Pflanzenbau News 3. April 2025
Getreide
Entwicklungsstadium
Das Wintergetreide ist abhängig von Standort und Saatzeitpunkt im Entwicklungsstadium Ende Bestockung bis 2-Knoten-Stadium (DC 29 bis 32). Die Ermittlung des Getreidestadiums ist insbesondere für die genaue Terminierung der Halmverkürzung sowie für die Wahl eines allfälligen Frühjahrsherbizides essenziell. Zur Bestimmung des Stadiums kann der 1. Knoten erfühlt werden. Ziehen Sie den Haupttrieb der Pflanze zwischen Zeigefinger und Daumen unter leichtem Druck der Finger hindurch. Den Knoten spürt man zwischen den Fingern.
Der Haupttrieb einer Getreidepflanze kann man auch mit einem scharfen Messer (die kurze, ungebrauchte Klinge am Sackmesser oder mit einem Cutter) der Länge nach aufschneiden. Zuerst entfernt man die Bestockungstriebe, schneidet die Wurzeln an der Halmbasis ab und macht den Längsschnitt.
Gut überlegtes Verkürzen
Für die Verkürzung braucht es dieses Jahr viel Feingefühl: In den nächsten Tagen herrscht morgens kühles, windiges Wetter sowie während des Tages sehr viel Sonnenstrahlung und es wird mit dem Wind zunehmend trockener. Bleibt das Wetter in den nächsten 2- 3 Wochen trocken, werden die Bestände wetterbedingt verkürzt. Aus diesem Grund ist es in diesem Frühjahr ratsam, die geplante Verkürzer-Aufwandmenge zu reduzieren oder den Mut zu haben, die frühe Verkürzung auszulassen und dann ab DC 32 nochmals eine Beurteilung vorzunehmen.
Bei dichter, gut versorgter Wintergerste als Beispiel, kann eine stark reduzierte Dosierung eines Wachstumsregulators bspw. Moddus 0,2-0,3 l/ha im DC 30-31 eingesetzt werden. Dies, um die Halmbasis und die unteren beiden Internodien zu stabilisieren und zu Verkürzen. Das Ansäuern der Brühe ist bei allen Wachstumsreglern empfohlen, bei Medax ist es notwendig (vgl. Mittelheft, S. 115). Die Mischung mit einem Herbizid ist bei CCC und Prodax möglich, bei Moddus und Medax nicht empfohlen und vor allem bei Ethephon (später) nicht möglich.
Unkrautbekämpfung
Wo die Unkrautbekämpfung noch pendent ist, gilt es jetzt abzuklären, ob eine Behandlung überhaupt notwendig ist. Die Bestimmung des Entwicklungsstadiums des Getreides ist für den Einsatz des Mittels im bewilligten Bereich entscheidend, dass keine Herbizidschäden entstehen. Herbizide sollten aus Verträglichkeitsgründen vor oder nach Frösten nicht eingesetzt werden. Zur Ermittlung des empfohlenen Einsatzzeitpunkts geben die Herbizid-Texte im Mittelheft Auskunft. Bei schwachem oder fehlendem Besatz von Schadgräsern könnte sich die Wahl eines Mittels ohne Gräserwirkung (Mittelheft 52-53) anbieten, welche für das Getreide eine deutlich bessere Verträglichkeit aufweisen, weil sie meist bis DC 32 eingesetzt werden dürfen. Beispiele: Starane XL, Cleave, Pixxaro EC oder Constar (Aufbrauchfrist: 8.5.2025) oder Cerelex.
Gemäss Pallutt und Flatter (Ertragsverlust in kg je ha, je Unkraut pro m2) sind Vogelmieren, Taubnesseln und Ehrenpreis viel weniger schädlich als mehrere Klebern je Quadratmeter. Auf Klebern ist auch nach erfolgter Herbstbehandlung zu achten. Sie können mit Klebern-Spezialmittel gut bekämpft werden.
