Wirtschaftlichkeit im Ackerbau
Analog den letzten Jahren weisen die Milch- und Mutterkuhbetriebe tiefere Einkommen als die Spezialkulturen und die Veredelungsbetriebe (v.a. Mastbetriebe) aus. Die Ackerbaubetriebe können trotz der wetterbedingten Kapriolen im Jahr 2018 auf ein insgesamt finanziell interessantes Jahr zurückblicken. Vor allem beim Arbeitsverdienst gehören diese Betriebe nach wie vor zu den wirtschaftlich interessantesten. Der Zusammenhang zwischen Landwirtschaftlichem Einkommen und Arbeitsverdienst ist mit der Anzahl Familienarbeitskräfte gegeben. Bei Ackerbaubetrieben beträgt dieser Wert 1.1, bei Spezialkulturen- und Veredelungsbetrieben bei 1.3 und bei Milch- und Kombinierten Betrieben bei 1.4.
Höhe der ausserlandwirtschaftlichen Einkommen vom Betriebstyp abhängig
Bei der Betrachtung des Gesamteinkommens diverser Betriebstypen wird ersichtlich, dass auch das durch den Betrieb erwirtschaftete ausserlandwirtschaftliche Einkommen unterschiedlich ist. Auf einem durchschnittlichen Ackerbaubetrieb sind rund Fr. 41`000.- an solchen Einkünften vorhanden, was dazu führt, dass das Gesamteinkommen auf rund Fr. 118`000.- ansteigt. Über alle Betriebstypen hinweg ist zu erkennen, dass das ausserlandwirtschaftliche Einkommen einen Anteil von 20-40 % am Gesamteinkommen einer Familie beteiligt ist. Insbesondere beim Betriebstyp Ackerbau liegt die Hypothese nahe, dass die zeitliche Flexibilität dazu beiträgt, dass eher einer ausserlandwirtschaftlichen Tätigkeit nachgegangen werden kann. Diese Flexibilität scheint bei Tierhaltungsbetrieben weniger vorhanden zu sein.
Die durch Einzelkulturbeiträge gestützten Kulturen sind finanziell interessant
Mittels Einzelkulturbeitragsverordnung unterstützt der Bund finanziell diverse Ackerbaukulturen. Die Ölsaaten geniessen einen Beitrag von Fr. 700.-/ha, die Proteinpflanzen werden mit Fr. 1`000.- unterstützt und die Zuckerrüben erhalten ab dem Jahr 2019 einen Betrag von Fr. 2`100.-. Mit diesen Beiträgen wird erreicht, dass besagte Kulturen wirtschaftlich interessant sind und bleiben.
Grafik 1: berechnetet Paritätserträge in dt/ha je Ackerkultur 2019. Quelle: Forum Ackerbau
In der Grafik 1 ist dargestellt, wie hoch der Ertrag in dt./ha sein muss, damit die Kultur den gleich hohen Deckungsbeitrag erreicht, wie Winterweizen Klasse 1 ÖLN (roter Balken). Beispielsweise ist der Deckungsbeitrag bei intensivem Gerstenanbau mit 88 dt./ha gleich gross, wie mit 70 dt. Ertrag bei intensivem Weizenanbau. Mit Hilfe dieser Darstellung können sie abschätzen, wie sich die Kulturen untereinander wirtschaftlich Verhalten. Die violett hinterlegten Balken zeigen die Kulturen, welche mittels Einzelkulturbeitrag gestützt werden. Inklusive dieser Stützung sind vor allem die Ölkulturen finanziell interessant. Berücksichtigt man die Tatsache, dass beispielsweise bei Sonnenblumen heuer Erträge von über 40 dt./ha erreicht worden sind, oder das bei Raps Spitzenerträge von über 50 dt./ha möglich sind, wird ersichtlich, dass die gestützten Kulturen lukrativ sind.
