Pflanzenbau-News 29. März 2023
Pflanzenschutz im Feldbau
Getreide
Unkrautbekämpfung
In herbstbehandelten Getreidebeständen ist jetzt besonders die Kontrolle auf Klebern angezeigt. Die möglichen Klebern-Spezialmittel mit Kosten je Hektare sind im Mittelheft, Seite 52 aufgelistet. Sofern Sie noch kein Mittelheft 2023 haben, melden Sie sich bei uns.
Situations- oder witterungsbedingt konnte bislang noch nicht in allen Getreidebeständen die chemische Unkrautbekämpfung abgeschlossen werden. Nach Frost oder Starkniederschlägen und insbesondere im fortgeschrittenen Entwicklungsstadium ist beim Einsatz eines Herbizides dessen Einsatzfenster zu kontrollieren, um eine phytotoxische Wirkung zu vermeiden. Als Beispiel: Archipel darf bis DC 30 (Beginn Schossen, das ist teilweise schon vorbei) oder Pacifica Plus bis DC 32 eingesetzt werden.
Im Weizen auf letztjährigen Rübenfeldern finden sich kleine Rüben, die als Durchwuchsrüben überlebt haben. Solche Rüben werden durch eingesetzte Getreideherbizide ungenügend erfasst, da der Rübenkörper genügend Triebkraft aufweist. Diese Rüben werden schossen und einen Samenständer mit keimfähigen Samen produzieren. Solche Felder müssen kontrolliert und Schosserrüben von Hand ausgerissen werden. Bei Conviso-Rüben wären die Wildrüben, die aus den Samen keimen würden, gegen alle Mittel aus der Gruppe der Sulfonylharnstoffe (B-Mittel bzw. 2er-Mittel) resistent.
Bei vereinzeltem Auftreten von Wurzelunkräutern (Blacken, Disteln) kann auch eine Einzelpflanzenbehandlung mit einem im Getreide bewilligtem Herbizid erfolgen. Dies ist auch beim angemeldetem Produktionssystembeitrag «Verzicht auf Herbizide» erlaubt.
Halmverkürzung verschieben
Wintergerste befindet sich im Stadium Schossen, frühe Bestände sind gut im DC 31. Je nach Saattermin ist der Weizen zwischen DC 29 bis DC 33 (früh gesäter Diavel). Die intensiven Bestände, die allenfalls bereits gegen Unkraut behandelt wurden, sind meist auch im DC 29 – 30 mit CCC verkürzt worden. Bei den im Herbst behandelten Beständen steht im DC 31 (1-Knotenstadium) die Verkürzung an. Wir empfehlen beim angesagten Wetter keine Verkürzungen durchzuführen! Verschieben Sie die Verkürzung auf nächste Woche. Der Frost von Dienstagmorgen und das bedeckte Wetter für den Rest der Woche sind nicht die wüchsigen Bedingungen, die es für eine gute verkürzende Wirkung bräuchte.
Raps
Fehlerhafte Seite im Mittelheft
Die Seite 25, Rapsinsektizidtabelle im Mittelheft 2023 weist 2 Fehler auf. Beim Mittel Ammate fehlt das «Gut-Zeichen», dass das Mittel bewilligt ist gegen den Glanzkäfer. Zudem sollte die Sonderbewilligungsspalte rechts, auf der Höhe von Pirimicarb, ein «Ja» aufweisen und ab Gazelle SG ein «Nein». Das «Ja» gehört zum Pirimor. Die korrigierte Seite ist auch auf der Strickhof-Webseite zum Mittelheft zu finden.
Stängelrüssler
Im sich streckenden Raps kann jetzt die Bilanz zur Bekämpfungsstrategie des Stängelrüsslers gezogen werden. Die Schäden sind in diesem Jahr wegen der warmen Frühjahrswitterung in unbehandelten Feldern sehr ausgeprägt. So wurde während der einmonatigen Dauer der regionalen Sonderbewilligung, d. h. vom 24. Februar bis 24. März, am Standort Lindau an zwölf Tagen eine Tages-Maximaltemperatur von über 12 °C und damit günstige Bedingungen für den Stängelrüssler-Einflug erreicht. Zur Eiablage bevorzugt der Stängelrüssler stets den oberen Bereich des Stängels, wo dieser noch weniger stark verhärtet ist. Sind Eiablagen erfolgt, äussern die sich durch verkrümmte und aufgeplatzte Haupttriebe oder bei später Eiablage durch Einstiche oder Verkrümmungen oben am Haupttrieb unter der Hauptblütenknospe.
Rapsglanzkäfer
Die Glanzkäfer fliegen ab einer Tagestemperatur von 15°C aus ihren Winterquartieren, den Laubschichten, in die Felder ein. Darum verzeichneten wir vergangene Woche einen starken Einflug. Umgekehrt verweilen sie unter 10 °C regungslos in den Blütenknospen in einer Art Kältestarre, weshalb die aktuell kalt-feuchte Witterung dem Raps einen gewissen Entwicklungsvorsprung verschafft. Der Raps wächst nämlich bereits ab 5 °C und erste Pflanzen beginnen in frühen Lagen bereits zu blühen.
