Blumenkohl, eine bewährte aber anspruchsvolle Kultur
Seit dem 10. Mai ist die Inlandproduktion von Blumenkohl wieder durch Importzölle geschützt. Während den Sommermonaten und bis zum 20. November erfolgt die Inlandversorgung weitestgehend durch Schweizer Blumenkohl. Entsprechend des Grenzregimes wählen die einheimischen Produzenten die Pflanztermine des Blumenkohls so, dass möglichst ab dem Beginn der geschützten Phase einheimische Ware geerntet werden kann. Im Frühling ist der Blumenkohl daher unter den Vliesen herangewachsen um jetzt erntereif zu sein. Der Konsum von Blumenkohl ist während der Sommermonate etwas geringer als im Winter und entsprechend wird über das ganze Jahr gesehen mehr Blumenkohl importiert (vor allem aus Spanien und Italien) als in der Schweiz produziert wird. Dennoch ist die Kultur für viele Frischgemüseproduzenten ein wichtiges Standbein und wird auch von den Direktvermarktern oft angebaut. Die Anbauflächen sind über die letzten 10 Jahre relativ konstant bei rund 570 ha gesamtschweizerisch geblieben. Die Bedeutung des Kantons Zürich nahm mit 70 ha in der Vergangenheit eher etwas ab, wohingegen die Ostschweizer Kantone Thurgau und St. Gallen nach der Jahrtausendwende stark wachsende Flächen zu verzeichnen hatten.
Anspruchsvolle Kultur
Seinen Ursprung hat der Blumenkohl wahrscheinlich im östlichen Mittelmeergebiet. In der Antike und im Frühmittelalter war Blumenkohl in unseren Gefilden noch unbekannt. Abbildungen von Blumenkohl im deutschsprachigen Gebiet sind erst ab der frühen Neuzeit d.h. ab dem 16. Jahrhundert belegt. Anders als andere Kohlarten der botanischen Art Brassica oleracea (Kabis, Kohlrabi etc.) bildet Blumenkohl bereits im ersten Jahr eine kompakte, gewölbte, fleischige Blütenanlage, eine sogenannte Infloreszenzanlage aus. Diese Infloreszenzanlage, bestehend aus vielen Teilinfloreszenzen, wird im frühen Stadium als "Blume" bezeichnet. In diesem Stadium wird die Blume auch geerntet, solange die eigentlichen Blütenknospen noch nicht angelegt, geschweige denn ausgebildet sind (Vorblüher). Die Ausbildung von frühzeitigen Blüten und damit ein unverkäufliches Ernteprodukt kann das Ergebnis von längerem Kälteeinfluss um 0°C in Kombination mit nicht optimal abgehärteten Jungpflanzen sein. Ebenfalls können auch andere Stressfaktoren wie etwa Sommertrockenheit, Bodenverdichtungen oder Nährstoffmangel zu Vorblühern führen. Nicht in jedem Fall ist also eine temperaturbedingte Vernalisation ursächlich. Bei anhaltend hohen Temperaturen mit Tagesdurchschnitten > 20°C kann andererseits die Blumenbildung auch verzögert werden und es werden zusätzliche Blattlagen gebildet, ohne dass sich eine Infloreszenzanlage bildet. In der Produktion ist dieses Phänomen im Hochsommer bekannt, wenn die Kulturen über längere Zeit "stehen bleiben" und sich keine Blumen bilden. Bei anschliessendem Wetterumschwung mit kühleren Temperaturen können dadurch mehrere Pflanzsätze gleichzeitig in die Ernte kommen und eine kurzzeitige Produktschwemme auslösen. Eine hohe Stresstoleranz und ein kompaktes Erntefenster sind daher wichtigste Sorteneigenschaften, wohin sich die Züchtungsanstrengungen richten.
Bezüglich Klima und Bodeneigenschaften ist Blumenkohl eine vergleichsweise anspruchsvolle Kultur. Beim Boden ist vor allem die gute Wasser- und Nährstoffnachlieferung entscheidend. Ideal sind gut erwärmbare, sandig humose, tiefgründige und gut durchwurzelbare Lehmböden, weil Blumenkohl als Kohlart ein tiefes Wurzelwerk ausbildet. Aufgrund der Kohlherniegefahr sollte der pH-Wert im neutralen Bereich liegen und Staunässe wird nicht ertragen. Beim Klima werden jegliche Extremwetter d.h. grosse Schwankungen bei Temperatur und Niederschalg schlecht ertragen und ein ausgeglichenes (maritines) Klima wird bevorzugt. Blumenkohl gehört zu den Kulturen mit dem höchsten Wasserbedarf und eine ungleiche Versorgung wirkt sich auf Quantität und Qualität aus. Hauptbedarf ist bei Bestandesschluss und während der Blumenbildung. Nebst der Bodenfeuchte ist zum Zeitpunkt der Blumenbildung auch eine hohe Luftfeuchtigkeit nötig um qualitative Beeinträchtigungen zu vermeiden. In der Praxis muss das im Sommer mit häufigen, aber geringen Einzelgaben von Wasser erzielt werden.
