Kartoffel-Kraut gesund erhalten
Spritzintervalle situativ vergrössern
Bereits nach dem Abdecken der Frühkartoffeln war der Krautfäuledruck in vielen Gebieten hoch. Das anhaltend kühle und nasse Wetter im Frühling begünstigte die Ausbreitung der Krankheit noch zusätzlich.
Obwohl das Wetter in den letzten beiden Wochen trocken und heiss war, wurden in der letzten Woche erneut zahlreiche neue Krautfäulebefälle in allen Kartoffelanbaugebieten der Schweiz entdeckt.
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Krautfäule-Meldungen als Hilfe für die Praxis Ich möchte an dieser Stelle den Zürcher Produzentinnen und Produzenten sowie den Beratern ein Kränzchen winden. Ihr habt neben dem Kanton Bern die meisten Krautfäulebefälle an die Fachstelle Pflanzenschutz oder direkt an PhytoPRE (Agroscope, T. Musa, 058 468 72 39 oder www.phytopre.ch) gemeldet. Dies nicht etwa, weil es im Kanton Zürich mehr Befall gab als in anderen Kantonen, sondern weil ihr euch bewusst seid, dass diese Meldungen eine Hilfe für eure Berufskolleginnen und -kollegen sind. Herzlichen Dank dafür! |
Die aktuellen Hitzetage helfen zwar die Ausbreitung der Krautfäule zu bremsen, doch für eine generelle Entwarnung ist es noch zu früh.
Für neue Krautfäuleinfektionen reicht bereits eine Blattnassdauer von sechs Stunden aus. Das heisst, vor allem bewässerte Bestände mit üppigem Kraut oder Bestände mit grosser Taubildung sind weiterhin aufmerksam zu beobachten.
Dies gilt insbesonders bei sehr anfälligen Sorten wie zum Beispiel Lady Christel, Charlotte, Erika, Sunshine, Venezia, Concordia, Fontane, Queen Anne, Lady Rosetta, Agata, Anabelle oder Thalessa. Aber auch bei ziemlich anfälligen Sorten wie Ditta, Victoria, Celtiane, Amandine, Lady Claire, SHC 1010 etc. (Schweizer Sortenliste für Kartoffeln 2025) ist es ratsam, den Fungizidschutz aufrecht zu erhalten. Dabei ist es besonders wichtig, nicht nur die Mittel, sondern auch die Resistenzgruppen abzuwechseln.
Für eine optimale Wirkung der Fungizide sollte eine Behandlung ausschliesslich früh am Morgen oder spät am Abend erfolgen, dazwischen sind die thermischen Verluste zu hoch.
Wenn kein Befall im Feld ist und das Blattwachstum abgeschlossen ist, dann können die Spritzabstände bei anhaltend heisser und trockener Witterung vergrössert werden.
Alternaria nimmt zu
Alternaria (alternata und solani) ist ein klassischer Schwächepilz, der üblicherweise gegen Ende des Krautwachstums sichtbar wird. Trockenheit und Hitze in Abwechslung mit nassen Blättern fördern den Befall besonders stark. Der Pilz befällt aber ganz allgemein gerne gestresste Bestände. So erstaunt es nicht, dass nach den kühlen und nassen Bedingungen im Frühling die grosse Hitze und die Trockenheit den Kartoffelpflanzen zusetzt und so bereits in einigen Beständen die typischen braunen Blattflecken mit der charakteristischen Ringstruktur (Alternaria solani) sichtbar sind. Im Unterschied zu diesen eher grösseren Flecken, zeigt sich der Befall durch Alternaria alternata in Form von vielen kleinen Sprühflecken.
Obwohl der Schaden durch Alternaria weit geringer ist als bei der Krautfäule, sollten insbesondere anfällige Sorten (z.B.: Agria, Charlotte, Innovator, Lady Claire oder Markies) ab Beginn Blüte präventiv geschützt werden. Dabei ist zu beachten, dass nicht alle Krautfäulefungizide eine Wirkung gegen Alternaria aufweisen. Aus diesem Grund muss, vor allem bei anfälligen Sorten, dem Krautfäulemittel ein spezielles Fungizid gegen Alternaria beigemischt werden.
Ähnlich wie bei der Wahl der Krautfäulebekämpfungs-Strategie ist zur Verhinderung von Resistenzen gegen Alternariamittel ein Wirkstoffwechsel (nicht nur ein Mittelwechsel!) und die maximale Anzahl der Behandlungen zu beachten.
Blattläuse im Auge behalten
Da die Saugschäden von Blattläusen vor allem bei trockenen Bedingungen ein Problem sind, sollten die Felder im Moment regelmässig auf einen Blattlausbefall kontrolliert werden. Dabei werden 10 Fiederblätter (100 Einzelblätter) aus dem unteren Staudenbereich, quer über das ganze Feld kontrolliert. Wo die Bekämpfungsschwelle von 10 Blattläusen pro Fiederblatt (1 Blattlaus pro Einzelblatt) erreicht ist, kann Movento SC 0.75 l/ha ohne Sonderbewilligung eingesetzt werden.
Dabei ist zu beachten, dass die Wirkung von Movento eher langsam einsetzt. Der voll-systemische Wirkstoff, muss von der Pflanze zuerst aufgenommen und nach oben und unten verteilt werden, bevor er seine volle Wirkung gegen saugende Schädlinge entfalten kann.
