Pflanzenbau News 23. Mai 2024
Kartoffeln
Kartoffelkäfer
Neben zahlreichen Eigelegen in frühen Lagen wurden anfangs dieser Woche auf einer Kartoffelparzelle in Benken bereits die ersten geschlüpften Larven gefunden. Während der Käferfrass den jungen Stauden nie gefährlich wird, gilt es bei den Larven – bei überschrittener Bekämpfungsschwelle (30 % der Pflanzen mit Larven oder 1 bis 2 Herde pro Are) – rechtzeitig einzugreifen. Hierzu sind idealerweise an 10 Stellen 5 benachbarte Pflanzen regelmässig auf Eier und Larven zu kontrollieren.
Wichtig ist, dass nicht zu früh gegen die Kartoffelkäfer behandelt wird, sondern erst interveniert wird, sobald möglichst alle Larven geschlüpft sind. Denn der Wirkstoff Spinosad (Audienz / Elvis) hat nur eine kurzfristige Wirkung gegen Larven und Käfer (keine Wirkung auf Eier!). Ferner muss die Behandlung für eine zuverlässige Wirkung vorzugsweise spät am Abend oder früh am Morgen und je nach Laubvolumen mit mindestens 350 – 500 l/ha Brühmenge sowie unter Zugabe eines Netzmittels (0.8 – 1 l/ha Heliosol oder 0.15 l/ha Sticker) erfolgen.
Im Labelanbau (IP-Suisse) empfiehlt sich eine zweifache Behandlung der jungen Larven (1.5-3 mm gross) mit Novodor (Bakterium Bacillus thuringiensis tenebrionis). Der optimale Anwendungszeitpunkt liegt früher als das Spinosad, sobald die meisten Larven schlüpfen. Das Produkt ist bei schönem und trockenem Wetter einige Tage stabil. Die erste Anwendung wird mit 3-5 l/ha dosiert, die zweite Applikation nach 8-10 Tagen und anfällige Folgebehandlungen erfolgen mit 5 l/ha, da zu diesem Zeitpunkt bereits ältere Larven vorhanden sind. Wichtig ist die Anwendung, idealerweise am
Abend, mit Zugabe eines Haftmittels (1-2 l/ha CropCover CC-1000) bei «gefrässigem Wetter». Berechnungen von IP Suisse haben gezeigt, dass die höheren Mittelkosten durch Produktionssystembeiträge (PSB) und den Labelzuschlag wett gemacht werden können.
Im ÖLN muss ein Befall auch in diesem Jahr zuerst mit Audienz/Elvis oder Novodor bekämpft werden. Erst dann kann eine Sonderbewilligung für ein bewilligungspflichtiges Mittel beantragt werden.
Krautfäule
Aufgrund der milden und regenreichen Witterung sowie den wassergesättigten Böden bleibt das Krautfäule-Infektionsrisiko weiterhin hoch. Dies gilt sowohl für Primärinfektionen aus der Knolle als auch für Sekundärinfektionen via Sporen. Die letzte offizielle Befallsmeldung in der Ostschweiz kam von Schlattingen TG (Primärherd in Frühkartoffeln). Es ist aber davon auszugehen, dass es noch einige weitere, unentdeckte Befälle in der Region gibt. Deshalb ist der Fungizidschutz – sobald es die Bodenbedingungen zulassen – unverzüglich zu erneuern. Um Resistenzen zu verhindern, sollten bei der Wahl der Fungizide die Resistenzgruppen abgewechselt werden. Diese sind im Mittelheft auf den Seiten 20/21 ersichtlich. Kranke Blätter zeigen auf der Unterseite einen charakteristischen weissen Pilzrasen. Bitte kontrollieren Sie nach dem Auflaufen der Kartoffeln und vor allem bei anfälligen Sorten den Krautfäulebefall regelmässig und melden Sie mögliche Krautfäule-Herde umgehend an PhytoPRE (www.phytopre.ch).
Krautfäule-Infektionen können sich auch von Kartoffeldurchwuchs in den Folgekulturen ausbreiten. So sind im Moment zum Beispiel auch auf Zuckerrübenparzellen vereinzelt befallende Kartoffelstauden anzutreffen. Auch diese stellen ein Krautfäule-Risiko dar und sollten manuell entfernt werden.
