Vorläufiger Rückblick auf das Weinjahr 2024
Entwicklung der Rebflächen und Rebsorten im Kanton Zürich
Im Jahr 2024 wurde im Kanton Zürich 2,4 Hektar neues Rebland bewilligt und in den Rebbaukataster aufgenommen. Somit umfasst die bestockte Rebfläche im Kanton nun 604,6 Hektar und bleibt damit stabil im Vergleich zum Vorjahr. Die Rotweinsorten dominieren weiterhin gegenüber den weissen Sorten und spiegeln die traditionelle Präferenz wider.
Die Anbauflächen der beiden Hauptrebsorten Blauburgunder und Riesling-Silvaner gingen jedoch leicht zurück. Mit 254 Hektar entfällt nach wie vor der grösste Anteil auf den Blauburgunder, gefolgt von 107,7 Hektar Riesling-Silvaner. Diese beiden Hauptsorten verzeichneten Rückgänge von 3 % bzw. 2 % im Vergleich zum Vorjahr, was den anhaltenden Trend einer leichten Flächenverlagerung in Richtung alternativer – und überwiegend weisser – Sorten unterstreicht.
Bei den Neupflanzungen von insgesamt 9 Hektar wurden 5,6 Hektar, also mehr als die Hälfte, mit interspezifischen, pilzwiderstandsfähigen Rebsorten bestockt. Besonders beliebt war hier Souvignier gris mit 3,9 Hektar, gefolgt von Muscaris und Solaris. Diese Rebsorten sind in den letzten Jahren zunehmend gefragt, da sie weniger Pflanzenschutz benötigen und damit ökologisch attraktiv sind. Die wenigen neu angepflanzten roten Sorten werden vom Pinotin angeführt. Bemerkenswert ist die grosse Vielfalt an gepflanzten pilzwiderstandsfähigen Rebsorten – aktuell 42 bei den Roten und 26 bei den Weissen.
Bei den traditionellen europäischen Rebsorten wurden 2024 bei den weissen Sorten vor allem Riesling-Silvaner, Sauvignon blanc und Rheinriesling gepflanzt, während Blauburgunder, Merlot und Zweigelt die bevorzugten roten Sorten bleiben. Die Ergebnisse aus dem aktuellen Rebbaukataster belegen eine subtile, aber konstante Entwicklung hin zu einem vielfältigeren Sortenspektrum, wobei traditionelle und neue, widerstandsfähige Sorten zunehmend nebeneinander existieren.
Die Entwicklung der Rebflächen und Sorten im Kanton Zürich spiegelt so eine wachsende Vielfalt und eine Anpassung an klimatische sowie ökologische Herausforderungen wider, die den Weinbau in der Region langfristig prägen könnten.
Witterung und Vegetationsentwicklung
Das Jahr 2024 verlief im Vergleich zum Vorjahr klimatisch unbeständiger, mit häufigeren Regenperioden und weniger warmen Phasen. Von einem ungewöhnlich frühen Austrieb bis hin zu einer vorzeitigen Lese war es ein Jahr der Extreme und schnellen Anpassungen.
Der frühe Austrieb der Reben erhöhte das Risiko von Spätfrostschäden erheblich, eine Gefahr, die in einigen Lagen leider Realität wurde. Die darauffolgenden Monate waren geprägt von wechselhaften Wetterbedingungen. Eine Folge davon war eine – je nach Sorte und Lage – schlechte Blüte und dadurch ein schwacher Fruchtansatz, was in einigen Fällen zu deutlichen Ertragseinbussen führte.
Die Sommermonate brachten Hitzewellen und Trockenperioden mit sich, die das Wachstum der Reben und die Reifung der Trauben beschleunigten. Diese Phasen wurden jedoch immer wieder von Unwetterereignissen unterbrochen, darunter Hagel und Starkregen, die in einigen Weinbergen Schäden verursachten.