Blumenkohl zählt zu den Starkzehrern unter den Gemüsekulturen. Ganze 260 kg/ha Stickstoff Netto-Nährstoffbedarf (abzüglich der Nährstoffgehalte in den Ernterückständen) weist die Kultur auf. Der Bedarf soll daher durch eine Grund- und eine Kopfdüngung in der 4. Kulturwoche gedeckt werden. Die Kopfdüngung kann dabei basierend auf der N-min Methode (Sollwert in 4. Kulturwoche bei 270 kg N/ha) erfolgen um die Bedarfsspitze in diesem Kulturstadium möglichst exakt abdecken zu können. Bei organischer Düngung mit Stallmist beim Umgraben, wie man sie etwa im Hausgartenbereich macht, steht Blumenkohl in erster Tracht d.h. es ist die 1. Kultur nach der Grunddüngung. Eine Besonderheit bei Blumenkohl ist das schnelle Anzeigen bei einer Molybdän-Unterversorgung. Die Pflanzen zeigen bei Molybdänmangel verkrüppelte Blätter und bilden später keine Blume aus. Besonders bei zu tiefen pH-Werten kann die Aufnahme von Molybdän eingeschränkt sein. Zur Vermeidung wird in der Jungpflanzenanzucht mit Molybdänhaltigen Düngern angegossen.
Anspruchsvoll ist die Kultur auch bezüglich Pflanzenschutz. Besonders die Schädlinge sind wie bei allen Kohlarten ein grosses Problem. Von weissen Fliegen über verschiedene Schadraupen, Läusen, Erdflöhen bis hin zur gefürchteten Kohldrehherzgallmücke ist alles dabei. Letztere ist beim Blumenkohl besonders heimtückisch, befallen die Larven doch das Pflanzenherz. Die Pflanze kann dadurch von aussen betrachtet noch gesund aussehen, in den Pflanzenherzen entwickelt sich jedoch keine Blume, da der Vegetationspunkt angefressen wurde. Für den Hausgartenbereich ist die Verwendung von Kulturschutznetzen gegen das breite Schädlingsspektrum eine praktikable und umweltfreundliche Alternative zum Insektizideinsatz.
Ernte und Qualität
Eine wichtige Sorteneigenschaft ist die sogenannte Selbstdeckung der Blume. Das bedeutet, wie gut die sich entwickelnde Blume durch die Blätter umhüllt und dadurch abgedeckt werden. Dieses Abdecken verhindert eine direkte Sonneneinstrahlung und damit verbunden eine Verfärbung der Blume ins Gelbliche. Zwar wird nach neuen Qualitätsbestimmungen eine leichte gelbliche Färbung im Handel akzeptiert, diese muss aber innerhalb einer Toleranz liegen. Als ideal gilt ein möglichst weisses Ernteprodukt. Zusätzlich zur sortenbedingten Selbstdeckung können die grossen Umblätter auch manuell umgeknickt werden um die Blumen abzudecken. Das beginnt idealerweise 1 Woche vor Erntebeginn und wird bei jedem Erntedurchgang bei den noch nicht erntereifen Blumen gemacht. Auf Profibetrieben rechnet man mit einem Aufwand von etwa 55 Arbeitskraftstunden pro ha für das Abdecken der Blumen. Ein Aufwand der sich hinsichtlich Qualität aber auch im Hausgartenbereich gerade bei den frühreifen Sorten lohnt, weil diese in der Regel weniger Selbstdeckung aufweisen.
Geerntet wird auf den Profibetrieben meist am Ernteband und in 2-3 Erntedurchgängen. Das Mindestgewicht der Blume liegt bei 300 g. Auf eine schonende Handhabung der Blume ist besonderes Augenmerk zu legen, da sich Druckstellen innert weniger Tage verfärben und faulen können. Zur Frischhaltung ist eine rasche Abkühlung des Ernteprodukts notwendig. Bei tiefen Temperaturen um den Gefrierpunkt herum und hoher Luftfeuchtigkeit kann Blumenkohl wenige Wochen gelagert werden. Damit können kurzzeitige Wetterextreme in der Ernte umgangen werden. Je schneller die Ware jedoch in den Verkauf kommt desto besser.