So finden Sie uns

Strickhof
Eschikon 21
CH-8315 Lindau
+41 58 105 98 00
info@strickhof.ch

Strickhof auf Social Media

Frostschutzmassnahmen im Aprikosen-Tunnel am Strickhof Lindau. Demonstration im Rahmen der Obst-Sommertagung 2025. Foto: Strickhof>

Von resistenten Äpfeln bis Frostschutz

Im Fokus der Obst-Sommertagung von Ende August 2025 standen Versuche mit resistenten Sorten, Biodiversitätsmassnahmen und Frostschutz – sowie der Austausch unter Produzenten.

Nach 2021 fand die Obst-Sommertagung des Zürcher Obstverbands in diesem Jahr wieder am Strickhof statt. Die Fachstelle Obst organisierte gemeinsam mit dem Obstbau-Team des Ausbildungs- und Versuchsbetriebs ein vielfältiges Programm mit mehreren Posten. Die Teilnehmenden erhielten Einblick in laufende und geplante Versuche sowie in aktuelle Trends und Entwicklungen im Obstbau.

 

Multiresistente Sorten im Fokus

Die Tagung startete in der neuen, 2025 fertiggestellten Obstanlage des Strickhofs. David Szalatnay, Projekt-Initiator und Leiter Spezialkulturen am Strickhof, stellte das Konzept vor. Die Idee dazu entstand wegen einer im Rahmen des Aktionsplans Pflanzenschutzmittel des Bundes gemachten Annahme, wo es heisst: «Durch den Anbau resistenter Sorten kann die Anzahl Fungizidbehandlungen stark reduziert werden.». Wie stark diese Reduktion in der Praxis künftig möglich sein wird, ohne zu riskieren, dass die Erntemengen oder die Fruchtqualität leidet, ist im Apfelanbau nicht klar. Gründe dafür liegen bei bereits verbreitet beobachteten Resistenzdurchbrüchen und dem Auftauchen von neuen Krankheiten.

In der neuen Obstanlage werden künftig mehrfach resistente Apfelsorten geprüft. Der Strickhof arbeitet mit Agroscope und dem Julius-Kühn-Institut in Dresden-Pillnitz (D) zusammen und kann die neusten, hochresistenten Zuchtnummern testen. «Diese Apfelzüchtungen verfügen gleichzeitig über bis zu vier Resistenzgene gegen den Apfelschorf, zwei gegen den Apfelmehltau und ein Resistenzgen gegen Feuerbrand», erklärte David Szalatnay. Bislang werden im Obstanbau nur Sorten mit einem einzelnen Resistenzgen gegen Apfelschorf angebaut.

Die neue Obstanlage ist keine klassische Produktionsanlage, sondern eigens für Versuche konzipiert worden. Weltweit existiere keine vergleichbare Obstanlage, betonte David Szalatnay. 

2024 wurden zunächst 24 Reihen Golden Delicious auf drei Unterlagen (M9, G11, B9) gepflanzt, die im kommenden Jahr umveredelt werden. Geplant ist der Anbau von etwa 60 multiresistenten Sorten in einem frühen Züchtungsstadium mit jeweils 24 Bäumen auf den drei Unterlagen. Ergänzend dazu werden neue und bewährte resistente Apfelsorten in die Anlage integriert, die für Direktvermarktungsbetriebe interessant sein könnten.

Obst-Sommertagung 2025
In der neuen Obstanlage begrüsste David Szalatnay die Obstproduzenten zur Sommertagung 2025. Foto: Strickhof

 

Biodiversität und Nützlinge 

Welche Möglichkeiten gibt es, Biodiversitätsmassnahmen in Obstanlagen umzusetzen? Und welche Herausforderungen stellen sich bei der Förderung von Nützlingen? Diese Fragen beleuchteten Simon Küng, Leiter Biolandbau, Boden & Biodiversität und Kaspar Hunziker, Fachstelle Obst, vom Strickhof anhand von Praxisbeispielen.

Kaspar Hunziker betonte, dass die Förderung von Nützlingen künftig noch wichtiger werde – nicht zuletzt, weil immer mehr Insektizide wegfallen. Er zeigte auf, dass jeder Schädling mehrere natürliche Gegenspieler hat, deren Förderung entscheidend ist.

Ein grosser Eingriff ist die Totaleinnetzung, die Schädlinge wie beispielsweise den Apfelwickler zuverlässig fernhält. Studien belegen die Wirksamkeit, doch bringt die Methode auch Herausforderungen mit sich: So können sich in total eingenetzten Anlagen zum Beispiel Blutläuse stärker vermehren, da die Netze den Zugang für ihre Gegenspieler blockieren. 

Um Nützlinge in Anlagen zu fördern, stehen verschiedene Massnahmen zur Verfügung. Blühstreifen haben nachweislich einen grossen Effekt, ebenso ein reduziertes Mähregime, etwa wenn die spontane Begrünung in den Fahrgassen etwas höher wachsen darf und seltener gemulcht wird.

Allerdings sind Blühstreifen in der Praxis mit Problemen verbunden: Mäusebefall durch hohes Gras, Konkurrenz zu den Bäumen in Bezug auf Wasser und Nährstoffe sowie die Gefahr der Abdrift.

