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Versöhnliches Ende einer schwierigen Kartoffelsaison

Rückblick auf die Kartoffel-Saison 2024 mit ersten Sortenversuchs-Resultaten.

Der Strickhof durfte seine Kartoffelsorten-Versuche in diesem Jahr zum ersten Mal in Oberwil (Gemeinde Dägerlen) anlegen. Kleinparzellenversuche sind nicht nur für eine landwirtschaftliche Institution wie den Strickhof eine Herausforderung. Es braucht dazu insbesondere auch einen Praxisbetrieb, der bereit ist, sein Feld zur Verfügung zu stellen und der uns bei der Planung, der Anlage und Pflege des Feldes mit Rat und Tat zur Seite steht. Dies wohlgemerkt häufig in einer strengen Zeit auf dem eigenen Betrieb. Deshalb gebührt Florian Peter und seinem Team an dieser Stelle ein grosser Dank!

Kartoffel Sortenversuch 2024
Die Ernte der Kleinparzellen: eine logistische Herausforderung bis alle Muster am richtigen Ort sind. Foto: Strickhof

 

Demoversuch in Oberwil

Die vielen Niederschläge zu Beginn der Kartoffelsaison erschwerten auch in diesem Jahr die Suche nach einem frühen Pflanztermin. In Oberwil konnten wir trotzdem bereits am 13. April bei guten Bedingungen 42 verschiedene aktuelle und zukünftige Kartoffelsorten pflanzen. Dabei wurden Sorten aus allen marktüblichen Verarbeitungsrichtungen getestet. Das heisst, neben bekannten und neuen Speisesorten (fest- und mehligkochend) wurden auch Frites- und Chips-Sorten angebaut. Bei der Auswahl der Sorten wird vermehrt darauf geachtet, dass die neuen Sorten neben guten Ertrags- und Qualitätseigenschaften auch möglichst robust gegenüber Kraut- und Knollenfäule sind.

 

Rückblick auf die Saison 2024

Im Jahr 2024 lautet die Frage nicht «wann hat es geregnet?», sondern «wann hat es nicht geregnet?». In der ersten Hälfte April gab es einmal vier und einmal fünf aneinander liegende Tage ohne Regen. Die längste Zeit ohne Regen bis zur Ernte der Kartoffeln folgte dann vom 24. April bis zum 5. Mai. Noch einmal regenfrei war es zwischen dem 8. Mai und dem 15. Mai.

Bis Mitte Juli gab es danach nie mehr als drei Tage am Stück ohne Regen. Bis zum grossen Regen vom 26. September folgten wieder etwas grössere Regenlücken von vier, fünf oder gar sechs Tagen.

Der viele Regen zusammen mit den wenigen guten Gelegenheiten ins Feld zu fahren waren die Hauptgründe dafür, dass auch nicht sehr anfällige Sorten kaum krautfäulefrei gehalten werden konnten.

Kartoffelbau Grafik 11.2024
Täglich Niederschlagsmengen vom 1. April bis zum 30. Oktober 2024 bei der Agrometeo-Station Winterthur-Wuelflingen. Quelle: www.agrometeo.ch.

 

Punkto Temperatur war das Jahr 2024 vergleichbar mit dem Sommer 2020. Obwohl die Monate mit viel Niederschlägen kühler wirkten, erreichten die kumulierten Temperaturen von Mitte April bis Mitte August eine Summe von 1749 ° C gegenüber 1789 ° C im Jahr zuvor. Wesentlich heisser war es in diesem Zeitraum 2022 mit 1890 ° C. Die moderaten Temperaturen dürften einen positiven Effekt auf die Lagerfähigkeit der Kartoffeln haben. 

Kartoffelbau Grafik 11.2024
Tage mit Temperaturen >30 Grad Celsius (= Hitzetage) und Tages-Durchschnittstemperatur Standort Winterthur-Wülflingen, ausgewählte Jahre von Mitte Mai bis Mitte August

 

Kartoffelernte – und schon wieder war es nass

Wer seine Kartoffeln Ende September noch nicht geerntet hatte, brauchte etwas Geduld, bis der Boden wieder befahrbar war. Umso mehr freuten wir uns, dass wir unsere Kartoffelversuche am 21. und 22. September 2024 bei guten Bodenverhältnissen ernten konnten. Dies gerade noch rechtzeitig, bevor am 26. September erneut 47.8 mm Niederschläge fielen und vorerst nicht mehr ans Ernten zu denken war.

