Pflanzenbau News 13. August 2025
Quarantäneorganismen
Vorsicht ist besser als Nachsicht
Spezialausgabe zur Gebietsüberwachung der Quarantäneorganismen im Kanton Zürich. Zwei neue Mitarbeiterinnen unterstützen die Fachstelle Pflanzenschutz, um die wachsende Zahl an Überwachungsaufträgen bewältigen zu können. Die grössten Sorgen bereitet weiterhin ein kleiner Käfer.
24 Organismen im Fokus
Die zunehmende Globalisierung, der weltweite Handel von Waren und unsere Reisetätigkeit führen zu einem erhöhten Risiko der Einschleppung von Pflanzenkrankheiten und -schädlingen. Diejenigen invasiven Schadorganismen, die von potenzieller wirtschaftlicher Bedeutung und in der Schweiz bislang kaum oder gar nicht verbreitet sind, fallen in die Gruppe der Quarantäneorganismen. Der Bund ist bestrebt, eine Ausbreitung dieser besonders gefährlichen Schadorganismen zu verhindern.
Zur Früherkennung invasiver Schadorganismen wird in der Schweiz eine systematische Gebietsüberwachung durchgeführt. Diese erfolgt in enger Zusammenarbeit zwischen dem Eidgenössischen Pflanzenschutzdienst (EPSD), dem Agroscope Pflanzenschutzdienst (APSD) und den kantonalen Pflanzenschutzdiensten (KPSD).
Im Jahr 2025 werden im Kanton Zürich 24 Quarantäneorganismen überwacht. Dabei handelt es sich um Bakterien, Viren, Nematoden, Pilze und Insekten, die insbesondere in landwirtschaftlichen Kulturen wie Reben, Kartoffeln, diversen Gemüsearten, Kern- und Steinobst und Walnuss grosse Schäden anrichten können.
Japankäfer
Der Fokus liegt auch in diesem Jahr beim Japankäfer (Popillia japonica). Dieser wurde erstmals im Jahr 2023 im Kanton Zürich in Kloten entdeckt. Die Schäden, welche der gefrässige Käfer und die Larven anrichten können, sind enorm, weshalb eine Ausbreitung verhindert werden muss. Die Überwachung mit Lockstofffallen wurde dieses Jahr deutlich intensiviert. Daher wurden in der Stadt Kloten über 200 Japankäferfallen aufgestellt. Im ganzen Kanton Zürich sind es über 350 Fallen.
Ralstonia
Auch der Kartoffelanbau in der Schweiz wird von mehreren gefürchteten, invasiven Schadorganismen bedroht, welche im Ausland grosse Schäden verursachen. Am gefürchtetsten ist die Braunfäule, welche durch das Bakterium Ralstonia solanacearum verursacht wird. Diese Krankheit kann über grosse Distanzen verschleppt werden und erhebliche Schäden besonders an Kartoffeln verursachen.
Personeller Zuwachs
Wir danken im Voraus allen Landwirtinnen und Landwirten für ihre Unterstützung bei den Gebietsüberwachungen. Diese werden vom Bund angeordnet, vom kantonalen Pflanzenschutzdienst durchgeführt und sind nötig, um die Schweizer Landwirtschaft vor gefährlichen invasiven Schadorganismen zu schützen. Um diese anspruchsvollen Aufgaben zu bewältigen, wurde die Fachstelle Pflanzenschutz am Strickhof personell verstärkt:
Ursula Kölliker
Ich bin Ingenieur-Agronomin ETHZ und war mehrere Jahre bei Agroscope tätig. Dort habe ich mich mit der biologischen Bekämpfung von Schadinsekten auseinandergesetzt. Nun bin ich voll motiviert in die Gebietsüberwachung von Quarantäneschädlingen eingestiegen.
Liselotte Füllemann
Als Winzermeisterin führe ich im Kanton Thurgau einen landwirtschaftlichen Betrieb mit Rebbau. Für mich stehen die Gesundheit der Pflanzen, die Sicherung der Biodiversität und die landwirtschaftlichen Produkte im Mittelpunkt. Deshalb engagiere ich mich für die Gebietsüberwachung – eine spannende und verantwortungsvolle Aufgabe.
Düngung
Phosphorbilanz im Griff: Kompost richtig einsetzen
In Ackerbauregionen kann die Ausbringung von Kompost im Spätsommer vor Zwischenkulturen oder Gründüngungen gezielt zur Bodenverbesserung genutzt werden. Die Vorteile sind vielfältig: Kompost fördert die Bodenstruktur, erhöht die Wasserspeicherfähigkeit und aktiviert das Bodenleben – gerade auf viehlosen, humusarmen oder strukturarmen Standorten eine wertvolle Massnahme.
Kompost ist darüber hinaus auch ein vollwertiger Mehrnährstoffdünger, der eine ähnliche Nährstoff-zusammensetzung wie Stapelmist oder festes Gärgut hat. Dabei haben diese organischen Dünger einen nicht unerheblichen Gehalt an Phosphor. In der Suisse-Bilanz weist Kompost dazu eine Besonderheit auf: Sein Phosphorgehalt darf, als einziger Dünger neben Ricokalk, auf maximal drei Bilanzjahre verteilt werden. Damit lassen sich im Sinne einer Vorratsdüngung grössere Mengen an Kompost ausbringen, was manchmal verfahrenstechnische Vorteile bietet. Die ausgebrachte Kompostmenge darf jedoch 25 Tonnen Trockensubstanz pro Hektare innerhalb von drei Jahren nicht überschreiten.