Raps
Rapsglanzkäfer
Die Rapsknospen am Haupttrieb überragen nun auch in den späten Parzellen die obersten Blätter. Das Stadium DC 53 ist damit erreicht und die Bekämpfungsschwelle (BKS) des Glanzkäfers ist mittels Abklopfens der Käfer zu bestimmen. Im DC 53-55 sind 6 Käfer je Pflanze nötig, bei schwachen Beständen 4 Käfer (allerdings hat es nach diesem milden Winter kaum schwache Bestände). Gegen Ende der Knospenbildung kurz vor Beginn der Blüte sind sogar 10 Käfer je Pflanze tolerierbar. Der Probenumfang beträgt 5x10 Pflanzen, wobei nicht nur die grössten, dominierenden Pflanzen geschüttelt werden sollen. Am besten klopft man jede Pflanze einzeln in einen Karton. Ein Leckstein-Becken geht auch. Die Käfer krabbeln oder fliegen davon, deshalb macht es Sinn, jede Pflanze einzeln auszuklopfen und die Käfer zu zählen. Das Klopfen in die Hand ist zu ungenau, insbesondere sobald auch die Seitenknospen entwickelt sind, denn die Schadschwelle gilt jeweils für die ganze Rapspflanze und nicht nur für den Hauptknospentrieb.
Etwas Bauchschmerzen bereiten heuer vereinzelte sehr weit entwickelte Pflanzen, wo bereits in dieser Woche erste gelbe Blüten zu sehen sind. Das könnte einen Insektizideinsatz aufgrund überschrittenem Behandlungsstadium (Beginn Blüte) und aus Gründen des Bienenschutzes verunmöglichen.
Bei der Terminierung der Behandlung führt aktuell der Biswind oft zu Zielkonflikten. Für den Einsatz von Insektiziden sollte es windstill sein, weshalb eine Durchfahrt in den Morgen- oder Abendstunden von Vorteil ist. Andererseits müssen die Insektizide für ihre Kontaktwirkung in die Aktivität der Käfer gespritzt werden, also in den Nachmittagsstunden.
Zur Verfügung stehen ohne Sonderbewilligung Acetamiprid (Gazelle SG, Gazelle 120 FL, Oryx Pro, Pistol, Gepard, Barritus Rex), Spinosad (Audienz, Elvis), Kaolin (Surround, für Extenso und IPS) oder mit Sonderbewilligung das Pyrethroid Blocker. Wegen ihrer breiten Wirkung und den negativen Einflüssen auf die Umwelt (insbesondere auf Bachkrebse) dürfen im ÖLN Pyrethroide nur eingesetzt werden, wenn keine anderen Insektizide zur Verfügung stehen oder der Einsatz eines Mittels ohne Sonderbewilligung nicht ausreichend gewirkt hat. Vor dem Einsatz von Blocker (einziges bewilligtes Pyrethroid gegen Glanzkäfer) wird demnach vorgängig eine Behandlung mit Acetamiprid oder mit Spinosad vorausgesetzt. Mehr Infos zu den Anwendungsauflagen entnehmen Sie dem Mittelheft auf der Seite 25. Alle diese Insektizide sind auf eine gute Kontaktwirkung angewiesen, weshalb mit genügend Wasser (mind. 300 l/ha) sowie unter Zugabe eines Netzmittels (Mittelheft, S. 88) behandelt werden soll. Insbesondere bei der Zugabe von oftmals alkalisch wirksamen Bor-Blattdüngern empfiehlt sich ein vorgängiges Ansäuern des Wassers zur Absicherung der Wirkung des Insektizids (Mittelheft, S. 115). Reihenfolge: Tank zu ca. 80% mit Wasser auffüllen, ansäuern. Dieser Vorgang dauert ca. 5 Minuten. Erst danach das Insektizid zugeben, Netzmittel und Bor am Schluss. Brühe dann sofort ausbringen.
