Pflanzenbau-News 29. Oktober 2025
Raps
Rapserdfloh-Larven
Frostschäden ausgelöst durch den Rapserdfloh bedingen zwei Faktoren: Erstens braucht es in den Blattstielen der Rapspflanzen gefrässige Larven, welche durch ihre Bohrlöcher Eintrittspforten für Wasser verursachen. Zweitens braucht es einen kalten Winter, sodass die Stängel infolge Frosts aufgesprengt werden. Während die eine Langzeit-Wetterprognose einem Blick in die Kristallkugel gleicht, lässt sich der parzellenspezifische Befall mit Erdfloh-Larven zum Wintereinbruch recht gut einschätzen.
Der Einsatz von Pyrethroiden im ÖLN-Ackerbau ist nur noch mittels einzelbetrieblicher Sonderbewilligung zulässig (➜ sonderbewilligung.strickhof.ch). Der Sonderbewilligungsantrag ist zwingend mit der Bekämpfungsschwelle zu begründen. Diese ist erreicht, wenn 7 von 10 Rapspflanzen einen Larvenbefall aufweisen. Die Bohrlöcher und die Frassgänge sind auf der Oberseite der Blattstiele gut zu finden.
Sie können auch anhand der Berlèse-Methode die Larven in den Blattstielen austreiben. Dazu werden an fünf Orten im Feld jeweils fünf Pflanzen ausgerissen. Anschliessend werden die Wurzeln und der obere Teil der Blätter mit einer Rebschere abgeschnitten, so dass etwa 20 cm grosse Stücke übrigbleiben. Auf dem Betrieb kann beispielsweise ein leerer Lecksalz-Kessel mit Maschendraht bespannt werden. In den Kessel kommt Wasser mit etwas Seife. Anschliessend werden die Rapsstiele über dem Gitter ausgelegt. Diese Apparatur soll für rund 7 Tage in einen temperierten Raum gestellt werden, wo der zunehmend starke Kohlgeruch nicht stört. Hierfür eignet sich beispielsweise der Heizungskeller. In dieser Zeit trocknet der Raps aus, die Larven verlassen die Blattstiele und fallen ins Wasser, wo sie dann ohne Problem ausgezählt werden können. Die Bekämpfungsschwelle ist erreicht, wenn je nach Vitalität der Rapspflanzen durchschnittlich 2–5 Larven/Pflanze vorhanden sind, also mindestens 50 Larven.
Seit der Saison 2023 sind PSM-Einsätze bis und mit 14. November zulässig. Für eine allfällige Bekämpfung der Rapserdfloh-Larven lohnt es sich, diesen terminlichen Spielraum auszunützen. Dies, weil Pyrethroide zwar die adulten Erdflöhe und die Larven, nicht aber die Eier erfassen. Mit der Behandlung zu einem möglichst späten Zeitpunkt wird gewährleistet, dass möglichst viele Eier bereits zu Larven geschlüpft sind. Wurden bereits die adulten Rapserdflöhe im Keimblattstadium bekämpft, muss bei der nachfolgenden Larvenbehandlung zwecks Resistenzvorbeugung unbedingt der Wirkstoff (nicht nur das Produkt!) abgewechselt werden. In jedem Fall zu beachten sind die Driftauflagen der Pyrethroide von bis zu 100 Metern hin zu Oberflächengewässern. Um jeglichen Eintrag in die Gewässer zu vermeiden, muss die Behandlung möglichst bei Windstille und mit tief gehaltenem Spritzbalken stattfinden. Ausserdem sind offene Schächte in der Parzelle abzudecken.
Pyrethroide reagieren empfindlich auf zu hohe pH-Werte, wie sie bei kalkreichem Leitungswasser sowie bei einem Einsatz von Bor-Blattdüngern vorliegen können. Mittels pH-Stabilisatoren, Zitronensäure oder aufgelöstem Ammoniumsulfat kann die Brühe bei Bedarf angesäuert werden (vgl. PSM im Feldbau, S. 115). Damit der Wirkstoff die in den Blattstilen versteckten Larven erreicht, ist insbesondere in weit entwickelten Beständen ein erhöhtes Brühvolumen von mind. 350 lt/ha empfohlen. Durch die Zugabe eines Netzmittels (PSM im Feldbau, S. 88) wird die Oberflächenspannung herabgesetzt, sodass die Sprühtropfen besser in die Frassgänge eindringen können.
Standfestigkeit und Phoma
Im August gesäter Raps mit einer Bestandesdichte über 50 Pflanzen/m2, sind gefährdet, bereits im Herbst mit dem Längenwachstum zu beginnen. Raps, dessen Vegetationskegel im Winter aus der schützenden Schneeschicht ragt, ist stärker frostgefährdet. In üppigen Rapsbeständen im 10-12-Blattstadium ist eine Nachkürzung spruchreif. Zur Verfügung steht mit Medax ein reiner Wachstumsregulator, der auch bei tieferen Temperaturen (ab 5°C) noch Wirkung zeigt. Hier ist solo oder in Mischung mit einem Insektizid die Brühe anzusäuern. Kombinierte Mittel bestehen aus einem Wachstumsregler und einem Fungizid mit Wirkung gegen Phoma. So ist in Caryx auch der Medax-Wirkstoff Mepiquatchlorid vorhanden. Toprex/Corex enthält neben einem Fungizid auch Paclobutrazol mit überwiegend verkürzender Wirkung. Tebuconazol oder Metconazol haben sowohl eine fungizide-, als auch eine wachstumsregulierende Wirkung. Prothioconazol und Difenoconazol hingegen sind reine Fungizide und haben praktisch keine verkürzende Wirkung.
Der Erreger der Wurzelhals- und Stängelfäule, Phoma lingam, sporuliert im Herbst bei Temperaturen von 8 bis 15 °C und einer hohen Luftfeuchtigkeit. Diese Bedingungen sind in den taufeuchten Beständen und bei den sporadischen Sonnenstunden nach wie vor gegeben. Jedes Mittel darf nur 1x eingesetzt werden. Erfolgte bereits eine frühe Behandlung gegen Phoma, muss das Mittel abgewechselt werden (vgl. Mittelheft, S. 26).
Ungräser
Zur Bekämpfung von Ausfallgetreide, diversen Ungräsern und insbesondere zur Bekämpfung von resistentem Ackerfuchsschwanz eignet sich gegen Saisonende die Anwendung von Kerb Flo resp. Nizo S oder Granat (Wirkstoff Propyzamid). Die Wirkung ist auf kühle Witterung bei Bodentemperaturen unter 10 °C angewiesen, da sich der Wirkstoff sonst zu rasch abbaut. Bei uns am Strickhof haben die Bodentemperaturen seit dem vergangenen Wochenende diese Temperaturschwelle unterschritten.