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Die Larven verpuppen sich auf dem Blatt, wo sie aus Gespinst eine kleine u00abHu00e4ngematteu00bb bauen. (Abb. 2, Foto: David Szalatnay, Strickhof)>

Fleckenminiermotte ist aktuell bei der Eiablage

Dieses einheimische Insekt aus der Ordnung der Schmetterlinge bereitet normalerweise keine Probleme in der Obstproduktion. Seit gut 10 Jahren treten allerdings immer wieder Schäden auf einzelnen Betrieben auf, auch im Kanton Zürich. (Publikation 2.5.2025)

Die Fleckenminiermotte (Leucoptera malifoliella) hat ein weites Verbreitungsgebiet. Sie kann in Massen an Obstbäumen vorkommen (meist an Apfel) und dort lokal zu starken Schäden führen. Dieser Schaden entsteht durch einen beträchtlichen Verlust der Assimilationsfläche und im schlimmsten Fall gar durch frühzeitigen Blattfall. Beides kann dazu führen, dass die Früchte nicht mehr perfekt ausreifen. Daneben stellt die Verschmutzung von Früchten durch die bei der Verpuppung entstehenden Gespinnste ein grosses Problem beim Verkauf der Früchte dar.

Lebensweise

Die Fleckenminiermotte überwintert als Puppe in Rindenverstecken oder im Bodenstreu. Im Frühling, etwa zur Zeit der Apfelblüte, schlüpfen die Falter. Diese sind mit 3-4 mm Grösse ziemlich klein, metallisch blaugrau glänzend mit einer charakteristischen, orange-weiss-schwarzen Zeichnung auf dem hinteren Teil der Flügel.

Die Falter legen nach dem Schlupf jeweils einzeln ihre Eier auf die Blattunterseite ab. Pro Blatt können auch mehrere Eier einzeln abgelegt werden. Nach dem Schlupf der Raupen, bohren sich diese durch das Blattgewebe und legen spiralförmige Gänge, sogenannte Minen an. Diese Minen sind auf den Blättern als braune Flecken von etwa 1 cm Durchmesser sichtbar, was der Grösse einer alten deutschen Pfennigmünze entspricht (Abb. 1). Dieses Schadbild gibt dem Schädling auch die beiden Namen «Fleckenminiermotte» oder «Pfennigminiermotte». Nach etwa 3-4 Wochen verlassen die ausgewachsenen Raupen ihre Mine und verpuppen sich (Abb. 2), bevor nach kurzer Zeit Falter schlüpfen, die dann wiederum Eier ablegen. In unseren Regionen kann die Fleckenminiermotte meist zwei, in warmen Jahren auch 3 Generationen bilden.

Fleckenminiermotte Obst Schädling
Starker Befall durch die Fleckenminiermotte an Apfelbaum. (Abb.1, Foto: David Szalatnay, Strickhof)
Fleckenminiermotte Obst Schädling
Die Larven verpuppen sich auf dem Blatt, wo sie aus Gespinst eine kleine «Hängematte» bauen. (Abb. 2, Foto: David Szalatnay, Strickhof)

 

Bekämpfungsversuche und Befallsdynamik

In den vergangenen Jahren gab es in einzelnen Obstanlagen teils starken Befall durch die Fleckenminiermotte (Leucoptera malifoliella). Besonders betroffen waren Betriebe in der Zentralschweiz. Auf einem Obstbaubetrieb im Knonauer Amt trat im Jahr 2020 erstmals starker Befall auf. 

In den Folgejahren wurden verschiedene Versuche unternommen den Befall zu reduzieren. Grossen Erfolg zeigte 2023 der Einsatz des auch im biologischen Anbau zugelassenen Mittels Quassan (Wirkstoff Quassiaextrakt), welcher auch 2025 dank einer Allgemeinverfügung des Bundes vom 3. März 2025 gegen Miniermotten eingesetzt werden darf. Im Rahmen eines in den Jahren 2023 und 2024 durchgeführten Versuchs des Strickhofs in Zusammenarbeit mit Andermatt Biocontrol und Agroscope sollte aufgezeigt werden, wie gut Quassan bei sehr starkem Fleckenminiermottenbefall wirkt und ob mit einer solchen Strategie die Population an Fleckenminiermotten auch für Folgejahre reduziert wird.

Bereits eine einzige Behandlung mit Quassan zum Beginn des Larvenschlupfs der ersten Generation hatte zum Zeitpunkt der Ernte – also nach 3 Generationen – bei Golden und Boskoop einen Wirkungsgrad von 91,5% respektive 92,5%.

Neben der unmittelbaren Wirkung von einer Behandlung mit Quassiaextrakt ist zudem eindrücklich zu sehen, wie sich die Befälle in der Praxisanlage, wo die Versuche durchgeführt wurden, zwischen 2021 und 2024 entwickelt haben. Nach einem enormen Anstieg des Befalls von 2021 auf 2022 (Abb. 3+4), nahm der Befall dank der Behandlung mit Quassiaextrakt im Jahr 2023 massiv ab. Obwohl 2024 keine weitere gezielte Behandlung gegen die Fleckenminiermotte erfolgte, nahm der Befall weiter ab auf durchschnittlich nur noch etwa eine Mine pro 5 Blätter (Abb. 5).

Fleckenminiermotte Obst Schädling  Grafik
Bekämpfungsversuch Fleckenminiermotte 2023: Wirkung einer Behandlung mit Quassiaextrakt (3,2 l / ha). (Abb. 3, Grafik Strickhof Fachstelle Obst )
Fleckenminiermotte Obst Schädling
Enorme Befallszunahme auf einem Zürcher Obstbaubetrieb bei Jonagold. Links ein Foto vom 25.08.2021, rechts ein Foto vom 14.09.2022. (Abb. 4, Fotos: Strickhof Fachstelle Obst)
Fleckenminiermotte Obst Schädling Grafik
Befallsdynamik Fleckenminiermotte in Praxisanlage (2021-2024) (Abb. 5, Grafik: Strickhof Fachstelle Obst)

 

Schlussfolgerungen

Die Resultate aus dem Praxisversuch aus dem Jahr 2023 bestätigen die guten Resultate anderer Versuche zur Wirkung von Quassan gegen die Fleckenminiermotte.

Quassan zeigt auch bei einem starken Fleckenminiermottenbefall eine sehr gute Wirkung. Wegen dem bereits hohen Wirkungsgrad von über 90% bei einer einzigen Applikation zum Zeitpunkt des Larvenschlupfs der 1. Generation kann eine Strategie mit 2 Behandlungen wegen den hohen Kosten dieses Pflanzenschutzmittels für Praxisbetriebe aus ökonomischen Gründen nicht empfohlen werden. Die Erhebung von Blattschäden im Jahr 2024 - also ein Jahr nach der einzigen Behandlung mit Quassan im Jahr 2023 - legt nahe, dass die Population des Schädlings auf ein derart tiefes Niveau reduziert werden konnte, dass erhebliche Schäden auch im Folgejahr ausbleiben. Diese Tatsache relativiert insofern die hohen Pflanzenschutzmittelkosten, da eine Behandlung nicht jährlich durchgeführt werden muss, um den Befall auf ein erträgliches Mass zu reduzieren. Der Befall im Herbst des Vorjahres liefert wichtige Hinweise darauf, ob eine Behandlung durchgeführt werden sollte oder ob diese nicht notwendig ist.