Obst-Info Zürich 8/2025
Wetterprognose und Phänologie Kernobst/Steinobst
Ab Freitag überschreiten die Temperaturen verbreitet die 20°C-Marke. Ab Sonntag sind mit gewissen Unsicherheiten nach der langen trockenen Phase geringe Niederschläge möglich. Glücklicherweise sollten bis auf Weiteres keine Fröste mehr auftreten.
Phänologie
Einige frühblühende Birnensorten haben begonnen zu blühen. Die meisten Apfelsorten befinden sich dagegen noch im Rotknospenstadium. Sollte die Vorblütenkontrolle auf Schädlinge nicht bereits gemacht worden sein, ist jetzt ein idealer Zeitpunkt dafür.
Das Steinobst ist bereits etwas weiter. Die Kirschenblüte hat bei frühblühenden Sorten begonnen, allerdings sind die Unterschiede zwischen den Sorten noch beträchtlich. Die Unterschiede in der Phänologie bei Zwetschgensorten sind ebenfalls gross, so befinden sich die ersten Sorten wie Dabrovice bereits in Vollblüte (BBCH 65), andere Sorten wie Fellenberg allerdings noch knapp vor der Blüte.
Die warmen Temperaturen werden einen Vegetationsschub verursachen, insbesondere wenn wie gemeldet nach langer Zeit wieder etwas Niederschlag dazukommt.
Kernobst
Läuse (Faltenlaus, Mehlige Apfelblattlaus)
Läuse sind in Kernobstanlagen dieses Jahr häufiger anzutreffen. Dies deckt sich auch mit den überdurchschnittlich hohen Funden an Blattlauseiern bei den Astprobenkontrollen (siehe auch Obst-Info ZH 5/2025). Behandlungen können nur vor oder nach der Blüte durchgeführt werden.
Pflanzenschutz ÖLN: Neben Flonicamid* (Teppeki) kann die Lausbekämpfung bei Temperaturen >18°C am Freitag oder Samstag auch mit Pirimicarb* (Pirimor, …) durchgeführt werden. Acetamiprid (Gazelle SG) sollte für die Sägewespenbehandlung nach der Blüte genutzt werden.
Pflanzenschutz BIO: siehe Obst-Info ZH 7/2025
* Zum Schutz der bestäubenden Insekten sind Insektizidbehandlungen vor dem Blühbeginn durchzuführen! Auflagen zum Schutz der Bienen (SPe 8 - Auflagen) strikt einhalten! |
Schorf/Mehltau
Die ungewöhnlich lange trockene Phase hat dazu geführt, dass bis am Wochenende etwa 25% aller Sporen aus dem Vorjahr reif für einen Ausstoss sind. Der Unsicherheitsbereich in den Wetterprognosen ist zurzeit gross. Sollten die Niederschläge etwas umfangreicher als heute gemeldet ausfallen und damit auch die Blattnassdauer länger sein als erwartet, besteht die Gefahr eines ausserordentlich wichtigen Infektionsereignisses. Wir empfehlen eine vorbeugende Behandlung am Freitag oder Samstag.
Pflanzenschutz ÖLN: Vorbeugende Wirkstoffe wie Dithianon (z.B. Delan WG) oder Captan einsetzen. Wir empfehlen Produkte aus der Gruppe der Anilinopyrimidine erst während der Blüte, wegen der Wirkung gegen Blütenmonilia und Kelchfäule.
Mehltaubehandlungen bevorzugt mit Nimrod (nicht bewilligt bei Birnen), Cyflamid oder bei warmen Temperaturen (nicht über 25°C) auch mit Schwefel (5 kg/ha) vornehmen.
Pflanzenschutz BIO: Tonerdeprodukte (8 kg/ha) + Netzschwefel (5-6 kg/ha). Gegen Birnenschorf und bei schwefelempfindlichen Apfelsorten die Schwefelmenge um ca. 1/3 reduzieren.
Feuerbrand
Mit dem Beginn der Kernobstblüte kann die Feuerbrandprognose unter www.feuerbrand.ch abgerufen werden. Wir führen zusätzliche Berechnungen durch. Die heute gemeldeten Temperaturen reichen nicht für erfüllte Infektionsbedingungen am Wochenende, weshalb abgesehen von Pflanzenstärkungsmitteln (Bion, Vacciplant) im Moment keine weiteren Behandlungen angezeigt sind. Sollte sich an der Situation etwas ändern, melden wir uns via Obst-Info.
Steinobst
Monilia, Schrotschuss, Sprühflecken
Mit den nächsten Niederschlägen steigt die Gefahr für pilzliche Infektionen, vgl. Obst-Info ZH Nr. 07/2025. Beachten Sie, dass diverse Produkte Einschränkungen für bestimmte Steinobstarten und Anwendungshäufigkeiten und -Mengen haben!
Pflanzenschutz ÖLN: Dithianon gegen Schrotschuss, Bitterfäule, Sprühflecken (in dieser Indikation nur auf Kirsche bewilligt).
Gegen Blütenmonilia mit Teilwirkung auf Schrotschuss sind gewisse Strobilurine bewilligt: Prolectus, Teldor sowie SSH’s (bsp. Fezan (nicht bewilligt bei Zwetschgen), Slick, Bogard, Difcor 250 EC, Lumino, Sico, Divo) in obligatorischer Mischung mit Captan oder Dithianon.
Anilinopyrimidine: Chorus (Cyprodinil) ist nicht bewilligt bei Kirschen, jedoch für anderes Steinobst ohne obligatorische Mischung mit Captan oder Dithianon gegen Blütenmonilia zugelassen, hat aber keine Schrotschusswirkung. Ebenfalls nicht bei Kirschen erlaubt, aber im restlichen Steinobst mit voller Wirkung auch gegen Schrotschuss zugelassen, sind Switch und Avatar.
Während der Blüte Netzschwefel zurückhaltend einsetzen (Geruch stösst Bienen ab). Schrotschuss-Behandlungen ab Ballonstadium (59) bis erste Blüten offen (61) mit Folpet Produkten. Maximal erlaubte Anzahl Anwendungen pro Produkt, Obstart und Jahr beachten. Je nach Niederschlag und Blühverlauf der einzelnen Sorten blockweise behandeln. Kombinationen von Captan, Dithianon, Folpet, Netzschwefel und Kupfer wirken gegen Monilia und Schrotschuss.
Pflanzenschutz BIO:
Freilandkulturen:Blütenmonilia ab Ballonstadium und während der Blüte in Abhängigkeit der Infektionsgefahr mit Tonerdeprodukte oder Kaliumhydrogencarbonate, jeweils in Kombination mit Netzschschwefel, behandeln.
Gedeckte Kulturen: Eine vorbeugende Behandlung ist nur bei angesagter langanhaltender, hoher Luftfeuchtigkeit bzw. starker Taubildung angezeigt.
Schädlinge
Siehe Obst-Info ZH 7/2025
Fruchtausdünnung Zwetschgen
Nach den sehr starken Behängen im Vorjahr beobachten wir derzeit je nach Sorte und Lage eine schwächere Blüte. Über eine Ausdünnung ist deshalb situativ zu entscheiden. Dabei sind auch allfällige Frostereignisse zu berücksichtigen. Bei Bedarf kann während der Vollblüte mechanisch oder chemisch ausgedünnt werden. Zur chemischen Ausdünnung sind eine bis zwei Behandlungen mit Armicarb oder Ghekko (Kaliumhydrogencarbonat) zugelassen.