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Podium der HF Agrotechnik zur „Ernährungsinitiative“

Auf dem Podium waren sich alle einig, dass der Selbstversorgungsgrad erhöht werden soll. Doch wie dieses Ziel umgesetzt werden könnte, sorgte für eine spannende Debatte.

Die angehenden Agrotechniker Lukas Wettstein, Julian Eggenberger, Jonathan Burri und Pascal Oswald organisierten letzte Woche im Forum von AgroVet-Strickhof eine Podiumsdiskussion zur Eidgenössischen Volksinitiative «Für eine sichere Ernährung – durch Stärkung einer nachhaltigen inländischen Produktion, mehr pflanzliche Lebensmittel und sauberes Trinkwasser», moderiert von Hansjürg Jäger, Dozent für Agrarpolitik und -märkte an der HAFL. 

Ernährung sichern – aber wie?

Als Befürworter der Initiative waren die Initiantin Franziska Herren sowie David Jacobsen, Schulleiter und Gesellschafter vom Gut Rheinau, zum Podium eingeladen. Auf der Gegnerseite traten Martin Haab, Landwirt, Nationalrat und Präsident des Zürcher Bauernverbands, sowie Manuela Meier, Meisterlandwirtin, Bäuerin und Vorstandsmitglied der Zürcher Landfrauenvereinigung auf. Wann die Initiative vor das Volk kommt, ist noch nicht bestimmt. Grundsätzlich befürworteten alle Podiumsgäste das in der Initiative formulierte Ziel eines Netto-Selbstversorgungsgrads in der Schweiz von mindestens 70 Prozent. Doch bei der Frage nach dem «Wie?» klafften die Meinungen weit auseinander.

Fehlende Ziele und Übergangsfristen

Die im Jahr 2021 beschlossene Erweiterung des Artikels 104 des Schweizerischen Bundesgesetzes u.a. mit der Förderung einer nachhaltigen und marktorientierten Produktion in der Landwirtschaft heisst Franziska Herren zwar im Ansatz gut, «weil der Artikel die Produktion von pflanzlichen Lebensmitteln statt Futtermitteln fördert». Doch es fehlen ihr die Ziele und eine Übergangsfrist. Zudem habe sie das damals gegen die Trinkwasserinitiative eingesetzte Argument der fehlenden Ernährungssicherheit gehört und nun in dieser Initiative eingebunden. 

Gefahr von Einkaufstourismus

Für Martin Haab ist diese Initiative in erster Linie «alter Wein in neuen Schläuchen», ähnlich wie die Trinkwasserinitiative. Sie beinhalte zwar durchaus Punkte, die zu befürworten seien, wie beispielsweise die Reduktion von Foodwaste, aber hierfür sei nicht die Landwirtschaft zuständig, sondern die Konsumenten und der Handel. «Doch müssen wir nun die Landwirtschaft zwingen, mehr pflanzliche statt tierische Nahrungsmittel zu produzieren, und den Konsumenten vorschreiben, was sie zu kaufen haben?» Für Martin Haab besteht die Gefahr, dass noch mehr Einkaufstourismus betrieben wird, wenn gewisse Produkte in der Schweiz nicht mehr in den gewünschten Mengen verfügbar sind.

Steuergelder anders einsetzen

David Jacobsen sieht die Initiative als Chance für die Bäuerinnen und Bauern. Sie gewähre langfristige Perspektiven, weil sie die Richtung der Schweizer Landwirtschaft vorgebe und damit auch eine Investitionssicherheit biete. Es gehe nicht darum, der Schweizer Bevölkerung vorzuschreiben, was sie zu essen habe, sondern wie unsere Steuergelder eingesetzt werden. Die Landwirte sollen sich überlegen, wie sie eine allfällige Umsetzung der Initiative zu ihren Gunsten ausgestalten könnten.

Initiativen binden Ressourcen

Manuela Meier wandte sich an die Initiantin: «Warum sitzen Sie nicht mit den Landwirten zusammen, wenn Sie eine solche Initiative verfassen?» Bei dieser Initiative fehle der Bezug zur Praxis. «Wir Tierhalterbetriebe wären bei einer Annahme chancenlos.» Es sei den landwirtschaftlichen Betrieben nicht möglich, in wenigen Jahren eine andere Betriebsstrategie zu fahren, wie es die Initiative verlange. Für Manuela Meier braucht es die Initiative nicht: «Wir arbeiten bereits stetig an den Umweltzielen, auch beim Trinkwasser.» Zudem findet sie es schade, dass die ständig neuen Initiativen enorm viele Ressourcen binden, die vielerorts fehlten, um zielgerichtet arbeiten zu können.

Produzierende Landwirte nicht vergessen

Den Schluss leitete ein junger Landwirt aus dem Publikum mit der Frage ein, wie sich die Podiumsgäste die Erhöhung des Selbstversorgungsgrads konkret vorstellen. Martin Haab: «Wir vergeben heute viele Direktzahlungen für Programme, die die Bauern animieren, weniger zu produzieren. Wir müssen umdenken und dürfen die Bauern nicht vergessen, die auf ihren Feldern viele und nachhaltig produzierte Nahrungsmittel herstellen.» Für die Befürworter müssten auf den Feldern mehr Nahrungsmittel direkt für die Menschen angebaut werden. Oder wie es David Jacobsen pointiert formulierte: «Essen wir den ganzen Mais als Polenta.»

Text: Ursina Berger, Strickhof

Podium Ernährungsinitiative
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