Zuckerrüben und Kartoffeln spielen in einer anderen Liga
Prominente Abwesende in dieser Grafik sind die Zuckerrüben und die Kartoffeln. Aufgrund der sehr viel höheren Gewichtserträge können diese in der Grafik nicht passend abgebildet werden. Wenn man die Berechnungen durchführt erreicht man bei Kartoffeln mit einem Ertrag von rund 200 dt./ha bereits den paritätischen Deckungsbeitrag zu WW. Die verkaufte Menge an Kartoffeln liegt aber je nach Jahr bei rund 350 bis 400 dt./ha. Bei Zuckerrüben wird der paritätische DB bei rund 500 dt./ha erreicht, die Erträge liegen im Durchschnitt aber bei 700 bis 900 dt./ha. Die Zahlen dürfen aber nicht 1:1 mit den restlichen Kulturen verglichen werden. Der Deckungsbeitrag ist die betriebswirtschaftliche Grösse, welche dazu da ist, einen Beitrag an die übrigen Gemeinkosten wie Maschinen- und Gebäudekosten, sowie an die Arbeitskosten zu leisten. Sowohl Zuckerrüben und viel stärker noch die Kartoffeln, weisen klar höhere Gemeinkosten innerhalb eines Betriebes auf. Der DB von Kartoffeln und Zuckerrüben muss deutlich höher ausfallen, weil damit noch die hohen Gemeinkosten «bezahlt» werden müssen.
Weitere Auskünfte: Markus Bopp, Fachbereich Ackerbau, Telefon 058 105 99 42, E-Mail markus.bopp@strickhof.ch
Interview mit Christian Müller, Forschungsgruppenleiter Betriebswirtschaft Agroscope
Zitat: «Das Jahr 2018 überraschte mit positiven finanziellen Auswirkungen»
1. Frage an Herr Müller:
Agroscope berichtet jährlich über die Einkommenssituation in der Schweizer Landwirtschaft. Welche Ziele werden damit von Agroscope verfolgt?
Die Berichterstattung über die Einkommenssituation in der Schweizer Landwirtschaft soll der Politik und allen Interessierten helfen, die wirtschaftliche Lage des Agrarsektors zu beurteilen. Sie erfolgt in Auftrag des Bundesamtes für Landwirtschaft. Dieser Auftrag ist in den Artikeln 4 bis 7 der Verordnung über die Beurteilung der Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft (SR 919.118) verankert.
2. Frage an Herr Müller:
Das Jahr 2018 hat gemäss ihren Erhebungen finanziell deutlich besser abgeschnitten, als dass man das hätte erwarten können. Welche Faktoren haben dazu geführt, dass im vergangenen Jahr die Betriebe trotz der Hitze ansprechende Ergebnisse erreicht haben?
Die aussergewöhnlich trockenen, sonnigen und warmen Witterungsbedingungen 2018 haben sich je nach Produktion unterschiedlich ausgewirkt. Die positiven Effekte überwogen. Die Einkommen stiegen vor allem dank sehr guter Ernten im Obst- und Weinbau aber auch dank etwas höheren Einnahmen bei der Milch-, Geflügelfleisch- und Eierproduktion. Im Wein- und Obstbau bescherte das Wetterjahr 2018 den Bauern überdurchschnittlich hohe Naturalerträge. Gleichzeitig führte die langanhaltende Trockenheit zu einem tiefen Krankheits- und Schädlingsdruck und sorgte zusammen mit der überdurchschnittlich hohen Anzahl an Sonnenstunden für eine hervorragende Qualität. Es gilt aber zu bedenken, dass das insgesamt positive Einmalergebnis nicht extrapoliert werden darf.
3. Frage an Herr Müller
Fokus Betriebszweig Ackerbau: können Sie kurz erläutern, wie sich das Wetterjahr 2018 auf die wichtigsten Ackerbaukulturen ausgewirkt hat?
Unsere Betriebszweigergebnisse zeigen, dass der Zuckerrübenanbau am stärksten unter der Trockenheit gelitten hat. Bei dieser Kultur ist der vergleichbare Deckungsbeitrag aufgrund des wetterbedingten Rückgangs der Naturalerträge im Durchschnitt um 8% gesunken. Der Getreideanbau hat auch wetterbedingte Ertragseinbussen erlitten, welche aber über alle Getreidearten geringer als im Zuckerrübenanbau ausfielen. Hingegen konnte der Kartoffelanbau aufgrund leicht gestiegener monetärer Erträge und tieferer Kosten für Pflanzenschutz einen um 5% höheren Deckungsbeitrag verbuchen.
November 2019 Markus Bopp