Pflanzenbau News 7. Juni 2023
Was nicht mehr geht
Blattläuse auf Sonnenblumen bekämpfen
In den Sonnenblumen können die Blattläuse nicht bekämpft werden. Es gibt kein in Sonnenblumen zugelassenes Insektizid. Viele Sonnenblumen werden aber im Extenso-Verfahren angebaut, weil in den meisten Jahren die Nützlinge die grünen Blattläuse ausreichend kontrollieren. Läuse können bis ins 10 Blattstadium gekräuselte Blätter und damit verbunden einen etwas gestauchten Wuchs aufgrund der Saugtätigkeit der Blattläuse verursachen.
Zuckerrüben
Blattläuse
Am 25.5. haben die Zuckerrübenfachstelle und wir zur Behandlung der grünen Pfirsichblattlaus aufgerufen. Die Rüben, die damals im 2-6 Blattstadium waren, müssen in dieser Woche das 2. Mal behandelt werden. Gemäss unserer Empfehlung ist diese Behandlung mit Teppeki 140g/ha + Break Thru 0.2l/ha durchzuführen. Die schwarzen Rübenblattläuse werden sehr gut miterfasst. Die Mischung mit Bor-Blattdünger ist möglich.
Biodiversitätsförderflächen
Blackenbekämpfung auf Ökowiesen
Nächste Woche kommt der 15. Juni, der vielerorts den ersten Schnitt der Ökowiesen erlaubt. Die Wetterprognose ist immer noch intakt. Zuvor sollten etwaige Blacken-Samenständer ausgerissen und entsorgt werden, um ein Absamen zu verhindern.
Suche nach Versuchsflächen für detektionsbasierte Applikation von Herbiziden auf BFF
Die automatisierte Blackenbekämpfung mittels Bildverarbeitung ist bereits in der Praxis angekommen. Für den Kanton Zürich sind uns drei verschiedene Anbieter mit unterschiedlichen technischen Lösungen bekannt:
- ARA (Ecorobotix), angeboten durch die Landi Bachtel
- Rumex (Agrar Landtechnik), angeboten durch die Rüegsegger AG, Oetwil am See
- RumboJet 880 (Allgäu Automation), angeboten durch blackenkiller.ch (Betrieb Gut-Schneebeli, Zwillikon)
Die Anwendung dieser Geräte auf Biodiversitätsförderflächen (BFF) ist bisher nicht zulässig, soll nun aber zur Bekämpfung von Blacken im Rahmen eines Agroscope-Forschungsprojekts untersucht werden. Wir suchen deshalb im Kanton Zürich insgesamt 10 Versuchsflächen an extensive oder wenig intensive Wiesen mit einer Verunkrautung von maximal 1 Blacke/m2. Für eine Behandlung im Herbst 2023 zulasten des Bewirtschafters können wir eine Sonderbewilligung erteilen, wenn im Gegenzug auf der Fläche ein Wirkungsmonitoring durch Agroscope stattfinden darf. Melden Sie sich bei Interesse bei Simon Binder (058 105 93 34 / simon.binder@strickhof.ch).
Disteln, Blacken und Berufkraut in Acker-BFF
Auf Brachen und Säumen haben die Ackerkratzdisteln nun ein ausreichendes Blattwerk für die chemische Einzelpflanzenbehandlung entwickelt. Da ein Distelnest eine enorme unterirdische Wurzelausdehnung haben kann, ist der Bekämpfungserfolg mit dem Herbizid nicht garantiert und die Behandlung beim Wiederaustrieb gegebenenfalls zu wiederholen. Die Bekämpfung sollte nun schnellstmöglich erfolgen, bevor die Samenbildung weiter fortschreitet und die Notreife einsetzen kann. Die empfohlene Dosierung ist unbedingt einzuhalten, da bei einer Überdosierung die oberirdische Blattmasse vorschnell absterben kann, was den gewünschten Saftstrom in das Speicherorgan unterbindet.