Pflanzenschutzmittel
absehbare Aufbrauchfristen
Die Zulassungsstelle beim BLV informierte die Kantone in der vorletzten Woche über angedachte Änderungen von Anhang 1 der Pflanzenschutzmittelverordnung. Besagter Anhang 1 führt die Wirkstoffe auf, welche in der Schweiz in PSM verwendet werden dürfen. Trotz der noch laufenden Vernehmlassung rechnen wir aufgrund übergeordneter Bestimmungen nicht mit massgeblichem Spielraum, weshalb wir über die provisorischen Aufbrauchfristen schon jetzt informieren möchten:
Wirkstoff | Produkt (Bsp.) | Verkaufsfrist (prov.) | Aufbrauchfrist (prov.) |
Fenpyrazamin | Prolectus | 01.01.2026 | 01.01.2027 |
Flufenacet | Araldo, Artist, Herold SC, Malibu | 01.01.2026 | 01.01.2027 |
Metribuzin | Artist, Sencor | 01.01.2026 | 01.07.2027 |
Tritosulfuron | Arrat, Biathlon 4D | 01.01.2026 | 01.07.2027 |
Trotz der noch laufenden Vernehmlassung empfehlen wir bereits jetzt den Abbau allfälliger Lagerbestände einzuplanen.
Zuckerrüben
Saat steht vor dem Ende
Das wechselhafte Wetter von letzter Woche scheint vorerst zu pausieren. Die Wetterprognose der nächsten Tage sieht mehrheitlich stabil und sonnig aus. Die Temperaturen steigen auf das Wochenende wieder etwas an. Die Böden haben so die Gelegenheit, sauber abzutrocknen. Es ist davon auszugehen, dass in den nächsten Tagen die allermeisten Rüben bei optimalen Bedingungen gesät werden.
Herbizidanwendung
Die Rübenkeimlinge, der vor knapp zwei Wochen ausgesäten Rüben sind bereits aufgelaufen und sichtbar. Auf diesen Parzellen folgt nächstens der erste Herbizidsplit. Für eine optimale Wirkung der Bodenherbizide (Metamitron) muss eine gewisse Bodenfeuchtigkeit vorhanden sein. Mit Regen ist laut den Wetterprognosen nicht mehr so bald zu rechnen. Daher sollte die jetzige Bodenfeuchte mit einer möglichst bald folgenden Herbizidanwendung ausgenutzt werden. Nach dem Verlust von Debut und Debut Duo Active ist die Wirkung der Bodenherbizide nochmals wichtiger geworden. Die Fachstelle empfiehlt die maximale Aufwandmenge von Metamitron (5l/Jahr) möglichst auszuschöpfen. Wie bereits erwähnt hängt jedoch die Wirkung der Bodenherbizide stark von einer ausreichenden Bodenfeuchtigkeit ab. Bei trockenen Bodenverhältnissen müssen die Kontaktherbizide im Split erhöht und die Bodenherbizide reduziert werden. Bei Conviso-Rüben gibt es noch keinen Grund zur Eile. Mit einer Behandlung sollte daher noch zugewartet werden, bis der Weisse Gänsefuss das 2-4-Blattstadium erreicht.
Biolandbau
Online Fachabend Bio-Rapsanbau
Am Online-Fachabend am Dienstag, 8. April 2025 um 19.15 Uhr stellen wir die Ergebnisse eines 3-jährigen Bio-Rapssortenversuchs vor, der unter anderem am Standort Stiegenhof in Oberembrach durchgeführt wurde.
Bio-Rapsanbau Online Fachabend 8.4.2025: Programm & Anmeldung
Ziel des Projekts „COLORS“ ist die Identifikation von Sorten mit hoher Schädlingstoleranz. Untersucht wurden unter anderem die Widerstandsfähigkeit gegenüber Rapserdfloh, Rapsstängelrüssler und Rapsglanzkäfer. Erste Erkenntnisse zeigen, dass früh blühende Sorten mit kräftigem Wuchs weniger stark von Schädlingen betroffen sein können. Neben der Sortenwahl spielen auch der Anbau und das Nährstoffmanagement eine entscheidende Rolle für den erfolgreichen Bio-Rapsanbau.
Praxisnahe Einblicke vom Stiegenhof sowie eine Analyse der aktuellen Marktlage ergänzen den Fachabend.
Das Projekt „COLORS“ wird von Agroscope, FiBL, Bio Suisse und weiteren Partnern getragen.