Kartoffeln brauchen weiterhin eine enge Betreuung
Die warmen Tage der letzten Woche vermochten die Krautfäule etwas zu bremsen. Dennoch findet man selbst in Feldern mit korrekt erfolgter Stoppspritzung immer noch «aktive» Krautfäuleflecken mit weissem Pilzrand. Das bedeutet, dass bereits ein paar Stunden Blattnässe für erneute Infektionen ausreichen. Eine lückenlose Spritzfolge muss also unbedingt weiterhin sichergestellt werden! Bei neuen Befällen ist es sinnvoll, betroffene Pflanzen aus dem Feld zu entfernen und im Kehricht zu entsorgen. Danach folgt eine Stoppspritzung. Dabei werden innerhalb von drei bis vier Tagen zwei Behandlungen durchgeführt.
Viele Felder mit Schwarzbeinigkeit
In vielen Feldern trifft man Stauden mit welken Trieben oder Triebspitzen an. Die Stängel sind bei diesen Pflanzen braun bis schwarz, weich und nassfaul. Im Boden findet man die schleimige, stinkende bis vollständig zersetzte Pflanzknolle. Es handelt sich dabei um Symptome von bakterieller Nassfäule. In der Praxis wird die Krankheit auch «Erwinia» oder Schwarzbeinigkeit genannt. Die verantwortlichen Bakterien können über das Pflanzgut und/oder den Boden übertagen werden. Gefördert wird die Krankheit durch warme Temperaturen, Feuchtigkeit und Sauerstoffmangel infolge staunasser Böden. Eine direkte Bekämpfung im Feld ist nicht möglich. Allfällig akut infizierte Stauden sind in der Regel bis zur Ernte komplett verfault. Die nur schwach infizierten Stauden werden teilweise überdauern. Eine Infektion der neuen Knollengeneration findet normalerweise eher nicht statt. Da die Böden aber in diesem Jahr über lange Zeit feucht oder gar komplett durchnässt waren/sind, könnte es vermehrt zu einer Ansteckung der Tochterknollen führen. Bei aktuell befallenen Feldern empfiehlt es sich deshalb zum Zeitpunkt der ersten Probegrabung noch einmal genau auf Nassfäule zu achten, um gegebenenfalls den Posten über den Frischverkauf zu vermarkten.
Alternaria nicht vernachlässigen
Alternaria (alternata und solani) ist ein klassischer Schwächepilz, der üblicherweise gegen Ende des Krautwachstums sichtbar wird. Trockenheit und Hitze in Abwechslung mit nassen Blättern fördern den Befall besonders stark. Der Pilz befällt aber ganz allgemein gerne gestresste Bestände. Deshalb erstaunt es nicht, dass bereits in einigen Beständen die typischen braunen Blattflecken mit der charakteristischen Ringstruktur (Alternaria solani) sichtbar sind. Im Unterschied zu diesen eher grösseren Flecken, zeigt sich der Befall durch Alternaria alternata in Form von vielen kleinen Sprühflecken.
Insbesondere anfällige Sorten (z.B. Agria, Charlotte, Innovator, Lady Claire oder Markies) sollten ab Beginn Blüte präventiv geschützt werden. Dabei ist zu beachten, dass nicht alle Krautfäulefungizide eine Wirkung gegen Alternaria aufweisen. Aus diesem Grund sollte, vor allem bei anfälligen Sorten, dem Krautfäulemittel ein spezielles Fungizid gegen Alternaria beigemischt werden. Dabei ist eine Antiresistenz-Strategie wichtig!
Kartoffelkäfer weiterhin beobachten
Betriebe, welche bereits ein nicht Sonderbewilligungspflichtiges Mittel eingesetzt haben, können für den Einsatz von Coragen eine Sonderbewilligung beantragen. Bis heute gilt eine regional begrenzte (ganzer Kanton Zürich) Sonderbewilligung für die Bekämpfung der Kartoffelkäfer mit Coragen. Ab dem 29. Juni gelten wieder die bekannten Regeln.
Schädling | Mittel/Aufwandmenge | Bedingungen |
Kartoffelkäfer solo 1. Behandlung | Audienz oder Elvis oder Novodor 3-5l/ha + 2l/ha CropCover | Ohne Sonderbewilligung |
Kartoffelkäfer solo 2. Behandlung | Coragen 60 ml/ha oder Novodor 3-5l/ha + | Einzelbetriebliche Sonderbewilligung
Ohne Sonderbewilligung |
Blattläuse solo | Teppeki 160g/ha Movento SC 0.75l/ha |
Ohne Sonderbewilligung |
Kartoffelkäfer und Blattläuse | Teppeki oder Movento und Audienz oder Elvis Gazelle SG 200g/ha | Ohne Sonderbewilligung
Einzelbetriebliche Sonderbewilligung |
Blattlausbekämpfung
Obwohl die Saugschäden von Blattläusen vor allem bei trockenen Bedingungen ein Problem sind, sollten die Felder bereits jetzt kontrolliert werden. Dabei werden 10 Fiederblätter (100 Einzelblätter) quer über das ganze Feld kontrolliert. Wo die Bekämpfungsschwelle von 10 Blattläusen pro Fiederblatt (1 Blattlaus pro Einzelblatt) erreicht ist, können Movento SC 0.75 l/ha oder Teppeki 160 g/ha ohne Sonderbewilligung eingesetzt werden.