Festes Gärgut ist kein Kompost
Auch wenn festes Gärgut und Stapelmist ähnliche Eigenschaften haben wie Kompost, muss im Sinne der Suisse-Bilanz eine klare Abgrenzung gezogen werden. Nur für Kompost gilt die Aufteilung der Phosphormenge auf maximal drei Jahre! Wenn grössere Mengen an Gärgut oder Stapelmist im Betrieb aufgenommen werden, darf die Phosphorbilanz keinesfalls überzogen werden, ansonsten drohen Kürzungen. Deshalb empfiehlt sich, falls eine Kompost- oder Gärgutgabe geplant ist, eine Planbilanz zu erstellen, um böse Überraschungen zu vermeiden.
Futterbau und Futterkonservierung
Herbstfutter, wertvoll aber herausfordernd!
Herbstfutter stellt den Futterbauer immer wieder vor grosse Herausforderungen. Für die einen ist es eine hochwillkommene wertvolle Grundfutterergänzung, für die anderen ein notwendiges Ernten und Verwerten.
Herbstfutter von ausgewogenen Gras-Klee-Kräuterbeständen hat folgende Eigenschaften:
- ist gehaltsmässig das beste Futter vom ganzen Futterbaujahr
- hat den höchsten Rohproteingehalt aller Jahresschnitte, RP-Gehalte von 22-über 25% sind problemlos möglich. Auch NEL-Gehalte von deutlich über 6 MJ/kg TS sind normal
- hat den tiefsten Rohfasergehalt aller Jahresschnitte und ist daher sehr schnell und gut verdaulich
- bringt den höchsten Proteinüberschuss beim MPP, so kann bis doppelt so viel Milch im Vergleich zum NEL produziert werden
- ist Rohfaserarm und kann daher auch an Nichtwiederkäuer verfüttert werden
- Herbstfutter hat Proteinreiches Kraftfutterpotential
Der äusserst strukturarme blattreiche letzte Jahresaufwuchs mit grossem Klee und Kräuteranteil ist bei der Konservierung als Silage nicht einfach zu handhaben. Folgende Punkte erschwert das Silieren:
- Herbstfutter hat den tiefsten TS-Gehalt er liegt in der Regel zwischen 10- und 13%
- Im Herbst sind die Nächte lang, es bildet sich meist Nebel und starker Tau. Dies nässt das Futter stark.
- Im Herbst ist die Sonneneinstrahlung flach, dadurch kann weniger Wasser verdunsten, das nasse Futter trocknet weniger schnell ab. Zudem werden die Tageslängen kürzer.
- Nicht nur das Futter trocknet weniger ab, auch der Boden bleibt länger nass nach Niederschlägen.
- Mäuse und Würmer bereiten sich auf den Winter vor, sie stossen Erde auf, welche dann schnell in das Futter gelangt und es verschmutz.
- (Herbst)Futter mit hohem Eiweissgehalt ist grundsätzlich schwierig zu silieren
Fazit: Grundsätzlich hat Herbstfutter ausgezeichnete Futtergehalte. Diese Gehalte sind jedoch schwierig zu silieren. Hohe Proteingehalte, Futterverschmutzung, tiefe TS-Gehalte und zum Teil tiefe Zuckerwerte verschlechtern die Siliereigenschaften stark.
Tipps zur optimaler Herbstsilage:
- Nur gesunde Pflanzenbestände mit ausschliesslich guten Futterpflanzen silieren. Viel (Un)Gräser werden im Herbst krank und haben daher sowohl schlechte Siliereigenschaften wie Schmackhaftigkeiten.
- Bestände mit Mäusehaufen oder verbreitet Wurmhaufen sollten nicht konserviert werden
- Schnitthöhe von 7cm unbedingt einhalten
- Vorsicht Aufbereiter, dieser kann das Futter zusätzlich verschmutzen
- Mähen erst wenn das Futter abgetrocknet ist, stehendes Futter trocknet viel besser ab als gemähtes. Zudem bleibt Erde viel weniger an trockenem Futter kleben.
- Lieber kurz anwelken oder gar nicht. Das Futter nicht erst nach 3-4 Tagen nach dem Schnitt einsilieren. Geschnittenes Futter assimiliert weiter und veratmet somit den für das Silieren notwendigen Zucker.
- Zwischenfutter/Neusaaten, nur Bestände mit sehr kleinem Unkrautdruck silieren. Unkräuter sind sehr schlecht zu konservieren. Ausserdem werden sie ungern gefressen, sind gehaltsarm oder allenfalls sogar giftig.
- Zwischenfutter/Neusaaten: keine Ernterückstände der Vorkultur (Stoppeln, Strohreste, etc.) mit einsilieren. Die Saatbettbereitung muss so gemacht werden, dass alle Pflanzenrückstände in den Boden eingearbeitet sind und nicht ins Erntegut gelangen können.
- Zwischenfutter/Neusaaten: Saatbett ohne Fahrspuren und Unebenheiten bereitstellen. Nur so können die Erntemaschinen exakt eingestellt werden.
- Allgemein lieber mal etwas Futter auf dem Feld liegen lassen als zu sauber zusammenkehren
- Silier-System: für Herbstsilage eignet sich die Ballensilage besser als der Fahr- und Hochsilo, weil es bei den Ballen kaum Siloanbrüche gibt.
- Nasse Herbstballen nur auf befestigten und entwässerten Plätzen lagern.