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Lu00fcftungsrohr mit Lochmuster, welches von einer Schablone vom Strickhof u00fcbernommen wurde.>

Kälberlüftung muss nicht teuer sein

Im Juni wurde im Stall bei Jürg Reicherter auf dem Chronehof in Frümsen eine Kälberlüftung eingebaut: Marke Eigenbau. Erstes Fazit: Praxistauglich und jede Menge Einsparungen, so Reicherter 4 Monate nach dem Einbau. Reicherter hält rund 60 Mutterkühe und produziert NaturaVeal-Kalbfleisch.

Schlechte Luft ist in vielen Kälberställen nach wie vor ein häufiges Problem. Lungenentzündungen oder Hauterkrankungen wie Flechten sind nicht selten auf eine schlechte Luftqualität im Stall zurückzuführen. Oftmals werden die Krankheiten mit teurem Arzneimittel behandelt, jedoch nicht die eigentliche Ursache bekämpft. So entstehen Jahr für Jahr hohe Behandlungssummen, ganz abgesehen von den Folgeschäden. So sah auch die Situation bei Reicherter aus: «Wir haben von der Einstallprophyilaxe über Impfen, gezieltes Management und Zusatzfuttermittel alles versucht. Wir konnten Spritzen, was wir wollten. Das Problem war immer wiederkehrend. Rund 80 % der Kälber mussten wir aufgrund einer Lungenentzündung behandeln – trotz aller Präventionsmassnahmen. Dazu kam der teils sehr stark ausgeprägte Flechtenbefall, trotz UV-C-Lampe.»

Besonders in der kälteren Jahreszeit, wenn die Ställe geschlossen sind, verschlechtert sich die Luftqualität. Schadgaskonzentrationen erhöhen sich, was die Schleimhäute reizt und Keimen ein einfaches Eindringen in den Organismus ermöglicht. Oftmals kann die schlechte Luftqualität auch am Verhalten der Kälber abgelesen werden. «Die Kälber lagen praktisch nie im Kälberschlupf, und wenn doch, dann direkt bei den Streifenvorhängen», so Reicherter. Auch die Folgeschäden waren bemerkenswert. «Aufgrund der zerstörten Lunge hatten wir schlechte Tageszunahmen und viele Kümmerer», gibt Reicherter bekannt. 

Der Kälberschlupf bei Reicherter ist mit einer Höhe von 2,20 Meter sehr niedrig. Bei Messungen konnte eine nicht ausreichende Luftbewegung, trotz einer komplett offenen Seite ins Stallinnere, festgestellt werden.Um mit einer selbst eingebauten Kälberlüftung längerfristig Erfolg zu haben, müssen wichtige Kriterien berücksichtigt werden.

Wärme entsteht bei der erwachsenen Kuh grösstenteils durch die mikrobiologische Aktivität im Pansen. Die Milch wird bei den Kälbern im Labmagen verdaut. Erst mit der Aufnahme von grösseren Mengen an Festfutter entwickelt sich der Pansen und es entsteht durch den Abbau der Futterpartikel Wärme. Es ist deshalb unumstritten, dass Kälber nicht kalter Zugluft ausgesetzt werden dürfen. Zugluft kühlt das Kalb aus, wobei mehr Energie in die Wärmeproduktion und weniger in das Immunsystem investiert werden kann. Dadurch wird das Immunsystem geschwächt und das Kalb ist anfälliger auf Krankheitserreger. 

Beim Einbau eines Lüftungssystems ist deshalb darauf zu achten, dass die Luft unmittelbar auf dem Kalb zum Stillstand kommt. Nur Luftgeschwindigkeiten von < 0,2 m/Sek. sind im Kälberbereich bei kalten Wetterbedingungen tolerierbar. Diese Voraussetzung kann durch verschiedene physikalische Berechnungen genau errechnet werden. Lüfter und Lüftungsrohr müssen aufeinander abgestimmt sein. Hier ist wichtig, dass das Lüftungsrohr um einen Faktor von 1.2 bis 1.4 grösser ist als der Lüfter. Ist dies nicht der Fall, entstehen Luftwirbel im Lüftungsrohr, welche die gleichmässige Verteilung der Luft verhindern. Auch Ecken oder Verengungen sind unbedingt zu vermeiden. Wann immer möglich ist, die Ansaugöffnung so zu platzieren, dass diese von Gebäudeöffnungen mindestens 2 Meter entfernt ist. 

