Klappertopf (Rhinanthus alectorolophus)
Bestimmungsmerkmale
Wuchs: Wenn der Klappertopf austreibt, erscheinen die grünen Blätter zunächst etwas rundlich. Nach und nach werden sie gezackter, später länglich bis lanzettlich.
Blüte: Ab Mai erscheinen die gelben Blüten. Sie ähneln einer Nase. Je nach Art dauert die Blüte einzelner Pflanzen bis in den September.
Blätter: Die Blüten wandeln sich zu runden Samenkapseln um, die langsam braun werden. Im trockenen Stadium klappern die Samen in den Kapseln bei Wind. Diesem Umstand verdankt die Pflanze ihren Namen.
Lebensweise und Wuchsform
DerKlappertopf ist ein Halbschmarotzer. Er besitzt zwar Chlorophyll zur Photosynthese, ist aber auf Wirtspflanzen angewiesen, von denen er Wasser und Nährsalze bezieht. Er befällt vornehmlich Futtergräser. Deren Wuchskraft wird dadurch geschwächt, oft sterben sie ab, und der Bestand erscheint sehr mager.
Standort und Verbreitung
Auf extensiv genutzten Grünlandflächen mit geringer Düngung und spätem Schnitt kann sich der Klappertopf schnell ausbreiten.
Wirkung auf Pferde
Verzehrrisiko
Im frischen Stadium wird der Klappertopf von den Pferden in der Regel gemieden, wenn er einen für Pferde unangenehmen Geruch verbreitet. Fehlt dieser Duft beispielsweise durch Trocknung, sinkt auch die Chance des Meidungsreflexes.
Zum Erntezeitpunkt von Pferdeheu ist der Klappertopf bereits verblüht und trägt seine charakteristischen Samenkapseln. Diese sind gut im Heu zu erkennen. Einzelne Pflanzen im Heu stellen kaum ein Problem dar. Sind auf den ersten Blick aber mehrere Pflanzen zu erkennen, sollte das Heu nicht verfüttert werden.
Giftigkeit
Der Klappertopf enthält das Glycosid Aucu-bin. Es ist in allen Bestandteilen der Pflanze enthalten, also in Blättern, Blüten und Samen. Aktuelle Forschungen der Ludwig-Maximilians-Universität München zeigen, dass die Wiesenpflanze auch im Heu giftig bleibt.
Welche Menge für eine Vergiftung nötig ist, ist nicht bekannt. Werden einzelne Pflanzen gefressen, stellt dies kein grosses Problem dar. Es scheint, dass nicht alle Pflanzen gleich giftig sind. Auch die Konstitution des Pferdes spielt eine Rolle: Gesunde, robuste Pferde im besten Alter stecken eine Kontamination besser weg als Fohlen, alte Tiere oder solche mit Vorerkrankungen.
Gefahr durch Endophyten in den Wirtspflanzen
Die halbschmarotzerische Lebensweise birgt eine weitere Gefahr: die Wirtspflanzen, meist Weidegräser, werden gestresst. Sind sie von Endophyten (Pilze im Stängelinnern) befallen, reagieren diese durch den Stress mit vermehrter Produktion von Giftstoffen (Ergotalkaloide und Indolditerpene). Die Saugorgane des Klappertopfs nehmen diese Giftstoffe auf.
Symptome einer Vergiftung
Die Giftigkeit wurde lange Zeit unterschätzt. Das Toxin kann zu Entzündungen im Magen-Darm-Bereich mit Durchfall und Koliken führen. Auch Entzündungen des zentralen Nervensystems und der Nieren sind bekannt. Gelangen die Giftstoffe der Endophyten in den Klappertopf, können betroffene Tiere vermehrt speicheln, sie können taumeln oder ihre Huflederhaut entzündet sich.
Bekämpfungsmöglichkeiten
Der Klappertopf nimmt überhand, wenn der Schnitt- oder Nutzungszeitpunkt ein Versamen der einjährigen Pflanzen zulässt. Wird der Bestand wiederholt spät genutzt, führt dies zur Massenvermehrung. Vor allem in extensiven, wenig gedüngten Beständen kann sich die Pflanze stark vermehren.
Durch eine frühzeitige Nutzung oder einen Säuberungsschnitt ist eine Bekämpfung gut möglich. Sie muss ab Beginn der Blüte bis zum Zeitpunkt, wenn ¾ des Hauptblütenstandes offen sind, erfolgen. Von einer chemischen Bekämpfung wird abgeraten.
Videolink: Klappertopf Wachstumsstadien
Die Pflanze wurde zunehmend auf Ökoflächen ein Problem, welche erst ab Mitte Juni gemäht und nicht gedüngt werden dürfen. Deshalb hat der Bund veranlasst, dass nach Einreichen eines Gesuches für eine Sonderbewilligung eine einmalig frühere Bekämpfung erfolgen darf.
Bedingungen für eine Sonderbewilligung
- Nur mechanische Bekämpfung erlaubt
- hoher Anteil an Klappertopf: Mindestdichte beträgt 20% Deckung
- bei ganzflächiger Mahd muss immer ein Rückzugsstreifen (beliebige Form) von mind. 10 % der Fläche belassen werden.
- Schnittgut muss weggeführt werden.
- Bei Biodiversitätsflächen der Qualitätsstufe 2 ist keine Frühnutzung möglich!
Vorgehensweise zur Einholung einer Sonderbewilligung
Einreichung eines Online-Antrags (analog Pflanzenschutzmittelbewilligung) über das agate.ch-Login. Vor der Antragstellung ist die zulässige Gemeindestellenleitung (Ackerbau-stelle) sowie, falls relevant, die verantwort-liche Person für Vernetzung und Naturschutz zu informieren. Ohne diese Absprache kann die Checkliste im Online-Formular nicht vollständig ausgefüllt werden.
Im Weiteren ist eine Situationsskizze in digitaler Form dem Antrag beizulegen. Diese muss folgende Informationen enthalten:
- Standort des Klappertopfs auf der Parzelle (mindestens 20% Deckung)
- Die zu mähende oder zu beweidende Fläche
- Der Rückzugsstreifen (beliebige Form, mindestens 10% der Gesamtfläche)
Tipps aus der Praxis
- Massenvermehrung der einjährigen Pflanze durch Intensivierung der Nutzung verhindern.
Auf Q2-Biodiversitätsflächen ist unter bestimmten Bedingungen und mit Bewilligung des Kantons eine Bekämpfung durch einen einmalig früheren Schnitt
Das Wichtigste in Kürze
- Pferde verdauen als Monogastrier anders als Wiederkäuer, weshalb der Klappertopf für sie ein Problem darstellt.
- Der Klappertopf als Halbschmarotzer stresst die Wirtspflanze, sodass diese unter Umständen Giftstoffe produziert, die das Pferd ebenfalls aufnimmt.
Weiterführende Informationen
- Bekämpfung Kt. Zürich: Klappertopf Bekämpfung in Ökowiesen 2025
Quellen
- Ist Klappertopf giftig? » Risiko für Pferde & Bekämpfung, 2024, Charlotte Lang
- Warum ist der Klappertopf für Pferde gefährlich?, 2022, Cavallo/Barbara Böke