Treten gleichzeitig Kartoffelkäfer in bekämpfungswürdigem Ausmass auf, können die beiden Produkte mit Audienz oder Elvis gemischt werden. Für die Anwendung von Produkten mit dem Wirkstoff Acetamiprid (Gazelle SG, Pistol, Oryx Pro) ist vorgängig eine Sonderbewilligung bei der Fachstelle Pflanzenschutz einzuholen.
Schneckenbekämpfung nicht vergessen
Dank den über Wochen anhaltenden feuchten bis nassen Bedingungen in den Feldern, herrschen paradiesische Zustände für die Schnecken. Für die Kartoffelpflanzen ist der Schneckenfrass an den Stauden kein Problem. Gelangen die kleinen Ackerschnecken aber später in den Bereich des Knollennestes, dann können sie beträchtliche Knollenschäden verursachen. Falls es dann doch noch einmal so richtig Sommer wird, verkriechen sich die Schnecken und können nicht mehr genügend dezimiert werden. Dort wo Schnecken vorhanden sind, empfiehlt sich deshalb der Einsatz von Schneckenkörnern, idealerweise vor dem Schliessen des Krautdaches.
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Anwendungseinschränkung für Produkte mit Metaldehyd
- Maximal 700g/ha Metaldehyd pro Parzelle und Jahr -> 14 kg pro Parzelle und Jahr bei 5% Metaldehydgehalt
- 14 Tage Pause zwischen zwei Behandlungen
- Reicht die Behandlung nicht aus, dann kann zusätzlich ein Produkt mit Eisen-III-Phosphat (z.B. Sluxx HP) eingesetzt werden.
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In Zukunft vermehrt robuste Sorten wählen!?
In einem dreijährigen Projekt hat die Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) im Auftrag der IP-Suisse in Zusammenarbeit mit mehreren Partnern den Anbau von robusten Kartoffelsorten untersucht. Dabei ging es unter anderem um die Praxistauglichkeit von gegen Kraut- und Knollenfäule hochresistenten Sorten wie zum Beispiel Acoustic und Twinner. Die Ergebnisse des Projektes, an dem sich auch der Strickhof beteiligt hat, sind äusserst positiv. So konnte in den robusten Sorten dank einem späteren Behandlungsstart und der Ausdehnung der Behandlungs-Intervalle zwischen 50 – 75% der Funigizidbehandlungen eingespart werden.
Die beteiligten Landwirte betonen, dass eine gute Betreuung für den Aufbau des Vertrauens in die Stärken der neuen Sorten und somit das Gelingen des Projektes wichtig war. Dabei betreuten die Forschenden die Prognosesysteme (PhytoPRE und SYMBLIGHT) und gaben den Produzenten die Empfehlungen weiter.
Die Ergebnisse und Erfahrungen aus dem Projekt wurden in einem Video zusammengefasst: Robuste Sorten – Das Low-Input Projekt
Der Strickhof testet robuste Sorten im Feld
Der Strickhof hat in Oberwil (Dägerlen) eine umfangreiche Kartoffel-Versuchsanlage angelegt. Im traditionellen Sortenversuch stehen 42 aktuelle und vielversprechende neue Kartoffelsorten. Diejenigen Sorten mit einer guten bis sehr guten Krautfäuleresistenz wurden noch ein zweites Mal ausgepflanzt. Dieser Versuchsteil wird nun strikt nach Prognosemodel (PhytoPRE und SYMBLIGHT) behandelt. In diesem Jahr hat dies allerdings bis anhin keine Einsparung von Fungizidbehandlungen bei den robusten Sorten (z:B. Twinner, Acoustic, Emanuelle, Simonetta, Levante, Sound etc.) gebracht.
Im dritten Teil der Anlage geht es um die in den vergangenen Jahren gehäuft auftretenden, mangelhaften Backtests bei einigen Industriesorten. In Zusammenarbeit mit der HAFL wird das Vorkommen und die Auswirkung der Pilzkrankheit Verticillium und das Vorhandensein von Glasflügelzikaden welche SBR und Stolbur auf die Kartoffeln übertragen können untersucht. Die gesamte Anlage zeigen wir Ihnen gerne anlässlich des Kartoffel-Flurgangs am Mittwoch, den 3. Juli 2024 in Oberwil.
Veranstaltungshinweis: Kartoffel-Flurbegehung 3.7.2024