 

Stärkegehalte erstaunlich hoch

Obwohl es in diesem Jahr deutlich weniger Sonnenstunden als in den Vorjahren gab, konnten die Kartoffeln hohe Stärkegehalte einlagern. So betrug der Messwert bei der Chips-Sorte SHC 1010 stattliche 20.7 % und bei der Chips-Testsorte konnten sogar 22.7 % Stärke gemessen werden.

Doch wie lassen sich diese aussergewöhnlich hohen Stärkegehalte erklären? Tiefe Erträge wären eine mögliche Erklärung dafür. Schaut man sich aber die Erträge aus den Versuchen und aus der Praxis an, dann fällt dieses Argument schnell weg. 

Wahrscheinlich ist es eine Kombination von vielen verschiedenen Faktoren, welche den Stärkegehalt beeinflussen. Einer der Faktoren ist sicher die Temperatur während der Hauptwachstumsphase. Die eher moderaten Temperaturen in den ersten beiden Dritteln der Saison bedeuten nicht nur optimale Bedingungen für die Entwicklung der Krautfäule, sondern kommen auch den Bedürfnissen der Kartoffelpflanzen entgegen. Ausserdem profitierten die Kartoffeln von einer regelmässigen Wasserversorgung. So konnten die Knollen praktisch während der ganzen Saison ununterbrochen wachsen, ohne durch Hitze und Trockenheit beeinträchtigt zu werden. Hohe Stärkegehalte wurden nicht nur bei den Verarbeitungssorten beobachtet. Eine Kontrolle der Stärkegehalte bei festkochenden Speisekartoffeln zeigte, dass auch sie mehr Stärke eingelagert haben als in anderen Jahren. So wies zum Beispiel Ditta einen Stärkegehalt von 17.0 % auf. Das hat nicht mehr viel mit festkochend zu tun!

 

Gute Erträge und eine ansprechende Qualität

Obwohl die Kaliber bei gewissen Sorten unter den Erwartungen blieben, konnten in vielen Feldern ansprechende bis gute Erträge geerntet werden. Im Praxisfeld neben den Sortenversuchen konnten stattliche 62 Tonnen Agria mit 15.9 % Stärke geerntet werden. Aber auch die Erträge im Versuch selbst konnten sich sehen lassen. So übertraf zum Beispiel die vorwiegend festkochende Sorte Sound, welche eine gute Krautfäuleresistenz aufweist, den Ertrag von Agria deutlich. «Das isch Musig»!

Kartoffel Sortenversuch 2024
Sound präsentierte sich nicht nur schön im Feld sondern füllte auch die Harassen; «Das isch Musig!» Foto: Strickhof

 

Robuste Sorten gesucht

In diesem Jahr wurden die Haupt-Sortenversuche von Agroscope durch zwei sogenannte Low-Input Serien ergänzt. Das heisst, es werden Sorten gesucht, bei denen der Fungizideinsatz gegenüber Standardsorten reduziert werden kann. 

Auch der Strickhof pflanzte die beiden Serien mit den festkochenden Speisekartoffeln und robusten Frites-Sorten an.

Bei den festkochenden Sorten wurden die Sorten Alix, Annalisa und Wega mit der bewährten Sorte Ditta verglichen. Dabei machte insbesondre Alix einen sehr guten Eindruck. Neben einem guten Ertrag und der Bestätigung ihrer Robustheit lieferte Alix auffallend schöne, feinschalige Knollen mit einem guten Geschmack.