Rapskrebs
Der Rapskrebs ist eine Pilzkrankheit, die mit abfallenden Blütenblättchen in den Blattachseln die Pflanze infiziert. Aus Image-Gründen (Bienen/Honig) werden in der Schweiz, in der Regel, keine Fungizide in die Rapsblüte gespritzt, obwohl einige Mittel explizit dafür bewilligt wären. Wenn eine Behandlung erfolgt, wird sie vor der Blüte (ab DC 57) des Rapses durchgeführt. Dafür werden Mittel mit dem Wirkstoff Prothioconazol (Propulse, Proline, Escape) verwendet, weil dieser Wirkstoff nach der Applikation auf der Pflanze langsam abgebaut wird und das Abbauprodukt, das dabei entsteht, der eigentliche wirksame Stoff ist. Die Verzögerung durch den Abbau des Wirkstoffes ist der Grund, weshalb diese Mittel trotz Behandlung vor der Blüte, erst später noch wirken, wenn die ersten Blütenblättchen in die Blattachseln fallen.
Autoren: Simon Binder, Markus Hochstrasser
Zuckerrüben
Unterbruch der Saat
Letzte Woche wurde im Osten der Schweiz bereits ein beträchtlicher Teil der Zuckerrüben gesät, in gewissen Regionen weit über 50%. Dennoch sind noch viele Flächen zu säen. Vor allem auf schweren Böden, in hügeligen Lagen und auf Böden ohne Pflugeinsatz war die Feuchtigkeit letzte Woche noch zu hoch. Somit konnte keine geeignete Bodenbearbeitung durchgeführt werden.
Das Wetter in den kommenden Tagen ist leider alles andere als gut. Es ist ein herausfordernder Frühling, welcher erneut die Geduld der Rübenbauern beansprucht. Saaten in der ersten Aprildekade zählen noch immer zu den Normalsaaten. Es ist nicht damit zu rechnen, dass im März noch gesät werden kann, so dass wohl ein Grossteil der Rübenbauern die Saat um Ostern durchführen wird (aktuelle Grosswetterlage). Es ist Geduld angezeigt, so dass die Rüben unter guten Bedingungen gesät werden können. Kurzfristig eine Saat zu erzwingen ist wohl der falsche Rat.
Der Frost vom Dienstag dürfte den Zuckerrüben, welche bereits im Boden sind, nicht geschadet haben. Die Frühsaaten von anfangs März dürften, sofern sie aufgelaufen sind, ebenfalls keinen Schaden davongetragen haben. Da noch nicht viele Rüben aufgelaufen sind resp. noch ein grosser Teil nicht gesät wurde, sind Schädlinge noch kein Thema.
Bei frühen Saaten ist es jedoch angezeigt, eine Schneckenkontrolle durchzuführen. Normalerweise haben Zuckerrüben 10-12 Tage bis sie das Licht der Welt erblicken. Unter den aktuell eher kühleren Temperaturen dürfte es etwas länger gehen. Die gesäten Felder, vor allem klassische Zuckerrüben, sind genaustens auf das Unkraut zu kontrollieren.
Mehr Informationen (Zuckerrüben-News KW 13/2023)
Luzi Schneider, Schweizerische Fachstelle für Zuckerrübenbau
Düngung
Schossergabe Getreide
Beim Getreide steht die Schossergabe an. Diese sollte von Ende Bestockung bis zum 2-Knoten-Stadium (BBCH 29 - 32) durchgeführt werden. In den Pflanzenbau-News der letzten Woche wurde anhand des Winterweizens erklärt, wie der Zeitpunkt des Schossens zu erkennen ist. Die Düngergabe beim Schossen soll der natürlichen Reduktion der Anzahl Triebe entgegenwirken und Anzahl Ährchen beziehungsweise Kornzahl pro Ähre fördern. Es entscheiden die Bestandesdichte und der Ernährungszustand der schwächeren Triebe über den Zeitpunkt der Schossergabe. Sind die Bestände am Ende der Bestockung schwach entwickelt, sollte die Schossergabe zu Beginn des Schossens erfolgen. Bei üppigen Beständen (3 - 5 Hauptriebe) kann die Gabe spätestens im 2-Knoten-Stadium (BBCH 32) erfolgen. Dadurch soll vermieden werden, dass überzählige und schwache Triebe unnötig mitgeschleppt werden. Die Höhe der Schossergabe beläuft sich auf 40 bis 50% des Stickstoffs gemäss Düngungsnorm. Gaben über 60kg N/ha sollten wegen der Gefahr des Auswaschens aufgeteilt werden. Idealerweise wird wegen der sofortigen Wirkung Ammonsalpeter eingesetzt. Es kann aber auch Harnstoff oder 25 - 30m3Gülle (mit Schleppschlauch, 1:1 verdünnt) verwendet werden.
Vorsicht mit Feldarbeiten bei Nässe
Nach den ergiebigen Niederschlägen am letzten Wochenende wird auch Regen für die kommenden Tage prognostiziert. Daher ist für anstehende Feldarbeiten Vorsicht geboten, da es durch das Befahren der Böden bei nassen Verhältnissen zu schädigenden Bodenverdichtungen kommen kann. Im Zweifelsfall kann eine Spatenprobe Aufschluss über die aktuellen Bodenverhältnisse geben. Ist der Boden bis Bearbeitungstiefe (bis etwa 30cm) brüchig und nicht knetbar, ist eine Befahrung normalerweise nicht problematisch. Ist die Bodenprobe jedoch knet- und verformbar und gibt sie beim Zusammenpressen mit der Hand Wasser ab, dann sollte der Boden nicht befahren und bearbeitet werden.
Serge Braun, Fachbereich Boden & Düngung