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Tierseuchen im Fokus

Fachleute aus Wissenschaft und Praxis gaben einen Einblick in die aktuelle Tierseuchen-Lage und zeigten auf, was Landwirtinnen und Landwirte tun können, um ihre Betriebe zu schützen.

Blauzungenkrankheit, Afrikanische Schweinepest, Vogelgrippe sowie Maul- und Klauenseuche: Am Online-Fachabend des Teams Tierhaltung des Strickhofs drehte sich alles um Tierseuchen. Über hundert Teilnehmende verfolgten gespannt die Ausführungen.

Gertraud Schüpbach, Professorin am Institut für „Veterinary Public Health“ der Universität Bern, betonte gleich zu Beginn ihres Referates: «Die Tierseuchensituation in der Schweiz ist grundsätzlich sehr positiv.» Dennoch warnte sie, dass die Schweiz keine Insel sei. «Die Grenzen sind weit offen.» Mit der Globalisierung haben der Waren- und Personenverkehr stark zugenommen – einer der Gründe für die Verbreitung von Seuchen.

Ausbruch jederzeit möglich

Die Expertin gab einen Überblick über die Tierseuchen-Lage in Europa. Bei der Maul- und Klauenseuche (MKS)war es in den letzten 25 Jahren relativ ruhig (die Schweiz ist seit 1980 MKS-frei). Im Januar 2025 kam es in Brandenburg bei Wasserbüffeln überraschend zu einem Ausbruch, danach folgten Fälle in Ungarn und der Slowakei. Für die Schweiz sei das Risiko einer natürlichen Übertragung aktuell gering. Trotzdem betonte Schüpbach: Ein Ausbruch könne jederzeit und auch an unerwarteten Orten geschehen – mit potenziell gravierenden wirtschaftlichen Folgen.

Die Vogelgrippe trat im Jahr 2021/22 in Europa im grossen Stil auf. Die Schweiz war bislang wenig betroffen, meist waren es Wildvögel oder kleinere Betriebe. In Europa wurden bisher keine Milchkühe infiziert – anders als in den USA, wo bereits 776 Fälle in 17 Bundesstaaten dokumentiert sind. Die Hauptübertragung erfolgt dort über kontaminierte Milch oder Melkzeug.

Die Afrikanische Schweinepest ist in der Schweiz bislang nicht aufgetreten. Die Seuche verursache enorme wirtschaftliche Schäden, so Gertraud Schüpbach. Die Einschleppung erfolge oft über Speiseabfälle oder Wildschweine. Einmal in Wildbeständen, sei das Virus kaum noch kontrollierbar.

Biosicherheit verbessern

Gertraud Schüpbach rief die Landwirtinnen und Landwirte auf, der Biosicherheit mehr Beachtung zu schenken. In diesem Bereich sieht die Professorin grosses Verbesserungspotenzial. Dabei handelt es sich um Massnahmen, welche den Eintrag und die Verbreitung von Krankheitserregern verhindern. Besonders empfehlenswert sei der sogenannte Biosicherheits-Check (siehe Infobox).

Erfahrungsbericht aus Deutschland

Im zweiten Teil des Fachabends berichtete Nico Beckers-Schwarz – Landwirt und Tierarzt aus Nordrhein-Westfalen – über seine Erfahrungen im Umgang mit der Blauzungenkrankheit. Die Viruskrankheit hat im letzten Jahr die deutschen Milchviehbetriebe mit voller Wucht erfasst und sich explosionsartig ausgebreitet, von Westen nach Osten. Im August 2024 wurden 5'900 Fälle registriert.

Die Folgen für die Betriebe seien gravierend gewesen: Kühe kalbten teils zu früh, es kam zu Totgeburten, und infizierte Kälber wiesen Entwicklungsstörungen auf. Besonders deutlich war der Effekt auf die Milchproduktion: er erwähnte das Beispiel eines Betriebs, der im Schnitt 5 L Milch pro Kuh und Tag verlor.

Deutschland reagierte mit flächendeckenden Impfungen. Gemäss Nico Beckers-Schwarz schützt das zwar nicht vor Infektion. Aber: Die Verläufe seien milder, die Milchleistung gehe weniger stark zurück und Aborte würden weniger häufig auftreten, so der Tierarzt. Er rechnet damit, dass eine neue Welle mit Blauzungenkrankheit anrollen wird. Sein Rat an Milchviehhalter:

  • Lüfter durchgehend laufen lassen – Gnitzen, die das Virus übertragen, meiden Luftströme.
  • Futter gezielt anpassen – z. B. Mineralfutter + Viehsalz um 10 % erhöhen.
  • Keine Nachtweide – um das Risiko von Insektenstichen zu minimieren.

 

Biosicherheits-Check
«BioCheck» ist ein Online-Fragebogen, mit dem man die interne und externe Biosicherheit eines Betriebes überprüfen und Schwachstellen aufdecken kann.

Mehr dazu: https://www.gesunde-nutztiere.ch/de/biosicherheitscheck/?oid=57&lang=de

 

Michael Wahl, Strickhof

 

Biosicherheit Desinfektionsbecken Stall Tierseuchen
Desinfektionsbecken helfen, den Eintrag und die Verbreitung von Erregern zu verhindern.