Kartoffel Sortenversuch 2024
Alix ist eine festkochende Speisesorte mit sehr guten Resistenzeigenschaften gegen Kraut- und Knollenfäule. Foto: Strickhof

 

Auch die Sorten aus der Bio-Sortenprüfung 2023/2024 wurden in Oberwil gepflanzt. Die vier Prüfsorten Oscar, Thalia, Gaya und Mary Anne wurden dabei mit Erika verglichen. Alle vier Prüfsorten zeigten dabei eine bessere Resistenz gegen Kraut- und Knollenfäule als Erika. Insbesondere Oscar und Thalia lieferten dabei auch noch vergleichbare Erträge wie Erika. Man darf also gespannt sein, welche Sorte es in diesem Winter auf die Bio-Sortenliste schaffen wird. Die eher runde Form der Prüfsorten dürfte im Handel allerdings noch etwas Erklärungsbedarf mit sich bringen. Ich bin aber überzeugt, dass sich auch diese Kartoffeln schälen lassen und die Resistenzen höher zu gewichten sind als die Form!

Kartoffel Sortenversuch 2024
halia ist eine der robusten Sorten in Bezug auf die Kraut- und Knollenfäule und hat gute Chancen, auf die Bio-Sortenliste zu gelangen. Foto: Strickhof

 

Chips

Im Hauptversuch der Chips-Kartoffeln wurden die Sorten Beyonce, Favola und Odysseus mit der bewährten Sorte SH C 1010 verglichen. Beyonce und Favola zeichnen sich beide durch eine bessere Resistenz gegen Kraut- und Knollenfäule aus. Beide Sorten wiesen ausserdem hohe Stärkegehalte und gute Backtests auf. 

Ergänzt wurde der Versuch durch weitere wichtige Chips-Sorten wie Pirol, Lady Rosetta, Lady Claire und Austin.

Kartoffel Sortenversuch 2024
Falvola stand im Chips-Hauptsortenversuch. Sie liefert einen guten Ertrag und schöne Chips, ist aber wie SHC 1010 eher anfällig auf Kraut- und Knollenfäule. Foto: Strickhof
Kartoffel Sortenversuch 2024 Backtest
Ausschnitt aus dem Backtest von einem mit Arsenophonus phytopathogenicus infizierten Muster. Rechts roh, links gebacken. Foto: Strickhof

 

Frites

In der Low Input Serie der Frites Kartoffeln wurden Alanis, Ikarus und Nirvana mit der bewährten Frites-Sorte Agria verglichen.

Dabei werden frühe Frites-Sorten gesucht, welche zu Beginn der Frites-Saison nicht nur Knollen mit einer ansprechenden Grösse, sondern auch mit den nötigen Stärkegehalten liefern.

Aufgrund der Knappheit bei den Pflanzkartoffeln konnten leider nur zwei der fünf Testsorten ausgepflanzt werden. Das heisst, es konnten nur die beiden Sorten Amora (früh) und Francis (mittelfrüh) mit der zum Teil heute auch im frühen Frites-Segment eingesetzten Sorte Agria verglichen werden.

 

Kartoffeltagung 2024

An unserer Tagung vom 26. November 2024 können gewaschene Muster von allen 42 Versuchssorten angeschaut und ihre Vorzüge und Nachteile mit Fachleuten diskutiert werden.

Kartoffelbautagung 26.11.2024: Programm + Anmeldelink

 

Forschungsprojekt zu ungenügenden Backresultaten

Um dem Phänomen der mangelnden Backtests bei Industriesorten (insbesondere SHC 1010, Pirol und Fontane) auf den Grund zu gehen, beteiligt sich der Strickhof an einem dreijährigen Forschungsprojekt.

In ausführlichen Feldbeobachtungen und Laboranalysen wurden dabei in Oberwil erfreulicherweise weder das Bakterium Candidatus Arsenophonus (Auslöser der SBR Krankheit bei Zuckerüben) noch ihr Überträger die Schilf-Glasflügel-Zikade gefunden. Die ausführlichen Resultate des Versuches werden anlässlich der Kartoffeltagung in Lindau vorgestellt. 

Kartoffeln Backtest
Backtests sind das Herzstück für die Beurteilung der Verarbeitungsqualität von Industriekartoffeln. Foto: Strickhof