Treten gleichzeitig Kartoffelkäfer in bekämpfungswürdigem Ausmass auf, können Produkte mit dem Wirkstoff Acetamiprid (Gazelle SG, Pistol, Oryx Pro) eingesetzt werden. Dazu ist vorgängig eine Sonderbewilligung bei der Fachstelle Pflanzenschutz einzuholen (sonderbewilligung.strickhof.ch). Wichtig: Acetamiprid (Gazelle, Pistol, Oryx Pro) darf nur einmal pro Saison eingesetzt werden. Diese Mittel sollten daher einer kombinierten Bekämpfung von Kartoffelkäfern und Blattläusen vorbehalten sein.
Wir empfehlen die spinosadhaltigen Produkte Audienz und Elvis in dieser Saison nicht einzusetzen. So kann einer möglichen Resistenzentwicklung vorgebeugt werden.
Beachten Sie ausserdem, dass der Einsatz von Teppeki zwar nicht verboten ist, aber nur bis im Stadium DC 15 (5 Fiederblätter, zwei Fäuste hoch) bewilligt ist. Die allermeisten Bestände haben dieses Stadium überschritten und somit ist der Einsatz von Teppeki nicht (mehr) gestattet!
Systemische Mittel wirken lange Coragen Gazelle SG (Oryx Pro und Pistol) und Movento SC wirken systemisch. Der Wirkstoff verteilt sich im Saftstrom der Kartoffelstauden nach oben und nach unten. Sie wirken langanhaltend als Frassgift gegen Käfer und Larven. Movento SC nur gegen Blattläuse. Zudem weisen Coragen und Gazelle SG auch eine Kontaktwirkung auf. Unter Trockenheitsstress ist die Wirkstoffverteilung in der Pflanze verlangsamt, weshalb es mehrere Tage braucht, bis die systemische Wirkung eintritt. Eine gute Applikationstechnik, das bedeutet eine leicht erhöhte Wassermenge von 350 - 400 Litern und die Anwendung mit passenden Düsen, beispielsweise eine Injektor-Doppelflachstrahldüsen, unterstützen eine gute Wirkung. |
Blattläuse im Labelanbau (IP-Suisse)
Bei der Labelproduktion nach den IP-Suisse-Richtlinien ist keine Bekämpfung der Blattläuse erlaubt. Experten gehen davon aus, dass die aktuelle Bekämpfungsschwelle bei Blattläusen zwei bis drei Mal zu tief ist. Das heisst, ein Ausstieg aus der Labelproduktion lohnt sich nur bei krautschwachen Sorten oder wenn der Blattlausdruck sehr gross ist. Bei der Beurteilung der Situation muss auch die Nützlingspopulation (Soldatenkäfer, Florfliegenlarven, Schwebfliegenlarven, Marienkäfer etc.) mit einbezogen werden. Einer der effektivsten Blattlausjäger ist der beliebte Marienkäfer. Sowohl ein erwachsener Marienkäfer als auch seine Larve frisst pro Tag bis zu 100 Blattläuse. Wenn genügend Blattläuse vorhanden sind, vermehren sich die Marienkäfer stark und können so einen moderaten Blattlausbefall wirksam bekämpfen.
Vorgehen beim Überschreiten der Bekämpfungsschwelle(n) 2025
| Schädling | Mittel/Aufwandmenge | Bedingungen |
| Kartoffelkäfer solo 1. Behandlung | Coragen 60 ml/ha oder Novodor 3 - 5l/ha | Einzelbetriebliche Sonderbewilligung
Ohne Sonderbewilligung |
| Kartoffelkäfer solo 2. Behandlung | Audienz oder Elvis 50 ml/ha oder Novodor 3 - 5l/ha | Ohne Sonderbewilligung Ohne Sonderbewilligung |
| Blattläuse solo | Movento SC 0.75 l/ha | Ohne Sonderbewilligung |
| Kartoffelkäfer und Blattläuse | Acetamiprid (Gazelle SG, Oryx Pro und Pistol) 200 g/ha | Einzelbetriebliche Sonderbewilligung |
Einzelbetriebliche Sonderbewilligungen beantragen Sie online unter: sonderbewilligung.strickhof.ch
Prächtiger Kartoffelversuch in Niederwil (Andelfingen)
In unserem umfangreichen Sortengarten bauen wir neue, vielversprechende Kartoffelsorten neben bekannten, im Anbau bewährten Sorten, an. Dabei wurden 20 robuste Sorten mit einer guten bis sehr guten Krautfäuleresistenz doppelt ausgepflanzt. Diese Sorten werden nach den Empfehlungen von Prognosemodellen (PhytoPre und Symblight) mit Fungizid behandelt.
Im dritten Teil der Anlage geht es um die in den vergangenen Jahren gehäuft auftretenden, mangelnden Backtests bei einigen Industriesorten. In Zusammenarbeit mit der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) wird das Vorkommen und die Auswirkung der Pilzkrankheit Verticillium und das Vorhandensein von Glasflügelzikaden, welche SBR und Stolbur auf die Kartoffeln übertragen können, untersucht. Die gesamte Anlage zeigen wir ihnen gerne anlässlich des Kartoffel-Flurgangs vom 9. und 10. Juli 2025 in Niederwil.
Programm & Infos "Kartoffel-Flurbegehung 9. + 10. Juli 2025"
Rosen, Tulpen, Nelken, alle drei verwelken … Kartoffelblüten welken zwar auch, doch nach der Blüte geht es erst so richtig los. Rund um die Blüte der Stauden beginnt die Knollenbildung. In dieser Phase ist eine gute Wasserversorgung besonders wichtig. Nur so setzen die Kartoffelpflanzen die gewünscht Anzahl Knollen an und die zuerst winzigen Kartoffelknöllchen am Ende der Stolonen entwickeln sich zu prächtigen Knollen im gewünschten Kaliber. |