Biolandbau. Die Markenkommission Anbau (MKA) hat den Antrag jedoch abgelehnt, unter anderem um die Vielfalt in der Agrobiodiversität zu gewährleisten und um möglichst unabhängig von grossen Konzernen zu bleiben.
Die verschiedenen Zuchtsorten
Die verschiedenen Rapssorten unterscheiden sich aufgrund der Züchtung:
- Liniensorten: herkömmlich gezüchtete Sorten; Standard im Biolandbau zur Herstellung von klassischem Rapsöl
- Hybridsorten: Standard im konventionellen Anbau für die Herstellung von klassischem Rapsöl
- HOLL-Raps: Hybridsorten; im Biolandbau zugelassen mangels Alternativen; enthält einen hohen Ölsäuregehalt (High Oleic), gleichzeitig einen geringen Anteil an Linolensäure (Low Linolenic). Diese Fettsäurestruktur gewährleistet die Stabilität des Fettes bei hohen Temperaturen.
Text: Ursina Berger, Strickhof