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Zukunftswerkstatt: Kickoff-Event vom 10. März 2021

Das Nationale Bioforschungsforum (NBFF) startet im Jahr 2021 mit der «Zukunftswerkstatt» eine vielversprechende Form der Zusammenarbeit. Am 10. März fand der Kickoff-Event statt.

Das Wichtigste in Kürze

«Was wäre, wenn im Jahr 2035 50 Prozent der Schweizer Landwirtinnen und Landwirte biologisch wirtschaften würden? Wenn dies gesellschaftlich gewollt wäre, welche Hürden wären zu überwinden?» Mit diesen Fragen lud der Leitungsausschuss des NBFF zum Kickoff-Event vom 10. März der diesjährigen Zukunftswerkstatt ein. 75 Personen aus der landwirtschaftlichen Produktion über Forschung und Wissensvermittlung bis hin zu Beratung, Verarbeitung, Umweltorganisationen, Detailhandel und Gastronomie nahmen am ganztägigen Online-Anlass teil. Damit entstand ein «Mix von Teilnehmenden aus der gesamten Ernährungs- und Landwirtschaftsbranche, der das NBFF zu etwas Speziellem macht» (Balz Strasser, Bio Suisse).

Die Zukunftswerkstatt ist ein Raum, in dem alle eingeladen sind, offen über alle Aspekte der Wertschöpfungskette nachzudenken, neue Fragen zu stellen und dadurch neue Visionen und Lösungsansätze für eine nachhaltige Landwirtschaft und Ernährung in der Schweiz zu entwerfen. Am Kickoff-Event bildeten sich Arbeitsgruppen zu ausgewählten Themenkreisen. Diese Arbeitsgruppen werden sich im Laufe des Jahres drei weitere Male treffen.

Ziel ist es, zum Abschlussevent am 9. Dezember 2021 Fragestellungen zum Wachstum und Florieren einer nachhaltigen Landwirtschaft gesammelt, bewertet und priorisiert zu haben. Handlungsbedarf und Spannungsfelder werden ausgeleuchtet, überzeugende Ideen entwickelt sowie Pläne entworfen, wie diese Ideen umgesetzt werden könnten. Gleichzeitig soll eine innovative und kollaborative Form der Zusammenarbeit anlaufen.

Die Zukunftswerkstatt wurde konzipiert und wird begleitet von scaling4good, einem Think-and-Do-Tank, der spezialisiert ist auf kollaborative Zusammenarbeit in gesellschaftlichen Transformationen. Die Inhalte und die Art der Zusammenarbeit der beiden Grossanlässe vom März und Dezember werden durch Marie-Pascale Gafinen illustriert. Updates zur Zukunftswerkstatt werden regelmässig auf Bioaktuell.ch publiziert.

NBFF-Kickoff-Event vom 10. März 2021.
NBFF-Kickoff-Event vom 10. März 2021.

Hintergrund

Der Handlungsbedarf in Anbetracht der Klima- und Biodiversitätskrise ist gross, und die Landwirtschaft trägt darin «eine besondere Verantwortung» (Lucius Tamm, FiBL). Das NBFF als Verbindung von Forschung und Praxis verfügt über eine breite Basis von Interessierten und vielseitig Tätigen, die einen enormen praktischen, wissenschaftlichen und logistischen Wissensschatz mitbringen. Deshalb setzte sich das NBFF für das Jahr 2021 zum Ziel, Personen aus der ganzen Wertschöpfungskette der Ernährungs- und Landwirtschaft zusammenzubringen, um gemeinsam die wichtigsten, drängendsten und wirkungsvollsten Fragestellungen für Forschung und Praxis zu identifizieren.

Damit dieses Wissen zur nachhaltigen Landwirtschaft und zum Biolandbau in Zukunft gezielt und wirksam für alle eingesetzt werden kann, braucht es aber «klare Visionen» (Balz Strasser, Bio Suisse). «Denn», wie Eva Reinhard von Agroscope in ihren Begrüssungsworten hervorhob, «wissenschaftliche Resultate sind schon viele vorhanden, jetzt gilt es jedoch, diese Erkenntnisse in die richtigen Kontexte zu stellen.» Vertreterinnen und Vertreter des NBFF sind überzeugt, dass eine Zusammenarbeit zwischen verschiedensten Akteurinnen und Akteuren zielführend ist. Dafür braucht es neue Räume, um mit allen Beteiligten über den eigenen Horizont hinauszudenken. Mit der Zukunftswerkstatt hat das NBFF diese Räume für das Jahr 2021 geschaffen.

Was bisher geschah

Die «Zukunftswerkstatt» ist ein «Experiment» (Lucius Tamm, FiBL) und eine «Lernreise» (Katrin Hauser, scaling4good), damit «die Vision der nachhaltigen Landwirtschaft Realität werden kann» (Eva Reinhard, Agroscope). Mit diesen Worten wurden die Teilnehmenden am Kickoff-Event vom 10. März begrüsst. Das Programm sah Inspirationen, Aktivitäten und sogar kleine Bewegungspausen vor.

