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Ab Beginn der Eiablage des Kartoffelku00e4fers muss der Bestand gut beobachtet werden. Bild Sonja Basler>

Zäher Start ins Kartoffeljahr

Erste Krautfäulebefälle und Kartoffelkäfer in den Kartoffelfeldern entdeckt. Publikation Zürcher-Bauer vom 17.5.2024

 

Eine ungenügende Pflanzgutverfügbarkeit im In- und Ausland bei vielen Sorten, späte Liefertermine und nasse Bedingungen waren nicht gerade ideale Bedingungen für den Start in die Kartoffelbausaison 2024. Die unermüdlichen Bemühungen des Pflanzguthandels, der rasche Austausch von überzähligen Pflanzkartoffeln zusammen mit der grossen Ergiebigkeit des Schweizer Pflanzgutes führten aber glücklicherweise dazu, dass die meisten Landwirte ihre geplanten Flächen bepflanzen konnten.

 

Abdecken und behandeln

Das ist eine eiserne Regel, um die Verbreitung von allfälligen Primärbefällen mit Krautfäule zu vermeiden. Am vergangenen Wochenende wurden die meisten Frühkartoffelfelder abgedeckt und idealerweise mit Kupfer (Biolandbau) oder einem teilsystemischen Fungizid behandelt. Mittel mit dem Wirkstoff Cymoxanil haben den Vorteil, dass auch drei Tage alte Infektionen abgestoppt werden können. Diese Eigenschaft ist ein grosser Vorteil, wenn die üblichen Spritzabstände nicht möglich sind.

Eine rasche Behandlung nach dem Abdecken ist vor allem in Jahren zwingend, in denen die Frostschutz-Vliese spät entfernt werden. Ist das Vlies lange drauf und das Klima feucht, dann können sich Krautfäulesporen optimal entwickeln. Nach dem Abdecken können sich Sporen der Kraufäule bei Wind leicht in einem Umkreis von 20 Kilometern verbreiten und neue Infektionen verursachen.

 

Krautfäulesituation in der Ostschweiz

Bereits am 15. März wurde der erst Befall mit Kraut- und Knollenfäule aus der Westschweiz gemeldet. Letzte Woche folgten dann nach einer Meldung aus Buchs (SG) noch zwei weitere Meldungen aus Schlatt (TG).

Die Übersicht über Befall in der Schweiz finden Sie auf www.phytopre.ch. Beachten Sie, dass es auch für den Biologischen Kartoffelanbau eine Phytopre-Version gibt: BIO-PhytoPRE. Für beide Anbauformen gilt das Gleiche. Das Prognosesystem liefert nur eine zuverlässige Prognose, wenn die Krautfäulebefälle gemeldet werden. Deshalb bitten wir Sie, einen Befall oder Befallsverdacht umgehend der Fachstelle Pflanzenschutz, auf www.phytopre.ch oder telefonisch bei der Forschungsanstalt Agroscope direkt an Tomke Musa zu melden (058 468 72 39).

So können Betriebe im Umkreis von 20 km um gemeldete Befallsherde ihre Kartoffelfelder mit geeigneten Mitteln schützen 

Die frühen Krautfäulebefälle in diesem Jahr und das weiterhin befallsfördernde Wetter erfordern eine angepasste Bekämpfungsstrategie. Bei gemeldetem Befall im 20 km Radius ist es empfehlenswert auch bereits erst zwei Faust hohe Pflanzen erstmals mit Fungizid zu schützen.

Kartoffel Krankheiten Krautfäule
Typisches Pilzgeflecht der Krautfäule auf der Blattunterseite. Bild: Sonja Basler
Kartoffel Krankheiten Krautfäule
Krautfäulebefall auf der Blattoberfläche. Bild: Sonja Basler

 

Vorgehen bei Befall

Eine regelmässige und gründliche Kontrolle auf Befall mit Kraut- und Knollenfäule ist in diesem Jahr bei allen Produktionsrichtungen extrem wichtig. So können befallene Blätter und Stauden rechtzeitig entfernt und eine Behandlung mit einem entsprechenden Fungizid rechtzeitig durchgeführt werden.

Vor allem bei anfälligen Kartoffelsorten ist eine Kontrolle unerlässlich. Beim Zuwarten mit Behandeln ist die Gefahr gross, dass sich der Befall weiter ausbreitet.

Eine regelmässige Feldkontrolle ist nicht nur im Bioanbau sondern auch in ÖLN-Feldern sinnvoll. Vor allem dann, wenn man noch nicht mit den regelmässigen Fungizidbehandlungen begonnen hat. 

Bei einem vorhandenen Befall reicht eine Behandlung mit einem teilsystemischen Mittel nicht aus. In diesem Fall ist eine sogenannte Stoppspritzung notwendig.

 

Stoppspritzung bei Befall mit Krautfäule

Kleine Befallsherde ausreissen und nicht auf dem Miststock oder Kompost, sondern im Kehricht entsorgen.
Hat es Befall im Bestand, müssen Stoppspritzungen vorgenommen werden. Dabei werden innerhalb von 2 – 3 Tagen zwei Behandlungen mit einem teilsystemischen Mittel, gemischt mit einem sporentötenden Mittel, durchgeführt (zum Beispiel: Cymoxanil + Ranman). Im Mittelheft (Pflanzenschutzmittel im Feldbau) sind sporentötenden Mittel in der Spalte «Knollenschutz» fett markiert.

 

Aussergewöhnlich früher Befall mit Kartoffelkäfern

Anfang Mai konnten bereits erste Frassschäden von erwachsenen Kartoffelkäfern an frisch aufgelaufenen Kartoffelstauden beobachtet werden.

