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Freilandnu00fcsslisalat ist eine Kultur, die im Kanton Zu00fcrich wieder vermehrt angebaut wird. Foto: D. Bachmann, Strickhof >

Der Zürcher Gemüsebau – wichtiger Baustein der nationalen Gemüseversorgung

Seit mehreren Jahren ist der Kanton Zürich der flächenmässig bedeutendste Kanton in der Frisch- und Lagergemüseproduktion. Trotz hohem Siedlungsdruck und den damit verbundenen Herausforderungen trägt der Kanton Zürich damit massgeblich zur regionalen und überregionalen Versorgung mit Gemüse bei.

Gemäss Erhebung unserer Fachstelle Gemüse waren es im Jahr 2023 rund 2400 ha kumulierte Anbaufläche (Mehrfachbelegungen aufgerechnet), die im Kanton mit Frisch- und Lagergemüse angepflanzt bzw.  angesät wurden. Die Zahlen 2024 sind noch nicht veröffentlicht, die Tendenz dürfte aber sogar leicht steigend sein. Das sind fast 17% (!) der schweizerischen Anbaufläche von 14'384 ha Frisch- und Lagergemüse. Hinzu kommen noch 243 ha an Verarbeitungsgemüse im Vertragsanbau (Erbsen, Bohnen und Spinat). Der Kanton Zürich ist damit der flächenmässig bedeutendste Kanton der Schweiz was Gemüsebau betrifft. Besonders im Bereich der Bio-Produktion nimmt der Kanton eine führende Stellung in der Schweizer Gemüsewirtschaft ein. Dies liegt daran, dass national bedeutenden Biogemüsebetriebe ihren Stammsitz im Kanton Zürich haben. Von den oben erwähnten rund 2400 ha Frisch- und Lagergemüse im Jahr 2023 wurden beinahe 40% nach Bio-Richtlinien angebaut. In Sachen Biogemüse ist Zürich damit unangefochtener Spitzenreiter. 

Vielfältiger Anbau

Bei den angebauten Kulturen widerspiegelt der Kanton Zürich vereinfacht gesagt sehr gut die Kulturverteilung auf nationaler Ebene. Ein Grossteil der Top 10 der meistangebauten Kulturen sind auf kantonaler und nationaler Ebene identisch. Dies gilt sowohl für das Freiland als auch für das Gewächshaus. Wenn man etwas speziell für den Kanton Zürich herausheben will, dann wäre das im Freiland z.B. der überproportional hohe Anteil an Fenchel und Nüsslisalat. Im Gewächshaus werden im Kanton Zürich überproportional viele Radieschen und Spezialitäten wie Pak-Choi oder Rucola und Mini-Gurken angebaut. 

 

Top 10 Gemüseartikel im Kanton Zürich und der Schweiz
Top 10 Gemüseartikel im Kanton Zürich und der Schweiz 2023. Grafik: Strickhof Fachstelle Gemüse

 

Auch wenn man den Gewächshausanbau gesondert anschaut, bleibt die Wichtigkeit des Zürcher Gemüsebaus im gesamtschweizer Kontext bestehen. So stehen im Kanton ZH mit 61.5 ha gemüsebaulich genutzter Gewächshäuser rund 13% der nationalen Konstruktionsflächen. Und mit 143 ha kumulierter Anbaufläche im geschützten Anbau macht der Kanton rund 15.5% der nationalen Gewächshausproduktion aus. Anders als z.B. im Kanton Genf bzw. St. Gallen ist im Kanton Zürich also der Gewächshausanbau nicht überrepräsentiert bzw. unterrepräsentiert sondern liegt im Durchschnitt. 

Die Kulturvielfallt umfasst das gesamte Spektrum was in der Schweiz an Gemüse angebaut wird. In unserer jährlichen Anbauerhebung wurden im Jahr 2024 beispielsweise 115 verschiedene Gemüseartikel erhoben. Das ist mit ganz wenigen Ausnahmen der komplette Produktestamm, den wir im Gemüsebau überhaupt kennen. Der Kanton Zürich nimmt dabei im Anbau von Nischen- und Trendkulturen häufig eine Pionierrolle ein. Das war in der Vergangenheit etwa bei den Kulturen Federkohl, Knoblauch, Süsskartoffeln oder auch Ingwer gut zu beobachten. Ein Grund dafür dürfte darin begründet liegen, dass sich mit der Stadt Zürich der grösste urbane Konsumentenmarkt der Schweiz im Kanton befindet. Urbane Nachfragetrends können schnell durch die regionale Produktion aufgenommen und umgesetzt werden. 