Zur Weinernte hin pendelten sich die Temperaturen eher in den tieferen Bereichen ein, was gepaart mit dem immer wieder eintretenden Regen zu einem moderaten Reifeverlauf und stabilen Säurewerten führte. Vor allem in Lagen mit Frostschäden verlief die Reife aber uneinheitlich und die Bestimmung des optimalen Lesetermins war schwierig. Für manche Betriebe wurde die Ernte noch zusätzlich dadurch erschwert, dass statt mit dem Vollernter von Hand gelesen werden musste
Schädlingsauftreten und Krankheiten
In diesem Jahr musste jedes regenfreie Zeitfenster konsequent für notwendige Pflanzenschutzmassnahmen - vor allem gegen den Falschen Mehltau – genutzt werden. Von Mitte Mai bis Ende Juni waren fast täglich die Bedingungen für Infektionen erfüllt, häufiger noch als im Katastrophenjahr 2021. Seitens der Winzer war enormer Einsatz gefragt. Oft unter widrigen Bedingungen, um die Gesundheit der Reben zu erhalten und potenzielle Ernteverluste zu minimieren. In manchen Betrieben kam es trotz grossem Aufwand aber dennoch zu erheblichen Ernteverlusten bis hin zum Totalausfall.
Es gab aber auch gute Nachrichten. Der Druck durch die Kirschessigfliege war schlussendlich nicht so hoch wie von Vielen erwartet und die Trauben waren bei der Ernte in gutem Zustand, trotz der regelmässigen Niederschläge. Und auch die kantonsweite Überwachung der Goldgelben Vergilbung brachte positive – oder eher negative – Ergebnisse, weder die Krankheit noch der Überträger (Amerikanische Rebzikade) konnten nachgewiesen werden.
Vorläufige Erntemengen und Qualitäten der Weinlese im Kanton Zürich 2024
Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels sind etwa 90 % der Ernteatteste in das Agate-System eingepflegt, sodass sich die Daten als verlässliche vorläufige Ergebnisse darstellen.
Die Weinlese im Kanton Zürich begann dieses Jahr früh, bereits am 27. August, mit den ersten Solaris-Trauben, die in Weiningen mit beeindruckenden 98 Grad Öchsle (°Oe) geerntet wurden. Damit startete die Ernte vier Tage früher als im Vorjahr und ging am 10. September richtig los. Die Haupternte wurde vom 16. September bis zum 9. Oktober durchgeführt. Als vorläufig letzte Trauben wurden am 26. Oktober Pinot blanc mit 90 °Oe eingefahren.
Die Qualität der diesjährigen Ernte ist vielversprechend: Das durchschnittliche Mostgewicht bei den weissen Rebsorten liegt bei 83,9 °Oe, was deutlich über den AOC-Mindestanforderungen und dem Vorjahreswert liegt. Die weisse Ernte wird voraussichtlich rund 1360 Tonnen erreichen, was etwa 60 % der Menge des Vorjahres ausmacht. Bei den roten Rebsorten liegt das Mostgewicht ebenfalls im Durchschnitt bei 83,9 °Oe, deutlich über dem AOC-Mindestgewicht, jedoch 5 °Oe unter dem Vorjahresdurchschnitt. Ein Cabernet Dorsa erzielte in diesem Jahr mit 115 °Oe das höchste Mostgewicht. Insgesamt werden etwa 1375 Tonnen rote Trauben erwartet, was rund 50 % der Vorjahresmenge entspricht.
Somit liegt die Ernte 2024 im langjährigen Mittel etwa 30 bis 40 % unter den Vorjahren, was sie mengenmässig zu einem der schwächeren Jahrgänge wie 2017 und 2021 macht. Mengenmässig dominiert die europäische Sortenlandschaft nach wie vor der Blauburgunder mit 1047 Tonnen (38 %), gefolgt von Riesling-Silvaner mit 793 Tonnen (29 %). Bemerkenswert ist, dass knapp 97 % der Ernte für die AOC-Klasse bestimmt sind, ein erfreuliches Qualitätsmerkmal für die Zürcher Winzer.
Mit 230 Tonnen liegt der Anteil der pilzwiderstandsfähigen (PIWI) Sorten bei etwa 8,4 % der gesamten Erntemenge. Angesichts der zunehmenden Rebflächen mit PIWI-Sorten, die in den Vollertrag gehen, wird sich dieser Anteil in den kommenden Jahren weiter erhöhen, was eine nachhaltige Diversifizierung und Anpassung an klimatische Herausforderungen widerspiegelt. Die Zürcher Weinlese 2024 zeigt somit trotz geringerer Erntemenge eine bemerkenswerte Qualität und signalisiert einen schrittweisen Wandel in der Sortenwahl zugunsten widerstandsfähiger Rebsorten.
Hinweis: Der endgültige und detaillierte Jahresrückblick auf das Weinjahr 2024 wird Anfang 2025 veröffentlicht.
Berichte "Rebjahr und Weinlese im Kanton Zürich" ab 1961