Rückblick auf den Fach- und Praxistag 2024
Rund 30 Teilnehmer nahmen sich am vergangenen Montag die Zeit, um sich über die laufenden Weinbauversuche des Strickhofs zu informieren. Auf dem rund einstündigen Betriebsrundgang wurden in Kurzvorträgen Informationen zu verschiedenen Themen präsentiert.
Ist das Entfernen der Basalblätter beim Ausbrechen wirtschaftlich?
Diese Frage stellte sich das Team des Ausbildungs- und Versuchsbetriebes und führte daher ein Praxisexperiment bei der Sorte Rheinriesling durch, welches von Sandro Liechti (Strickhof) vorgestellt wurde.
In der Praxis erwartet man sich von dieser Massnahme eine bessere Durchlüftung der zukünftigen Traubenzone und damit einhergehend einen geringeren Krankheitsdruck, sowie eine Einsparung von Arbeitszeit bei der späteren Entblätterung. Im vorgestellten Versuch konnte dies nicht bestätigt werden. Die Arbeitszeiterhebungen zeigen deutlich, dass das Entfernen der Basalblätter rund 40 Arbeitsstunden je Hektar Mehraufwand generierte. Eine Kompensation dieses Aufwands beim Entblättern der Traubenzone war nicht möglich und auch in Bezug auf die Traubengesundheit konnte kein Einfluss festgestellt werden. Somit hat, zumindest in dieser Versuchsanlage, die Massnahme nicht zum erhofften Ergebnis geführt.
Vergleich von verschiedenen Pflanzenschutzstrategien
Die Herausforderungen, die das Jahr 2024 mit sich brachten, spiegeln sich auch im Pflanzenschutzversuch wider, wie Michael Gölles (Strickhof) erwähnte. In Zusammenarbeit mit der Firma Andermatt Biocontrol wurden bei der Sorte Blauburgunder fünf Pflanzenschutzstrategien miteinander verglichen: ÖLN, LowRes (Umstellung auf Bio-Fungizide nach der Blüte), Bio-Standard und zwei kupferfreie Bio-Teststrategien.
Trotz des hohen Drucks konnte der Traubenbefall durch Falschen Mehltau in den Verfahren ÖLN, LowRes und Bio-Standard gut kontrolliert werden, wenn auch nur mit grossem Aufwand. Die beiden kupferfreien Strategien konnten gegen Falschen Mehltau leider nicht überzeugen. Bereits gegen Ende der Blüte wurde deutlicher Befall festgestellt und die Verfahren daher abgebrochen. Auch gegen Echten Mehltau zeigten die Verfahren ÖLN und LowRes gute Wirkung. Das Verfahren Bio-Standard funktionierte nicht so gut, dafür konnte eine der Bio-Teststrategien mit einer sehr guten Wirkung überzeugen.
Ergänzend zu diesen Ausführungen informierte Andrin Schifferli (Andermatt Biocontrol) über die Erfahrungen im Bio-Anbau in dieser Saison. Er gab wertvolle Hinweise, was für einen erfolgreichen Bio-Pflanzenschutz notwendig ist und welche Unterschiede zwischen verschiedenen Anbauregionen aufgetreten sind.
Was ist Vitiforst?
Wie Linnéa Hauenstein (FiBL) feststellte, stellt die Anpassung an den Klimawandel den Weinbau vor neue Herausforderungen. In diesem Zusammenhang rücken auch historische Anbauformen wieder in den Fokus, z. B. die Kombination von Bäumen mit Reben – was als Vitiforst bezeichnet wird. In zwei Projekten werden daher in Praxisanlagen zahlreiche Daten erhoben, um festzustellen, welchen Einfluss solche Anbausysteme auf das Mikroklima und die Reben haben und ob diese Systeme geeignet sind die Folgen von Extremwetterereignissen abzuschwächen.
Vom Rebberg in den Keller
Bereits in der Vergangenheit wurden am Strickhof besondere Weine hergestellt, seien es Amphoren-, Orange- oder Lehrlingsweine. Neu finden nun auch einzelne Versuche aus dem Rebbau ihren Abschluss im Keller und klassische Weinbereitungsversuche werden ebenfalls durchgeführt. Einer dieser Versuche – es ging um den Einsatz verschiedener Hefen bei Müller-Thurgau – wurde von Silvio Kessler (Strickhof) vorgestellt und konnte auch vor Ort degustiert werden. Die Erkenntnisse daraus fliessen wiederum in die Beratung und in zukünftige Versuche ein.
Deutlich länger schon beschäftigt sich Agroscope mit Versuchen rund um die Kelterung und den Ausbau von Weinen, insbesondere auch bei neuen Sorten. Das hat Agroscope beim letztjährigen Fach- und Praxistag eindrücklich bewiesen. Diesmal präsentierte Thierry Wins (Agroscope) jedoch einen Versuch bei Sauvignon blanc. Die 6 verschiedenen Verfahren zeigten deutlich, welchen Einfluss die Hefe bei dieser Sorte auf die Aromatik hat und wie dadurch der gewünschte Weinstil erreicht werden kann.
Die spannende Versuchsweindegustation am Ende des Betriebsrundgangs bot einen idealen Ausgleich zu den Fachvorträgen und lieferte eine passende Überleitung zum gemütlichen Teil, wo die begonnenen Gespräche bei einem Glas Wein fortgesetzt werden konnten.