Im April-Mai ab einer Bodentemperatur von 10° verlassen die Kartoffelkäfer ihre Winterquartiere in letztjährigen Kartoffelfeldern. Danach suchen sie die neuen Kartoffelfelder auf. Je mehr letztjährige Kartoffelflächen in der Nähe sind, umso höher ist dann auch der diesjährige Käferdruck. In den aufgelaufenen Kartoffelbeständen sind die Kartoffelkäfer bereits an der Paarung und am «Reifefrass». An ersten Orten sind die Eier auf den Blattunterseiten der Stauden abgelegt. Erste Larven werden in diesen Tagen bereits schlüpfen und beginnen ihren Heisshunger zu stillen. Während der Käferfrass den jungen Stauden nie gefährlich wird, gilt es bei den Larven – bei überschrittener Schadschwelle – (30 % der Pflanzen mit Larven/ Eigelege oder 1 bis 2 Herde pro Are) rechtzeitig einzugreifen. Kontrollieren Sie deshalb ab dem Käfereinflug in ihren Feldern an idealerweise 10 Stellen 5 benachbarte Pflanzen auf Eier und Larven.

Kartoffeln Schädlinge Kartoffelkäfer
Der Frass der erwachsenen Kartoffelkäfer ist harmlos, Bild Sonja Basler

 

Mangelnde Wirkung im Vorjahr

Aus dem vergangenen Jahr ist und die mangelhafte Wirkung der spinosadhaltigen Mittel Audienz und Elvis noch deutlich in Erinnerung.

Doch woran hat das gelegen? Mögliche Gründe für die schlechte Wirkung gibt es einige: Die starke UV-Strahlung, eine sehr starke Wachsschicht bei den durch Hitze und Trockenheit gestressten Pflanzen und die fehlende Beigabe von Netzmittel sind mögliche Beispiele. Der Verdacht auf Resistenzen konnte anhand von Laboruntersuchungen der Herstellerfirma nicht bestätigt werden.

 

Bekämpfungsstrategie 2024

Wichtig ist, dass nicht zu früh gegen die Kartoffelkäfer behandelt wird, sondern erst interveniert wird, wenn die Bekämpfungsschwelle erreicht ist (30% der Pflanzen mit Larven und/oder 1 Herd pro Are).

Dafür eignet sich der Wirkstoff Spinosad nach wie vor, weil er eine Wirkung gegen Larven und Käfer aufweist, nützlingsschonende Eigenschaften hat und ohne Sonderbewilligung eingesetzt werden kann. Spinosad hat allerdings eine kurze Wirkungsdauer und keine Wirkung auf Eier. Um die Bildung von Resistenzen vorzubeugen, wird empfohlen Audienz und Elvis nur ein Mal pro Saison einzusetzen.

Im ÖLN muss ein Befall auch in diesem Jahr zuerst mit Spinosad (Audienz/Elvis oder Bacillus thuringiensis (Novodor) bekämpft werden. Erst dann kann eine Sonderbewilligung für ein bewilligungspflichtiges Mittel beantragt werden.

 

Merkpunkte für den Einsatz von Audienz oder Elvis

  • Möglichst alle Eier geschlüpft (keine Wirkung auf Eier!)
  • Genügend grosse Wassermenge: 350 – 500l/ha je nach Laubvolumen
  • Korrekte Dosierung > Bewilligte Aufwandmenge: 0.05l/ha = 50ml/ha
  • Zugabe von Netzmitteln: Heliosol > 0.8 – 1l/ha oder Sticker 0.5l/ha
  • Behandlung vorzugsweise spät am Abend oder früh am Morgen

>> Nehmen Sie bei unbefriedigender Wirkung bitte sofort Kontakt mit der Fachstelle Pflanzenschutz auf!

 

Im Labelanbau (IP Suisse) empfiehlt sich eine Behandlung mit Novodor (Bacillus thuringiensis). Wichtig ist dabei, dass die Behandlung bei wüchsigem Wetter und auf frühe Larvenstadien erfolgt. Berechnungen von IP Suisse haben gezeigt, dass die höheren Mittelkosten durch Produktionssystembeiträge (PSB) und den Labelzuschlag wett gemacht werden können.

 

Vorgehen beim Überschreiten der Bekämpfungsschwelle(n) 2024

SchädlingMittel/AufwandmengeBedingungen
Kartoffelkäfer solo
1. Behandlung
 
Audienz oder Elvis
0.05l/ha oder
Novodor 3-5l/ha
Ohne Sonderbewilligung

 
Kartoffelkäfer solo
2. Behandlung
 
Coragen 60 ml/ha oder
Novodor 3-5l/ha
Einzelbetriebliche Sonderbewilligung
Ohne Sonderbewilligung
Blattläuse solo
 
Teppeki 160g/ha
Movento SC 0.75l/ha
Ohne Sonderbewilligung
 
Kartoffelkäfer und Blattläuse

 
Gazelle SG 200g/ha
Pistol 200g/ha
Oryx Pro 200g/ha

Einzelbetriebliche Sonderbewilligung

 

Kartoffeln Schädlinge Kartoffelkäfer
Ab Beginn der Eiablage des Kartoffelkäfers muss der Bestand gut beobachtet werden. Bild Sonja Basler
Kartoffeln Schädlinge Kartoffelkäfer
Gefrässige Kartoffelkäferlaven fressen ganze Stauden kahl. Bild: Sonja Basler

 

 

Weiterbildung / nächste Veranstaltungen:

Bio-Härdöpfelhöck
Mittwoch, 5. Juni 2024, ab 19:00 Uhr 
Betrieb Familie Höneisen, Tännlihof 1, 8450 Andelfingen

 

Kartoffelflurgang
Mittwoch, 3. Juli 2024, ab 19:00 Uhr
Betrieb Florian Peter, Landstrasse 1, 8471 Oberwil