Mais
Unkrautbekämpfung
Unter den aktuellen wüchsigen Bedingungen wachsen sowohl der Mais als auch die Unkräuter schnell. In früh gesäten Beständen sollte – wo noch nicht erfolgt – die Unkrautbekämpfung bei der nächsten Gelegenheit erfolgen. Nach einer Regenperiode sind vor einer Behandlung zwei trockene Tage abzuwarten, bis sich die Wachsschicht auf den Blättern wieder regeneriert hat. Generell ist die Verträglichkeit der Herbizide auf junge Maispflanzen besser. Der Behandlungszeitraum liegt im 2-6-Blatt-Stadium und ist Wirkstoff-spezifisch im Mittelheft auf Seite 76/77 einsehbar. In Fruchtfolgen mit Conviso-Rüben kann für die Resistenzvorbeugung auf eine Sulfonylharnstoff (Gruppe 2)-freie Herbizidstrategie ausgewichen werden.
Kichererbsen
Baumwollkapseleule/-wurm
Der Anbau von Proteinpflanzen nimmt in der Schweiz zu. Mit dem vermehrten Anbau von Kichererbsen zeigen sich die Lücken in den Möglichkeiten, die Kulturen effektiv zu schützen. Im Jahr 2023 gab es massive Ertragsausfälle von bis zu 100% durch den Befall der Raupen der Baumwollkapseleule (Helicoverpa armigera).
Vor diesem Hintergrund wurden per Notzulassungen jüngst folgende Anwendungen gegen die Raupen der Baumwollkapseleule befristet bis zum 30. September 2024 bewilligt:
- Coragen (Wirkstoff Chlorantraniliprol) mit Aufwandmenge 0,125 l/ha. Anwendung nicht mehr als 2-mal pro Kultur und maximal alle 4 Jahre auf derselben Parzelle. Zugelassen in allen Bohnen und Erbsen mit Hülsen.
- Helicovex (ein Insektenvirus) mit Aufwandmenge 0,2 l/ha, zugelassen auch im Biolandbau, 3 Behandlungen pro Generation (unmittelbar vor und während der Schlüpfperiode der Raupen) mit Applikationsintervall alle 8 Sonnentage (bedeckte Tage gelten als halbe Sonnentage). Zulassung ausschliesslich in Kichererbsen.
BFF auf Ackerland
Säuberungsschnitte
Spätsaaten von Buntbrachen und Ackersäumen ab der zweiten Maihälfte begünstigen die Konkurrenz durch Hirsen. Wir erinnern uns an den vergangenen Frühsommer, wo vielerorts von Mitte Mai bis Mitte Juni kein Tropfen Regen fiel und sich die Hirsen stark ausbreiten konnten. Um einem ähnlichen Szenario vorzubeugen, kann auf eine Herbstsaat oder in einem anderen Jahr auf eine frühe Frühlingssaat ausgewichen werden.
In Ackersäumen, ein- und mehrjährigen Blühstreifen sowie Buntbrachen – nicht aber in Rotationsbrachen – ist ein Säuberungsschnitt möglich, aber nicht immer nötig. Ein Säuberungsschnitt empfiehlt sich bei hohem Anteil von Unkräutern; genügend früh und hoch, damit die gesäten Arten (Rosetten) intakt bleiben oder bei Bestandesschluss und spätestens vor dem Absamen von Unkräutern wie Hirsen, Gänsefuss, Melde, Knöterich oder Amarant. Sofern das Schnittgut abgeführt wird, sollten die Zinken von Schwader und Ladewagen auf keinen Fall am Boden kratzen. Entlang von Waldrändern kann die Einhaltung des erlaubten Schnittintervalls zudem der Verbuschung vorbeugen.
Zuckerrüben
Blattläuse
Die meisten Zuckerrüben befinden sich momentan zwischen dem 4- und 8-Blattstadium. Somit haben die Rüben die auf Erdflohschaden anfällige Jugendphase überwunden. Aktueller ist hingegen die Befallssituation der schwarzen Blattlaus. Sobald die Schadschwelle (4-Blatt = 50% befallene Pflanzen / 6-10-Blatt = 80% befallene Pflanzen) erreicht wird, kann in konventionellen Rüben ein Insektizid auf Pirimicarb-Basis eingesetzt werden. Eine Sonderbewilligung ist für diesen Wirkstoff nicht nötig einzuholen. Zudem schont das Pirimicarb die blattlausfressenden Nützlinge, welche momentan zuhauf in den Zuckerrüben anzutreffen sind. Für eine optimale Wirkung des Pirimicarb-Insektizids sind Temperaturen von mindestens 15°C notwendig. Für alle übrigen Insektizide im Sortiment muss zwingend eine Sonderbewilligung eingeholt werden.
Das Monitoring der Grünen Pfirsichblattlaus ist in vollem Gange. Informationen zum Auftreten und zur Bekämpfung der Grünen Pfirsichblattlaus folgen wie gewohnt via BetaSwiss-App (www.zucker.ch).