Das einjährige Berufkraut hat die ersten offenen Blüten gebildet, wobei eine einzige Pflanze bis zu 50'000 Samen produzieren kann. Fürs Jäten von Hand ist es nun höchste Zeit und es muss unbedingt darauf geachtet werden, dass der Wachstumspunkt (1-2 cm unter Boden) mitausgerissen wird, damit die Pflanze nicht erneut austreibt. Am besten gelingt dies, indem man mit einem Schraubenzieher oder einem Blackeneisen neben der Pflanze einsticht und diese an die Oberfläche hebelt. Ein vorangehender Gewitterregen würde die Arbeit erleichtern. Im jetzigen Stadium müssen zumindest die Blüten unbedingt entsorgt werden.
Weizen
Krankheiten
Die meisten Weizen-Bestände stehen in der Blüte, DC 61-69. Die Gefahr einer Fusarieninfektion ist diese Woche gering. Im Falle von lokalen Gewittern, die durchaus möglich sind, können Infektionen entstehen, weil mit dem Regenwasser die Sporenbildung einsetzt und der Wind diese zur Ährenblüte weht. Eine Behandlung wäre demnach 1-2 Tage nach den Niederschlägen, sofern der Weizen in der Blüte steht, angezeigt. Das witterungsbedingte Risiko, sofern eine Wetterstation in ihrer Nähe ist, finden Sie auf (www.fusaprog.ch). Mais als Vorfrucht bei pfluglosem Anbau sowie anfällige Sorten (CH Claro, CH Nara, Forel, Hanswin, Posmeda, Levis, Poncione) sind entscheidende Faktoren, die einen Befall begünstigen.
Getreidehähnchen
Im Dinkel und in Wintergerste sowie in Sommergerste und Hafer ist kein Insektizid gegen Getreidehähnchen zugelassen. In Triticale, Roggen und Weizen ist Audienz/Elvis/Spintor/Success 4 (alle mit dem Wirkstoff Spinosad), in Weizen auch Gazelle 120 FL, das flüssige Acetamiprid bewilligt.
Eine Anwendung ist nur bei erreichter Bekämpfungsschwelle (im DC 51-61, Ährenschieben bis Beginn Blüte) von 2 Larven je Fahnenblatt möglich. Der Einsatz von Audienz benötigt keine Sonderbewilligung, jener von Gazelle 120 FL schon.
Kartoffeln
Krautfäule
Neu gemeldete Funde in Zürich und Umgebung sind in Bassersdorf, Rheinau, Gundetswil, Uesslingen (TG) und Etzwilen (TG). Das witterungsbedingte Infektionsrisiko ist aber auf der gesamten Alpen-Nordseite tief, ausser die Felder werden bewässert bzw. wenn es lokale Gewitter gab.
Kartoffelkäfer
In einigen Feldern wurden zahlreiche Eier abgelegt. Die Wärme am Nachmittag fördert die Entwicklung, weshalb nun auch Larven zu finden sein werden. Besonders gefährdet sind Parzellen, die an letztjährige Kartoffelfelder angrenzen. Die Bekämpfungsschwelle liegt bei 30% der Pflanzen mit Larven und/oder 1 Herd pro Are. Eine Sonderbewilligung für Coragen setzt voraus, dass zuvor ein Einsatz von Spinosad (Audienz, Elvis) erfolgt ist. Dieser wirkt auf Käfer und auf Larven, nicht aber auf Eier.
Feldtage 2023 in Kölliken AG
Infostand von Strickhof, Liebegg und BUL
Die Feldtage finden vom Mittwoch, 7. bis Freitag, 9. Juni 2023 in Kölliken AG statt. Auch der Strickhof ist gemeinsam mit dem landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg und der Beratungsstelle für Unfallverhütung in der Landwirtschaft (BUL) mit einem Infostand vertreten. Unser Infostand thematisiert die diversen Herausforderungen im Pflanzenschutz zu Drift, Abschwemmung, Anwenderschutz und Projekt PFLOPF. Das Pflanzenschutzteam würde sich freuen, wenn wir Sie als «Kurzentschlossene/r» noch am morgigen Freitag an der grössten Pflanzenbau-Veranstaltung der Schweiz begrüssen dürften.
