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Der bakterielle Erreger der SBR-Krankheit fu00fchrt zu einer Vergilbung der Zuckerru00fcbenblu00e4tter. Foto: SFZ>

Pflanzenbau News 22. Oktober 2025

Zuckerrüben: SBR breitet sich rasant aus / Schilfglasflügelzikade / Fruchtfolgeumstellung als Schlüssel / Sonderbewilligung möglich / Rübenverluste vermeiden / Gammaeule ¦ Düngung: Bodenfruchtbarkeits-Morgen - Direktsaat Weizen am 29.10.2025

Zuckerrüben

SBR breitet sich rasant aus

Das Syndrome Basses Richesses (SBR) zählt zu den gefährlichsten Krankheiten im Zuckerrübenanbau. Verursacher ist ein infektiöses Proteobakterium, welches die wärmeliebende Schilfglas-flügelzikade bei ihrer Saugtätigkeit auf ihre Wirtspflanzen überträgt. Die Krankheit wurde 2004 in Frankreich erstmals beschrieben und breitet sich seit 2017 in der Westschweiz rasant aus. Grosse Anbauflächen präsentieren sich im Sommer grossflächig gelb. Es resultiert ein merklich tieferer Zuckerertrag mit gravierenden wirtschaftlichen Folgen: In stark befallenen Regionen wie Waadt und Bern sanken gemäss der Rübenfachstelle SFZ die Zuckergehalte um bis zu 4 Prozentpunkte, was den bereinigten Zuckerertrag deutlich reduziert.

Kartoffelkäfer Schädlinge
Schilfglasflügelzikade auf einem Zuckerrübenblatt. Bild: Luzi Schneider, SFZ, 2024

 

Eine Zikade als hartnäckiger Überträger

Die Zikade ist hochmobil und schwer zu bekämpfen. Insektizide Massnahmen haben sich als unzureichend erwiesen, da sich die Flugzeit über drei Monate erstreckt. Hinzu kommt ein breiter Wirtspflanzenkreis: Neben Zuckerrüben sind auch Kartoffeln sowie Gemüsearten wie Zwiebeln, Karotten, Randen und Sellerie betroffen. Diese Vielfalt macht den Pflanzenschutz besonders anspruchsvoll. Seit 2022 gibt es in Zuckerrüben eine separate SBR-Sortenliste. Die Zucht auf tolerante Sorten kann zwar die Erträge bis zu einem gewissen Grad stabilisieren, geht jedoch zu Lasten anderer Zuchtziele. Die momentanen Conviso-Sorten leiden besonders stark unter einem SBR-Befall, weshalb der Smart-Rübenanbau im SBR-Befallsgebiet nicht zu empfehlen ist.

 

Fruchtfolgeumstellung als Schlüssel

Das Monitoring der SFZ zeigt neue Erregerherde in der Deutschschweiz wie aktuell im Zürcher Weinland. Damit in unserer Geländekammer ein Befall auf tiefem Niveau gehalten werden kann, verfolgen wir den wirkungsvollen Ansatz aus der Agrarforschung: Die Zikade legt ihre Eier in der Nähe von Wirtspflanzen in den Boden, die Nymphen ernähren sich von unterirdischen Pflanzenteilen. Sämtliche Wintergetreide-Arten bieten beste Bedingungen für ihre Entwicklung. Wird aber nach Zuckerrüben die Parzelle brach belassen und im Anschluss erst mit einer Sommerkultur wie Mais oder Sonnenblumen (kein Sommergetreide) bestellt, fehlt den Larven die Nahrung und sterben in der Folge ab. Die Praxis bestätigt die Forschung: Im gesamten Chablais, am Kopf des Genfersees, verpflichteten sich seit dem Anbaujahr 2021 alle Produzenten, nach Zuckerrüben jeweils eine Sommerkultur anzubauen. Zwei Jahre später waren die Felder wieder sattgrün und in 95 Prozent der Proben konnten keine Erreger nachgewiesen werden. Die Ergebnisse zeigen: Eine konsequente Fruchtfolgeänderung reduziert die Zikadenpopulation massiv und senkt den Krankheitsdruck erheblich.