Wo es sich anbietet, ist die natürliche Lüftungsrichtung mit einzubeziehen. Die Platzierung der Ansaugöffnung auf der Nord-/Nordwestseite ist hierfür empfehlenswert und ermöglicht das Einbringen von kühler Frischluft im Sommer in den Stall. Nicht immer ist aufgrund von bestehenden Gegebenheiten, der Einbezug aller Optimalbedingungen möglich. 

Die Löcher wurden bei Reicherter mit normalem Akkuschrauber gebohrt. Rund 4’500 Löcher waren gemäss den Berechnungen notwendig. «Zu zweit waren die Löcher in 1.5 Stunden gebohrt. Dank einer Schablone konnten Abstand und Lochgrösse einfach übernommen werden», sagt Reicherter. 

Bei Reicherter wurde zudem ein Frequenzumrichter für die stufenlose Regelung der Drehzahl eingebaut. «Ich schalte die Lüftung nie ab. Während die Lüftung in der Nacht auf der kleinsten Stufe läuft, ist an Hitzestresstagen die höchste Stufe eingestellt.», so Reicherter. Durch die stärkere Durchlüftungseinstellung im Sommer entsteht der Wind-Chill-Effekt, was Hitzestress im Kälberbereich zusätzlich reduziert. «Die Kälber sind auch bei der grössten Sommerhitze dieses Jahr friedlich auf der ganzen Fläche verteilt gelegen, das konnte ich früher nie beobachten. Fliegen hatte ich diesen Sommer praktisch keine mehr, während die letzten Jahre die Decke schwarz mit Fliegen übersäht war », betont Reicherter. 

Die bessere Luftqualität spiegelt sich seit dem Einbau auch in der Kälbergesundheit wider. «Seit dem Einbau hat sich die Gesundheitssituation merklich verbessert. Bis heute ist nur ein Kalb an einer leichten Lungenentzündung erkrankt. Dabei anzufügen ist, dass ich keine Einstallprofilaxe mehr durchführe, aktuell wird nicht geimpft», erklärt Reicherter. Auch Hautabzüge aufgrund der Flechten hat Reicherter heute keine mehr. Reicherter wiegt seine Kälber jeden Montag. Durch die besseren Luftbedingungen haben sich auch die Tageszunahmen verbessert. Rund 15 Masttage spart Reicherter heute ein. 
Lüfter und Frequenzsteuerung waren bei Reicherter von früher noch vorhanden. «Die 450 Franken an Investitionskosten für das Rohr und den Elektriker sind schon lange abbezahlt», lacht Reicherter.

Bei nicht atmungsaktiven Lüftungssystemen muss im Vergleich mit Stoffschläuchen beachtet werden, dass sich ein Mikrofilm bilden kann. Dies wird durch das Kondenswasser in der feuchteren Jahreszeit begünstigt, wenn kalte Luft von aussen auf das warme Rohr im Stall auftrifft. Erfahrungswerte zeigen, dass nur die Randbereiche (besonders das Anfangsstück, direkt nach dem Ventilator) Verschmutzungen aufweisen. Es ist deshalb wichtig, die Reinigung beim Einbau mit einzubeziehen. Spezielle Rohrverbindungen ermöglichen es bei längeren Systemen, Teilstücke einfach herauszunehmen, welche problemlos mit dem Hochdruckreiniger gewaschen werden können. 

Vorteilig an einem starren Rohr ist, dass bei einer niederen Stallhöhe die Tiere das Rohr nicht beschädigen. Alternativ zum Rohr kann auch ein Lüftungsschlauch eingesetzt werden, welcher zur Reinigung umgestülpt wird. 

Die Auswirkung und langfristigen Folgen von schlechter Luftqualität wirken sich nicht nur auf das Tierwohl und die spätere Tiergesundheit aus, sondern sind auch aus wirtschaftlich Sicht ein bedeutender Kostenfaktor. Einfache Eigenbaulösungen bieten Potential, mit wenig finanziellen Mitteln mehr Frischluft einzubringen und die Kälbergesundheit deutlich sichtbar zu verbessern. 

 

Erhoffen Sie sich, durch ein kostengünstiges Lüftungssystem, die Kälbergesundheit in ihrem Kälberstall zu verbessern? Melden Sie sich für individuelle Berechnungen und Beratung bei (katrin.mueller@strickhof.ch | 058 105 83 05).