Alle Informationen finden Sie hier: www.feldtage.ch
Biolandbau
Hacken und Striegeln
Das sonnige und warme Wetter nach dem Dauerregen hat vielerorts zu Verkrustungen und grossen Rissen im Boden geführt. Damit die Bodendurchlüftung verbessert und die Mineralisation im Boden gefördert werden, können Kulturen wie Soja, Sonnenblumen und Zuckerrüben gehackt oder gestriegelt werden. Insbesondere bei Soja ist es wichtig, dass der Boden wieder gut durchlüftet wird, da sonst die Knöllchenbakterien, die den Stickstoff aus der Luft fixieren, ersticken.
Disteln und Blacken im Getreide
Auf den Getreidefeldern ist das Getreide schon in der Blüte, die Disteln und Blacken zum Glück noch nicht. Diese sollten, bevor sie versamen können, ausgerissen bzw. ausgestochen werden. Das Ausreissen der Disteln und Ausstechen der Blacken hat gegenüber dem Abschneiden den Vorteil, dass auch die Wurzel zerstört und so der Wiederaustrieb verhindert wird.
Bio-Kartoffeln
Die Kraut- und Knollenfäule-Situation ist weiterhin angespannt. Letzte Woche wurden einige neue Fälle im Zürcher Unterland auf Bio-PhytoPRE gemeldet (https://www.phytopre.ch/). Es ist also weiterhin wichtig, dass die Kartoffelfelder regelmässig und gründlich auf die Kraut- und Knollenfäule kontrolliert werden. Vor allem bei anfälligen Kartoffelsorten ist eine Kontrolle unerlässlich. Beim Zuwarten mit Behandeln ist die Gefahr gross, dass sich der Befall weiter ausbreitet.
Nicht nur der Kraut- und Knollenfäule sondern auch den Kartoffelkäfern scheint es dieses Jahr gut zu gefallen. Nach dem Reifungsfrass haben die Weibchen Eier gelegt, die nun zu schlüpfen beginnen. Jetzt ist es wichtig, dass die Felder auf geschlüpfte Kartoffelkäfer-Larven kontrolliert werden. Eine Behandlung gerade nach dem Schlupf der Larven dürfte wirksam sein. Wenn der Schaden an den Stauden sichtbar wird, ist es zu spät. Eine Behandlung kann mit dem biologischen Insektizid Novodor oder mit Neem-Produkten durchgeführt werden. Da die Neem-Ernte
mager ausfiel und das Produkt nun knapp und teuer ist, bietet sich Novodor zur Behandlung an. Dieses muss abends gespritzt werden, da Novodor erst nach gutem Abtrocknen UV-Beständig ist. Eine Aufwandmenge von 3L/ha sollte bei dieser ersten Spritzung auf kleine Larven ausreichen. Der Zeitpunkt der Ausbringung sollte so gewählt sein, dass Novodor nicht gleich mit dem nächsten Regen wieder abgewaschen wird.
Versuche am Strickhof
Sortendemo zur freien Besichtigung
Am Strickhof in Lindau können entlang der Brüttenerstrasse duzende verschiedene Gersten- und Weizensorten in einer beschilderten Demoanlage frei besichtigt und verglichen werden. Bei der gleichen Sorte stehen sich jeweils die Anbauintensitäten Extenso und ÖLN intensiv gegenüber. Unter den 18 Gerste- und 24 Weizensorten sind altbekannte und neue Sorten, aber auch Sortenkandidaten vertreten. Auch die neu aufgenommenen Gerstensorten Sensation und SY Kingston und die neuen Weizensorten Bodeli (Top), Alpval (Kl. I) sowie der Futterweizen Campesino stehen in der Anlage.
Die Neuheiten aus der empfehlenden Sortenliste sind im Artikel Sortenwahl Wintergetreide Aussaat 2023 detailliert beschrieben.