Zuckerrüben Schilfglasflügelzikade
Der bakterielle Erreger der SBR-Krankheit führt zu einer Vergilbung der Zuckerrübenblätter. Foto: SFZ

 

Sonderbewilligungen möglich

Für den Erfolg dieser Massnahme müssen die Fruchtfolgen möglichst flächendeckend umgestellt werden. Entsprechend empfiehlt die SFZ per sofort den konsequenten Verzicht auf Winterkulturen und Zwischenfrüchte nach Zuckerrüben. In der Praxis bedeutet dies, dass das Saatgetreide in diesem Spätherbst im Sack bleiben soll. Diese Umstellung kann bei gewissen Konstellationen zu Konflikten mit den Fruchtfolgebestimmungen der DZV bzgl. der Anbaupausen oder Kulturanteilen führen. In solchen Fällen bietet der Strickhof den Zürcher Betrieben Hand. Nach vorgängiger Beratung kann eine einmalige einzelbetriebliche Sonderbewilligung für das Fruchtfolgejahr 2026 beantragt werden. Wenden Sie sich in diesen Fällen an Anna Brugger (anna.brugger@strickhof.ch). Wichtig: Es sind keine Ausnahmen zu den freiwilligen Produktionssystemen wie der «schonenden Bodenbearbeitung» oder der «angemessenen Bodenbedeckung» möglich. Bei einer radikalen Umstellung der Fruchtfolge beachten Sie zudem die Auswirkungen auf die Nährstoffbilanz des kommenden Jahres.

 

Verluste vermeiden

Die Zuckerrübenernte schreitet weiter voran. Vor dem Regen konnten die Rüben vielerorts bei passenden Bedingungen geerntet werden. Die Rüben, welche noch im Boden verweilen, können noch immer an Ertrag zulegen. Bei günstiger Witterung im Oktober ist ein Zuwachs von über einer Tonne pro Woche durchaus möglich. Zudem bleiben sie im Boden am besten konserviert. Besonders bei Beständen mit Rhizoctonia-Wurzelfäule sollte die Feldlagerzeit möglichst kurzgehalten werden, um eine Ausbreitung der Fäule im Rübenhaufen zu vermeiden.

Nach der Ernte leben die Rüben im Haufen weiter und verbrauchen dabei einen Teil ihres eingelagerten Zuckers. Je länger die Lagerung dauert, desto grösser werden diese Verluste. Ideale Lagerbedingungen herrschen bei Temperaturen zwischen 2 und 8 °C, da so die Atmungsverluste gering bleiben. Eine Vorratsernte sollte deshalb erst dann erfolgen, wenn sich die Temperaturen in diesem Bereich befinden. Dabei sind stets auch die Rodebedingungen zu berücksichtigen. Die Erntebedingungen verbessern sich gegen Ende des Jahres meistens nicht mehr. Daher ist die Wahl des optimalen Erntezeitpunktes oft ein Abwägen zwischen Wachstumspotenzial, Lagerverlusten und Bodenverhältnissen. Schlechte oder nasse Rodebedingungen führen zu höherem Erdanhang und können die Bodenstruktur beeinträchtigen. Ungünstige Erntebedingungen kosten daher immer mehr als die Wachstums-, respektive Lagerverluste. 

 

Löcher im Rübenlaub

Die noch auf den Feldern verweilenden Zuckerrüben zeigen sich derzeit überwiegend in gutem Zustand. Dort, wo eine konsequente Cercospora-Bekämpfung erfolgen konnte, ist das Laub vielerorts noch grösstenteils grün und vital. Vereinzelt sind jedoch Löcher in den Blättern zu beobachten. In stärkeren Fällen frisst der Schädling das Blattgewebe so weit ab, dass nur noch die Blattadern stehen bleiben (sogenannter Skelettierfrass). Oft finden sich auf den Blättern auch kleine Kothäufchen – ein Hinweis auf die Raupen der Gammaeule. Diese treten normalerweise zwischen Juni und Juli auf, können bei günstigen Bedingungen im September jedoch nochmals massenhaft vorkommen. Da gegen die Gammaeule kein Insektizid zugelassen ist, bleibt eine Bekämpfung aus. In der Regel ist der verursachte Schaden aber gering und daher auch nicht bekämpfungswürdig.

Gammaeulen-Larve
Die Raupe der Gammaeule verursacht Lochfrass an den Rübenblättern. Foto: M. Lüscher, SFZ

 

Düngung

Bodenfruchtbarkeits-Morgen: Direktsaat Weizen

Mittwoch, 29. Oktober 2025, 9.00-11.00 Uhr, in 8606 Nänikon

Eine bodenschonende Bewirtschaftung ist gar nicht so einfach in die Praxis umzusetzen und erfordert einiges an Wissen. An der Flurbegehung werden Erfahrungen ausgetauscht und der Weg von der Idee bis zur Umsetzung in die Praxis unter die Lupe genommen.

Anmeldung, Treffpunkt & Infos: Bodenfruchtbarkeits-Morgen - Direktsaat Weizen 29.10.25

 

PDF: Pflanzenbau News 22. Oktober 2025