Bio-Ackerbohnen: Einzelkorn- oder Drillsaat?
| Versuchsbetreuende | Johannes Röllin und Manuel Baur |
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| Aussagekraft | * |
Nachfrage nach hochwertigem Protein
Im Bio Sektor ist die Nachfrage nach hochwertigen Proteinen aus der Schweiz gross. Besonders Soja, aber auch Erbsen, Lupinen und Ackerbohnen zu Futterzwecken sind gefragt. Ackerbohnen haben einen Proteingehalt von ca. 25% und werden damit hinter Soja und Lupinen (ca. 40 resp. 35%), und vor den Eiweisserbsen (ca. 20%) eingestuft.
Ackerbohnen sind im Gegensatz zu Soja einheimisch und an unser Klima angepasst. Sie gelten als die konkurrenzstärksten Körnerleguminosen mit einem hohen Ertragspotenzial und einem guten Vorfruchtwert. Winterackerbohnen werden oft im Mischanbau mit Hafer angebaut, sie können aber auch gut in Reinkultur als Sommer- oder Winterackerbohnen angebaut werden. Die Sommerform bildet durch die kürzere Vegetationszeit weniger Blattmasse als die Winterform, wodurch der Boden weniger gut bedeckt wird. Entsprechend sind Sommerackerbohnen weniger konkurrenzstark gegenüber Unkräutern.
Versuchsfrage
Soja wird aufgrund der Unkrautempfindlichkeit im Biolandbau häufig als Hackfrucht angebaut. Daraus entstand die Versuchsfrage, ob Sommerackerbohnen auch in weiten Reihenabständen (50 cm) angebaut werden können, um das Hacken zu ermöglichen. Durch das reihenabhängige Hacken kann die Unkrautregulierung gezielter und über einen längeren Zeitraum erfolgen als beim reihenunabhängigen Striegeln. Bisher wurden am Stiegenhof Ackerbohnen per Drillsaat mit einem Reihenabstand von 12.5 cm angebaut. Im Versuch wird dieses herkömmliche Anbauverfahren verglichen mit der Einzelkornsaat und einem Reihenabstand von 50 cm.
Anbaudaten
Die Vorkultur war Brotweizen, als Winterbegrünung wurde ein Zwischenfutter angesät. Im Frühling 2025 wurde das Zwischenfutter am 24. Februar gemulcht und untergepflügt. Die Saatbettbereitung erfolgte am 19. März mit der Kreiselegge. Beide Verfahren wurden am 20. März mit einer Saatdichte von 55 Körner/m² gesät. Nach der Aussaat erfolgte die Regulierung der Unkräuter. Im Drillsaat-Verfahren mit einem Reihenabstand von 12.5 cm wurde dazu am 02. Mai gestriegelt. Das Einzelkornsaat-Verfahren wurde im Vergleich am 12. April und am 10. Mai gehackt. Am 10.05. wurde in beiden Verfahren eine Untersaat mit einem Düngerstreuer ausgebracht, welche anschließend nicht gewalzt worden ist. Die Ernte erfolgte am 11. August. Beide Verfahren wurden separat gedroschen, gewogen und die Feuchtigkeit per NIRS bestimmt.
Bestandesdichte
Beim Drillsaat-Verfahren wurde die ideale Saattiefe von 5 cm nicht erreicht, da zu wenig Druck auf die einzelnen Säscheiben ausgeübt werden konnte. Dadurch wurde ein Teil der Bohnen auf der Bodenoberfläche abgelegt. Durch den fehlenden Bodenschluss fehlte den Bohnen auch die Feuchtigkeit, um gleichzeitig mit den im Boden abgelegten Bohnen zu keimen.
Bei der Auszählung der Bestandesdichte am 16. April im Drillsaat-Verfahren lediglich 39 Bohnen pro Quadratmeter ausgezählt. Aufgrund der feuchten Bedingungen Ende April und Anfang Mai, konnten die auf der Bodenoberfläche abgelegten Bohnen doch noch keimen. Bei der zweiten Auszählung am 17. Juni wurden dann 43 Pflanzen pro Quadratmeter ausgezählt.
Im Einzelkornsaat-Verfahren wurde die Saattiefe von 5 cm erreicht, was zu einem gleichmässigen auflaufen der Bohnen geführt hat. In diesem Verfahren wurden am 16. April 46 Pflanzen pro Quadratmeter ausgezählt, am 17. Juni 44 Pflanzen pro Quadratmeter.
Tabelle 1. Die Bestandesdichte wurde am 16. April sowie am 17. Juni in beiden Verfahren ausgezählt.
16. April [Pfl./m2] | 17. Juni [Pfl./m2] | |
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| Einzelkornsaat-Verfahren (50 cm) | 46 | 44 |
| Drillsaat-Verfahren (12.5 cm) | 39 | 43 |
Resultate
Ertrag und Feuchtigkeit
Die Ackerbohnen erreichten im Jahr 2025 mit rund 25.8 dt/ha durchschnittliche Erträge für den Standort Stiegenhof. Das Einzelkornsaat-Verfahren erreichte einen Ertrag von 26.1 dt/ha, das Drillsaat-Verfahren hingegen 25.4 dt/ha. Die beiden Verfahren konnten mit einer durchschnittlichen Feuchtigkeit von 11.8% geerntet werden.
Diskussion
Im Anbaujahr 2025 wurde am Standort Stiegenhof kein nennenswerter Unterschied bezüglich Ertrag zwischen dem Drillsaat- und dem Einzelkornsaat-Verfahren bei Ackerbohnen festgestellt. In den Monaten April und Mai konnte allerdings beobachtet werden, dass im Verfahren Einzelkornsaat die Unkrautregulierung wirksamer war als im Drillsaatverfahren. Aufgrund des generell tiefen Unkrautdrucks in diesem Jahr hatten diese Unterschiede in der Wirkung keinen Einfluss auf den Ertrag.
In diesem Jahr hatte die verspätete Keimung dank genügend Feuchtigkeit keine weiteren Folgen. In einem Jahr mit einem trockenen Frühling, hätten die oberhalb der Bodenoberfläche abgelegten Bohnen wohl nicht mehr gekeimt. Dies könnte zu einer zu tiefen Bestandesdichte und einem entsprechenden Minderertrag führen.
Ackerbohnen können bei einer Feuchtigkeit von ca. 15-20% geerntet werden. Unter 13.5% sind die Bohnen lagerfähig, weshalb man sie nach der Ernte möglichst rasch nachtrocknen muss. Mit der Feuchtigkeit von ca. 11.8% bei der Ernte war der Erntezeitpunkt gut.
Fazit
Ackerbohnen können mit dem Einzelkornsaat- oder dem Drillsaatverfahren erfolgreich angebaut werden. Die Einzelkornsaat zeigte Vorteile bei der präzisen Saatgutablage und der mechanischen Unkrautregulierung, erzielte in diesem Jahr jedoch keinen höheren Ertrag als die Drillsaat. Für Standorte mit höherem Unkrautdruck oder trockenem Frühling dürfte die Einzelkornsaat kombiniert mit Hacken das robustere Verfahren sein.
Die Drillsaat ist insbesondere für weniger mechanisierte Betriebe eine praktikable und wirtschaftlich interessante Option. Die notwendige Technik für Einzelkornsämaschinen und Hackgeräte ist teurer und bedienungsintensiver, während die Drillsaat mit der meist vorhandenen Standardmechanisierung zuverlässig umgesetzt werden kann.