Zürcher Obstproduzenten zu Gast am Strickhof
Die Obst-Sommertagung der Zürcher Obstproduzenten (ZOB) fand am 18. August 2020 am Strickhof Lindau statt. Das Strickhof Obstbau-Team führte die rund 50 Obstproduzenten/innen in einem knapp zweistündigen Rundgang durch die Obstanlage. Am ersten Posten stellte Andreas Klöppel, Leiter Obstbau am Strickhof, verschiedene Aktivitäten im Rahmen des «grünen Klassenzimmers» vor – etwa das Steinobst-Arboretum sowie den Vergleich von umgezweiten und neugeplanzten Apfelbäumen (Sorte Diwa). Mit Ladina und Santana präsentierte Andreas Klöppel zwei Sorten für den Direktverkauf.
Marmorierte Baumwanzen
David Szalatnay und Lea Andrae von der Fachstelle Obst referierten über die Marmorierte Baumwanze. 2020 seien bisher weniger Wanzenfunde gemeldet worden als im letzten Jahr. Dies hänge damit zusammen, dass die Ausgangspopulation an überwinternden, adulten Marmorierten Baumwanzen diesen Frühling deutlich kleiner gewesen sei als 2019. Im letzten Jahr, wo die Schäden im Obstbau allein mit rund 3 Millionen CHF beziffert wurden, war man schon im Frühjahr mit sehr vielen Wanzen konfrontiert. Der Grund dafür lag gemäss den Referenten im sehr warmen 2018, wo sich zwei vollständige Generationen an Marmorierten Baumwanzen entwickeln konnten, was für die Alpennordseite eher ungewöhnlich ist. «Trotzdem kann auch für 2020 keine Entwarnung gegeben werden, denn auch in Birnenanlagen findet man bereits Marmorierte Baumwanzen und vereinzelt auch Schäden», betonte David Szalatnay.
Die Fachstelle Obst führt ein detailliertes Wanzenmonitoring in Winterthur-Wülflingen durch, um wöchentlich einen Überblick zu den aktuell vorhandenen Entwicklungsstadien der Wanzen zu erhalten. Diese detaillierte Überwachung liefert wichtige Informationen, die in der Beratung für konkrete Handlungsempfehlungen genutzt werden.
Bereich Steinobst
Die Abteilung Obstbau vom Strickhof hat vor zwei Jahren mit der Erneuerung und Erweiterung der Steinobstanlage begonnen. Am auffälligsten ist dabei der Tunnel mit den Aprikosen. «Ziel des Tunnels ist es, zu prüfen, ob unter den geschützten Bedingungen des Tunnels ein Aprikosenanbau für die Direktvermarktung möglich und wirtschaftlich interessant ist», sagte Hagen Thoss von der Fachstelle Obst.
Hinter dem Tunnel im Süden stehen die neuen Reihen mit Kirschen- und Zwetschgenbäumen, erklärte Ralf Merzenich vom Strickhof Obstbaubetrieb. Dort werden die vier verschiedenen Erziehungsformen Spindel, Drapeau, Superspindel SSA und das UFO-System nebeneinander verglichen. Dies diene dazu, in der Bildung und Beratung vor Ort Unterschiede bei gleichen Sorten und Pflanzjahren aufzuzeigen.
«Neue Sorten und Selektionen von Kirschen und Zwetschgen kommen in den nächsten Jahren auch noch dazu, sobald diese erhältlich sind. Bisher steht dort erst eine Sorte», sagte Hagen Thoss. Weiter erklärte er, dass neu viele Bereiche in der Obstanlage automatisch bewässert werden können. Bis vor einigen Jahren waren nur die Süsskirschen bewässert und neu ist ein grosser Teil der Obstanlage mit Tropfbewässerung oder Mikrosprinklern ausgerüstet. Dies auch als Anpassung an die immer extremeren Wetterereignisse und zum Schutz der Obstkulturen.
Auch die KEF (Kirschessigfliege) bereitet den Obstproduzenten dieses Jahr wieder erhebliche Sorgen. Der Populationsanstieg im Juli war so stark wie noch nie seit dem ersten Auftreten im Jahr 2012, so Thoss. Diese Entwicklung sei in erster Linie durch die Witterung verursacht.
Sehr wichtig ist gemäss Thoss jetzt auch die Kontrolle der Bäume von Aprikosen und Zwetschgen auf Befall mit dem Sharka-Virus oder dem Vergilbungsvirus (ESFY). Die wichtige Sorte Fellenberg ist besonders sharkaanfällig und kann jetzt während der Ernte gut «nebenbei» auf Symptome kontrolliert werden, um eine Verbreitung der gefährlichen Krankheit zu verhindern.