Freilandnüsslisalat eine Kultur die im Kanton ZH wieder vermehrt angebaut wird.
Freilandnüsslisalat ist eine Kultur, die im Kanton Zürich wieder vermehrt angebaut wird. Foto: D. Bachmann, Strickhof 

 

Geographische Verbreitung des Gemüsebaus im Kanton Zürich

Der Gemüsebau im Kanton Zürich orientiert sich wenig überraschend an den landwirtschaftlichen Nutzungseignungen bezüglich Boden und Klima und erfolgt zum grossen Teil in der nördlichen Kantonshälfte. Anbauschwerpunkte finden sich im Furttal, Wehntal, entlang der Thur bzw. Rhein und im Stammertal. Im Zürcher Oberland gibt es weiter einen vermehrten Gemüseanbau rund um den Greifensee. Weitgehend abwesend ist ein Anbau entlang der Albiskette, des Tösstals sowie den dicht besiedelten Gebieten. Der Anbau von Wurzelgemüse wie Karotten, sowie Industriespinat oder Bleichspargel erfolgt schwerpunktmässig in den nördlichen Anbaugebieten auf den leichteren Schwemmböden entlang der grossen Fliessgewässer. Im Furttal sowie der Region Greifensee ist die Karotte dagegen weitgehend abwesend. Insgesamt ist der Gemüsebau im Kanton Zürich gut in den Fruchtfolgegebieten verteilt. Durch die zahlreichen Hügelzüge sowie die Wald- und Siedlungsgebiete im Kanton existieren mehrere, mehr oder weniger voneinander abgetrennte Geländekammern, die gemüsebaulich genutzt werden. Eine Ballung der Gemüseflächen, wie man sie z.B. aus dem Berner/Freiburger Seeland kennt, ist im Kanton Zürich weniger stark vorhanden. In Bezug auf den Pflanzenschutz in Gemüsekulturen ergeben sich dadurch Vorteile. So können sich standorttreue gemüsebauliche Schädlinge wie z.B. die Möhrenfliege oder andere Gemüsefliegen schlechter in einem Gebiet festsetzen. Bei den Pilzkrankheiten ist zudem die Windübertragung erschwert. Hinsichtlich Pflanzenschutz ist daher die intensive Verzahnung zwischen Gemüse- und Ackerbau sowie die Erschliessung neuer, unverbrauchter Ackerflächen für den Gemüsebau, wie sie im Kanton praktiziert wird, positiv zu bewerten. Nachteil dieser Entwicklung sind längere Transportwege von den Feldern zu den Betriebs- und Logistikzentren für die Aufbereitungsarbeiten. 

Infrastruktur wichtig für die gemüsebauliche Entwicklung

Die Gemüseproduktion ist für einen reibungslosen Betrieb und eine gesunde Entwicklung auf verschiedenartige Infrastruktur angewiesen. Das beginnt bereits bei der Nähe zu den Abnehmern und dem Strassennetz zu denselben. Ist bei anderen landwirtschaftlichen Kulturen häufig einmal pro Saison Erntetag, so erfolgt die Auslieferung auf den Gemüsebetrieben oft mehrfach pro Tag und das während dem ganzen Jahr. Der Transport ist also ein Kostenfaktor und ein gutes Strassennetz für die Konkurrenzfähigkeit entscheidend. Ein weiterer nicht zu unterschätzender Faktor ist Wohnraum für die Mitarbeitenden, sei das auf dem Betrieb oder in den umliegenden Dörfern. Die Verfügbarkeit des Faktors Arbeit ist in einer enorm handarbeitsintensiven Branche so oder so zunehmend ein limitierender Faktor. 

Die zuverlässige Bewässerbarkeit der Gemüsebauparzellen auch während Trockenphasen ist für die Frischgemüseproduktion eine Grundvoraussetzung. Vor diesem Hintergrund sind die überbetrieblichen und von der öffentlichen Hand unterstützten Bewässerungsprojekte im Furttal, im Raum Steinmaur oder in Laufen-Uhwiesen zu sehen. Es geht hier um essentielle Infrastruktur um den Gemüsebau in diesen Gebieten auch weiterhin zu ermöglichen und um Nutzungskonflikten mit anderen Abnehmern (kommunale Wasserversorger) auszuweichen. Um die Wertschöpfung bei der Lagerung und Aufbereitung des Gemüses in der Produktion zu behalten, sind die Betreibe weiter auf moderne Rüst- und Lagerhallen mit entsprechender Ausstattung angewiesen. Ob überhaupt und zu welchen Auflagen diese Bauten realisiert werden können, ist für die Betriebsentwicklung von entscheidender Bedeutung. Dasselbe gilt noch verstärkt für den Gewächshausanbau, bei dem die Erschliessung einer geeigneten Energiequelle massgeblich für die Projektrealisierung ist. Der Gemüsebau ist aus diesen Gründen wie kein zweiter Teilbereich der Landwirtschaft im Kanton von den rechtlich/politischen Rahmenbedingungen abhängig. Den Zürcher Betrieben, ob Grossbetrieb oder Direktvermarktern, ist dank ihrer Innovationskraft aber mit Sicherheit zuzutrauen, ihre zentrale Stellung innerhalb der Schweizer Gemüsewirtschaft auch künftig zu behalten.