Drei Impulsvorträge boten Inspiration:

  • Robert Finger, Professor für Agrarpolitik und Agrarökonomie der ETH Zürich, stellte dar, dass die verschiedenen Landwirtschaftsinitiativen auch ein Ausdruck davon seien, dass die Politik den Bedürfnissen der Gesellschaft hinterherhinke. Gleichzeitig betonte er, dass die gesamte Landwirtschaft vor grossen, strukturellen Herausforderungen steht und der Biolandbau dafür wichtige Impulse setzt.
  • Ariane Tanner, freischaffende Historikerin und scaling4good-Mitarbeitende, erzählte von den industriellen Algenzüchtungsprojekten der 1950er/60er Jahre und wie diese Vision einer Welternährung daran scheiterte, dass sie eben nicht die ganze Wertschöpfungskette mitdachte.
  • Hans Rusinek, Doktorand an der Universität St. Gallen (HSG) und Journalist beim Magazin «transform», betonte, dass es eine Kluft zwischen dem Wissen und dem Handeln gibt, die auch daher rührt, dass zu viele negative Bilder über die (Klima-)Zukunft existieren. Und: Wandel begleitet uns immer, aber wir sind eingeladen, aktiv mitzugestalten und uns als Gesellschaft mehr darüber zu unterhalten, was wir auch in Zukunft positiv erleben wollen.

Eine weitere Inspiration gab es zum Thema Kooperation & Kollaboration durch Anaïs Saegesser von scaling4good. Puzzeln ist Kooperation: Man kann mit einer klaren Arbeitsteilung schweigsam nebeneinander Puzzleteile zusammensetzen. Das Entwickeln einer Bildergeschichte hingegen ist Kollaboration: Man muss sich unterhalten, austauschen erklären. Das ist zwar aufwändiger, aber auch lebendiger und freudvoller. «Es gehe», so Saegesser, «nicht darum zu sagen, dass die erste Arbeitsform (Kooperation) schlechter als die zweite (Kollaboration) ist. Aber man kann aussuchen, welche wann am nützlichsten ist.»

Mit dieser Anregung starteten sieben Gruppen in die Breakout-Sessions. Die Teilnehmenden suchten sich einen Themenkreis, der für sie relevant war. Die Themenkreise fokussierten auf verschiedene Bereiche entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Ernährungs- und Landwirtschaft. Ziel des Tages war es, in diesen Gruppen ein gemeinsames Verständnis des Themenkreises zu finden und die wichtigsten Fragestellungen, Hindernisse und Synergien mit anderen Themen zu entdecken. Der rote Faden der Diskussionen war dabei immer die Hypothese des NBFF: «Was wäre, wenn im Jahr 2035 50 Prozent der Schweizer Landwirtinnen und Landwirte biologisch wirtschaften würden? Wenn dies gesellschaftlich gewollt wäre, welche Hürden wären zu überwinden?» In vier Schritten formierten sich so im Laufe des Tages sieben Arbeitsgruppen zu sechs Themenkreisen.

Unterstützt wurden die Breakout-Sessions durch Moderatorinnen und Moderatoren sowie Protokollantinnen und Protokollanten aus den drei Organisationen Bio Suisse, FiBL und Agroscope, die durch scaling4good auf ihren anspruchsvollen Einsatz vorbereitet worden waren.

«Alles hängt irgendwie miteinander zusammen!» stellte ein Teilnehmer des Themenkreises «Ernährung und Landwirtschaft in Gesellschaft und Politik» fest. Ja, die Themen sind komplex, vielschichtig miteinander verknüpft und wurden ebenso vielseitig durch die Teilnehmenden beleuchtet. Das bedingte, was auch der Zweck des Kickoff-Events war: Diesen Raum des Vertrauens für neue Fragen und Visionen zu nutzen, sich gegenseitig zuzuhören und auch überraschen zu lassen.

Ein «ganz feines Ohr» und eine kreative Zeichenhand bewies die Illustratorin Marie-Pascale Gafinen, die den ganzen Tag im Hintergrund durch die Breakout-Sessions wanderte und ins Bild brachte, was diskutiert wurde. Ihr Gesamtbild zum Schluss des Tages zeigte sowohl die Inhalte wie auch den Weg auf, den das NBFF mit seiner offenen Vorgehensweise in der Zukunftswerkstatt eingeschlagen hat.

Die Mitglieder des Leitungsausschusses des NBFF, Lucius Tamm (FiBL), Eva Reinhard (Agroscope) und Balz Strasser (Bio Suisse), diskutierten ebenfalls in den Themenkreisen mit. Den technischen Support für die Online-Instrumente stellte das FiBL zur Verfügung unter der organisatorischen und koordinativen Leitung von Chigusa Keller. Für die Übersetzung ins Französische standen Karine Contat und Birgit Köppen im Einsatz. Dies wurde sehr geschätzt.

Was als Nächstes kommt

Die Arbeitsgruppen haben sich gebildet. Weitere Interessierte haben noch Gelegenheit, in den Jahreszyklus einzusteigen. Facilitatorinnen und Facilitatoren begleiten die Arbeitsgruppen wirkungsvoll. Sie werden von scaling4good auf diese Aufgabe vorbereitet. Regelmässige Treffen der Facilitatorinnen und Facilitatoren werden den Wissenstransfer zwischen den Arbeitsgruppen ermöglichen und erlauben, Erkenntnisse aus der Zusammenarbeit der Arbeitsgruppen übergreifend zu nutzen.

Ziel der Arbeitsgruppen ist es, bis zum Anlass am 9. Dezember 2021 diejenigen Fragestellungen formuliert zu haben, die in Forschung, Praxis und entlang der Wertschöpfungskette mittel- bis langfristige Anstösse geben, die zur Weiterentwicklung und Verbreitung einer nachhaltigen Land- und Ernährungswirtschaft verwendet werden können. Die Teilnehmenden erhalten eine Plattform für kollaboratives Erarbeiten von tragfähigen Lösungsansätzen und sollen dazu inspiriert werden, auch in zukünftigen Projekten kontextübergreifende Ansätze zu entwickeln und umzusetzen.