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Fachgerecht durchgefu00fchrte Laubarbeiten fu00f6rdern die Traubenqualitu00e4t und unterstu00fctzen den Pflanzenschutz. Foto Strickhof>

Gipfeln und Entblättern im Rebbau

Sobald die Blüte vorüber ist, kann mit den Laubarbeiten begonnen werden. Eine lockere Laubwand und Traubenzone sind notwendig, damit die angewendeten Pflanzenschutzmittel die Trauben erreichen können und die Beeren abgehärtet werden. Die Laubarbeiten dienen also nicht primär der Optik, sondern erfüllen einen wichtigen Zweck in Hinblick auf die Traubenqualität und den Pflanzenschutz.

Gipfeln (Kappen, Obenabnehmen) der Rebtriebe

Nach der Blüte – während der Zellteilungsphase – haben die Trauben grossen Bedarf an Nährstoffen und Assimilaten. Dadurch kommt es zu einer Konkurrenzsituation mit den Triebspitzen. Durch das Gipfeln werden diese entfernt, wodurch in der Folge Nährstoffe stärker zu den Trauben umgeleitet werden.

Der Zeitpunkt, wann gegipfelt wird, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Einerseits bestimmt die Physiologie der Reben den Zeitpunkt. Wird eher früh gegipfelt, stehen den Trauben mehr Nährstoffe zur Verfügung, was zu dichteren Trauben und grösseren Beeren führt. Bei dichtbeerigen Sorten und Klonen steigt dadurch das Risiko für Botrytisbefall während der Reifephase an, besonders bei guter Befruchtung. In der Praxis wird der Termin für das Gipfeln oft von arbeitswirtschaftlichen Gründen bestimmt. Da diese Arbeit häufig maschinell – mit einem Laubschneider – durchgeführt wird, ist es notwendig, dass die Triebe über die Stützpfähle hinausgewachsen sind. Wird zu früh gefahren, werden nicht alle Triebe erfasst. Es sollte auch nicht zu kurz gegipfelt werden, da die Triebe sonst wieder aus dem Drahtrahmen schlüpfen. Wird zu lange gewartet, fallen die Triebe um, was ebenfalls dazu führt, dass sie vom Gerät nicht mehr erfasst werden können. Wird von Hand gegipfelt, ist man diesbezüglich etwas flexibler. Wartet man allerdings zu lange, wird das Gipfeln dann zur Schwerarbeit, da sich ältere Triebe nur mit grossem Kraftaufwand durchschneiden lassen.

Je nach Wachstum sind zwischen 1 – 3 Durchgänge notwendig, um die Reben auf der gewünschten Höhe zu halten. Dabei wird mit jedem Durchgang etwas höher geschnitten. Zum einen um die neuen Blätter zu schonen, zum anderen, weil die dann schon leicht verholzten Triebe erhöhten Kraftaufwand erfordern.

Rebbau Anbau Pflege
Mangelnde Laubarbeit behindert den Pflanzenschutz und erschwert die weiteren Arbeiten, z. B. die Lese. Foto Strickhof
Rebbau Anbau Pflege
Fachgerecht durchgeführte Laubarbeiten fördern die Traubenqualität und unterstützen den Pflanzenschutz. Foto Strickhof

 

Entblättern (Auslauben) der Traubenzone

Eine weitere Pflegemassnahme, die nach der Blüte durchgeführt werden sollte, ist die Entblätterung der Traubenzone. Wie das Gipfeln hat auch die Entblätterung Einfluss auf die Versorgung der Beeren und Trauben. Im Gegensatz zum Gipfeln stehen den Trauben durch das Entblättern jedoch weniger Nährstoffe zur Verfügung. Dies führt theoretisch zu kleineren Beeren und lockereren Trauben, vor allem, wenn gleichzeitig eher spät gegipfelt wird. Wird sehr früh – vor oder während der Blüte –entblättert, kann dies in Jahren mit schlechter Befruchtung auch zu übermässiger Verrieselung führen, besonders bei lockerbeerigen Sorten und Klonen.

Die Entblätterung führt in der Regel zu einer besseren Abhärtung der Beerenhäute und damit einer höheren Widerstandsfähigkeit. Dabei muss aber mit Augenmass vorgegangen werden. Wird zu stark – über die Traubenzone hinaus – oder zu spät – nach dem Traubenschluss – entblättert, kann das negative Folgen haben, z. B.: Sonnenbrand oder mangelnde Stickstoffversorgung (Aminosäuren) der Beeren. Sonnenbrand tritt besonders dann auf, wenn auf eine Phase mit kühler Witterung eine Phase mit starker Sonneneinstrahlung folgt, darum sollte nicht kurz vor einer Hitzeperiode entblättert werden. 

Wann und wie stark entblättert wird, hängt vor allem von der Traubensorte und dem gewünschten Weintyp ab. Einige Weissweinsorten, wie Müller-Thurgau oder Sauvignon blanc, können auf eine zu starke Entblätterung mit unerwünschten Aromaveränderungen reagieren. Bei weissen Sorten wird daher eine eher moderate Entblätterung (Teilentblätterung) empfohlen. Dabei werden nur die Geiztriebe in der Traubenzone und die untersten zwei bis drei grossen Blätter der Triebe entfernt. Vielfach reicht es auch, nur die Schattenseite (Ostseite) zu entblättern, so wird gewährleistet, dass die Trauben später im Halbschatten hängen und auch noch etwas vor Unwettern geschützt sind. Vor allem in Terrassenanlagen hat sich dieses Vorgehen gut bewährt. Rote Sorten können dagegen stärker entblättert werden. Sie reagieren dann in der Regel mit besserer Farb- und Gerbstoffausprägung und höherer Reife.

Die Entblätterung unterstützt auch den Pflanzenschutz. Die jungen Beeren sind sehr anfällig auf Pilzkrankheiten und durch das Entblättern der Traubenzone wird gewährleistet, dass die Pflanzenschutzmittel gut an die Trauben kommen. Ausserdem wird die Durchlüftung und damit die Abtrocknung der Beeren gefördert, wodurch für Pilzkrankheiten ein weniger günstiges Mikroklima herrscht. Vor allem gegen die Kirschessigfliege oder Botrytis trägt eine frühzeitig und korrekt durchgeführte Entblätterung oft genauso viel zum Erfolg bei wie Behandlungen mit Pflanzenschutzmitteln.

Entblättert wird in der Praxis häufig von Hand, es stehen aber auch Maschinen dafür zur Verfügung. Je nach Gerätetyp ist der Einsatzzeitpunkt anzupassen. Sogenannte Rollenentlauber (saugend zupfende Arbeitsweise) sollten nicht eingesetzt werden, wenn die Trauben waagrecht stehen, da diese sonst beschädigt werden könnten. Entweder man fährt also vorher oder man wartet, bis sich die Trauben vollständig abgesenkt haben. Bei pneumatischen Entlaubungsgeräten spielt dies keine Rolle, allerdings ist Vorsicht bei der Geräteeinstellung nötig, da es sonst zu Schäden an den jungen Beeren kommen kann. Je nach Situation kann es auch Sinn machen die Entblätterung in zwei Durchgängen durchzuführen.

Rebbau Anbau Pflege
Ein pneumatischer Entlauber kann flexibler eingesetzt werden als andere Geräte. Das Arbeitsergebnis ist dafür etwas weniger schön. Foto Strickhof

 

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Entlaubungsgeräte (hier im Bild ein Rollenentlauber) können auch gut überbetrieblich genutzt werden. Foto Strickhof