Der Strickhof prüft daher Alternativen. Wie Simon Küng erklärte, wurde im Abspannbereich der Obstanlage eine Ruderalfläche mit einer Mischung von Pionierpflanzen angelegt. Dabei handelt es sich um eine vielfältige Blütenmischung, die für ein ständiges Nahrungsangebot sorgt.

«Der Vorteil ist, dass man nur einmal pro Jahr mähen muss und dort trotzdem keine Probleme mit Mäusen hat», erklärte Simon Küng. Für die Ruderalfläche wurden 20 Zentimeter Oberboden abgetragen und mit Wandkies aufgefüllt. Direktzahlungen gibt es dafür keine, aber eine Anrechnung an die Biodiversitätsförderflächen (BFF) ist möglich.

Obst-Sommertagung 2025
Biodiversität und Nützlinge war das Thema am Posten von Simon Küng und Kaspar Hunziker. Foto: Strickhof

 

Präzise Applikationstechnik

Seit vielen Jahren ist präzise Applikationstechnik in aller Munde. Gemeint ist dabei in offiziellen Dokumenten und Versuchen praktisch immer die Verhinderung von Abdrift. “Präzise Applikationstechnik wird häufig falsch verstanden und bedeutet nicht die Verhinderung von Abdrift. Präzise Applikationstechnik bedeutet, dass die ausgebrachten Wirkstoffe möglichst optimal an den Pflanzen angelagert werden”, wie David Szalatnay vom Strickhof ausführte. Selbstverständlich sei es zwingend, Abdrift zu verhindern. Aber nur weil der Sprühnebel nicht auf der Strasse oder der Nachbarparzelle lande, sondern im eigenen Feld, habe dies nichts mit präziser Applikation zu tun. Erfahrungen und unzählige Versuche der Strickhof Fachstelle Obst in den vergangenen 3 Jahren zeigen eindrücklich, wo die Hauptschwierigkeiten liegen. “Steile Strömungswinkel und zu hohe Luftmengen beim Einsatz der Gebläsespritzen führen dazu, dass in beinahe allen Bereichen der Baumkrone hauptsächlich die Blattunterseiten behandelt werden. Zusätzlich landet im obersten Bereich der Bäume kaum mehr Sprühnebel auf den Bäumen.” Um diesen Problemen entgegenzuwirken, wurde beim Posten die neue Obstbauspritze des Strickhofs präsentiert, welche über 6 Gebläse und einen extrem hohen Turm verfügt. Durch die einzigartige Bauweise dieser Obstbauspritze ist es möglich den Luftstrom genauer zu kontrollieren. Zusammen mit den Düsenpositionen in grosser Höhe ist es möglich, den Sprühnebel beinahe waagrecht auszubringen.

Pascal Weber von der Firma Stoll Mechanik GmbH erklärte den Anwesenden die Besonderheiten der gezeigten Obstbauspritze Mitterer V6R. Corsin Heller von der Gujer Landmaschinen AG als Vertretung der GVS AGRAR AG zeigte wichtige Eckdaten zum elektrisch angetriebenen Fendt E100 auf, welcher noch in diesem Jahr am Strickhof für einige Tage einem Praxistest unterzogen wird. Bei der anschliessenden Vorführung der beiden Sprühgeräte Mitterer VV15 und V6R entstanden viele spannende Diskussionen. 

Obst Sommertagung Applikation
Bei der Vorführung der beiden Sprühgeräte Mitterer VV15 und V6R entstanden viele spannende Diskussionen. Foto: Strickhof

 

Methanol-Heizung gegen Frost 

Ein weiteres Thema der Obst-Sommertagung waren Frostschutzmassnahmen im Aprikosenanbau. Ralf Merzenich, Leiter Obstbau am Strickhof, berichtete von seinen Erfahrungen mit verschiedenen Heizsystemen im Tunnel. Anfangs setzte er eine Pelletheizung ein, deren Betriebskosten sich jedoch als sehr hoch erwiesen. Mittlerweile hat der Strickhof eine Methanol-Heizung angeschafft, die auch an andere Betriebe – etwa zur Heutrocknung – vermietet wird. «Die Kosten sind deutlich geringer als bei Pellets oder Frostkerzen und es entsteht kein Russ», bilanziert Ralf Merzenich.

Seit 2017 baut der Strickhof Aprikosen im Tunnel an – sechs Sorten, ohne Pflanzenschutzmittel und mit dem Einsatz von Nützlingen. Untersucht wurden bislang Frostschutzmassnahmen, Ertrag und Qualität. Neu rückt die Rentabilität stärker in den Fokus.

Obst-Sommertagung 2025
Die Methanol-Heizung gegen Frost wurde in diesem Jahr im Strickhof-Obstbau getestet. Foto: Strickhof

 

Zum Abschluss informierte Jimmy Mariéthoz, Direktor Schweizer Obstverband, die Produzentinnen und Produzenten über Ernteaussichten beim Kernobst sowie agrarpolitische Themen. Bei einem gemeinsamen Imbiss liessen die Teilnehmenden die Tagung in entspannter Atmosphäre ausklingen.

Obst-Sommertagung 2025
Bei 5 Apfelsorten mit je 10 Früchten wurde der aktuelle Reifeindex gemessen und gezeigt (Stand 27.8.2025). Foto: Strickhof