Winterweizen Sortenprüfung 2023
Ausgangslage und Versuchsfrage
Versuchspartner
Die Winterweizenversuche werden in Zusammenarbeit mit Agroscope, der Groupe Cultures Romandie, DSP, und dem Forum Ackerbau, mit Unterstützung der Branchenorganisation swiss granum durchgeführt.
Versuchsfrage
Wie verhalten sich verschiedene Winterweizensorten ertragsmässig und qualitativ unter Extenso- und ÖLN-Bedingungen?
Methodik
Anzahl Standorte | Anzahl Versuchsjahre | Anzahl Wiederholungen | Art des Versuchs |
6 | 3 | 3 | Kleinparzellen |
Anbaudaten
Standardsorten: Montalbano, Hanswin, Spontan
Vergleichssorten: Arina, Piznair, Bonavau, Axen, Cadlimo, Alpval, Campanile, Blickfang, Emblem, Campesino
Prüfsorten: Caminada, Every, Diribia, Spinas, Mönch, Pinalto, Kastell, LG Mondial
Zusatzsorten: CH Nara, Forel, Diavel, Poncione
(28 Sorten im ÖLN-Verfahren, 16 davon auch im Extenso-Verfahren)
Saat: 350 Körner/m2
ÖLN-Verfahren: 1- bis 2-mal Halmverkürzer, 1- bis 2-mal Fungizide, Insektizide nach Schadschwelle
Verzicht auf PSM-Verfahren: Keine Halmverkürzer, keine Fungizide, keine Insektizide
Düngung: Gemäss Norm. Im ÖLN wurde die Düngermenge gegenüber dem Verzicht auf PSM-Verfahren um 30 kg N/ha erhöht.
Resultate
Rückblick auf das Weizenjahr 2022/2023
Nach einem sehr milden und trockenen Winter waren die Bedingungen im Frühling deutlich kühler und niederschlagsreicher als im Vorjahr, jedoch mit lokalen Abweichungen. Gegen Ende der Wachstumsperiode, insbesondere in der Kornfüllungsphase, war das Wetter trocken und heiß, wodurch die Sorten nicht ihr volles Ertrags- und Qualitätspotenzial ausschöpfen konnten. Die Infektionsbedingungen waren sowohl für Septoria als auch für Braunrost sehr günstig. Entsprechend waren an bestimmten Standorten die Infektionsraten sehr hoch. Die Bedeutung von Mehltau und Fusarium hingegen war gering.
Erträge
Die für die letztjährige Aussaat neu zur Verfügung stehenden Sorten Axen (Top), Bonavau (Top), Alpval (I) und Campesino (Futter) bewiesen auch in diesem Jahr in ihren jeweiligen Klassen ein hohes Ertragspotenzial und stellen daher gute Alternativen zu den bestehenden Sorten dar.
Die meistangebaute Sorte der Klasse Top (Montalbano) konnte sich in diesem Jahr durch die höchsten erzielten Erträge im extensiven Anbau auszeichnen, fiel jedoch unter intensiven Bedingungen etwas hinter die beiden neueren Top-Sorten (Axen, Bonauvau) zurück. Piznair wird als Hochqualitätssorte angesehen und erzielte den zweithöchsten Ertrag im ÖLN (76,3 dt/ha) nach Axen mit 77,7 dt/ha.
Bei der Klasse I zeigte die neue Sorte Alpval und Campanile ihre Stärken, im intensiven und extensivem Anbau konnten sich die beiden Sorten deutlich von den beiden älteren Sorten abheben, mit jeweils um ca. 7-11 dt/ha. Dieser massive Ertragsunterschied kann sicherlich auch auf die deutlich besseren Krankheitsresistenzen (Septoria) der beiden neuen Sorten zurückgeführt werden.
Keine neuen Sorten gibt es in der Klasse II. Hervorzuheben ist aber die Sorte Spontan, welche im ÖLN-Verfahren sogar höhere Erträge erzielte als die beiden Futterweizensorten Poncione und Campesino.
Beim Futterweizen erzielte Campesino im ÖLN vergleichbare Erträge wie Poncione. Campesino konnte sich jedoch beim Verzicht auf PSM hinsichtlich Ertrag vor Poncione stellen.
Abbildung 1: Erträge in dt/ha bei 14.5 % Feuchte je Weizensorte und Verfahren in den Jahren 2021-2023 (6, 5, 5 Standorte)
Qualität bescheiden
Auch der Proteingehalt war in diesem Jahr deutlich niedriger als in den letzten Jahren. Im Mittel (2023) betrug er bei den Topsorten im Verfahren ÖLN 14 % und im Verfahren mit Verzicht auf PSM 13 %. Das sind im Vergleich zum Dreijahresschnitt 0.5 % beziehungsweise 0.6 % weniger.
Keine der angebauten Top-Sorten erzielte 15 % Protein und somit den maximal möglichen Zuschlag von Fr. 2.-/dt. Cadlimo blieb im Extenso-Verfahren als einzige Sorte mit einem Proteinwert von 11.8 % unter dem neutralen Bereich von 12.8 % und erhielt sogar einen Abzug von Fr. 1.50/dt
CH Nara zeichnete sich demgegenüber durch einen hohen Proteingehalt in beiden Verfahren aus (14.7 % im ÖLN, 13.5 % im Verzicht auf PSM). Montalbano, Axen und Piznair erhielten jeweils unter intensiven Anbaubedingungen einen Zuschlag von Fr. 0.15 bis 0.60. Der Unterschied zwischen den beiden Anbauverfahren der Sorte Diavel war erstaunlich gering, nämlich nur 0.1 %.
Auch das Hektolitergewicht (HLG) lag bei allen Sorten deutlich niedriger als im letzten Anbaujahr. Den Bereich für die Zuschläge (also > 80 kg/hl) erreichten lediglich drei Sorten im intensiven Anbau: Cadlimo (80.4 kg/hl), CH Nara (80.3 kg/hl) und Forel (80.1 kg/hl). Im extensiven Anbau konnte sogar nur die Sorte Cadlimo mit 80.0 kg/hl knapp einen Zuschlag erreichen. Immerhin lagen die restlichen Sorten fast alle im neutralen Bereich. Einzig Spontan (Klasse II) verzeichnete mit 76.2 und 75.7 kg/hl in beiden Anbausystemen Abzüge. Dabei ist zu beachten, dass bei Futterweizen bereits ab 77,0 kg/hl Zuschläge gewährt werden, während bei Brotweizen mindestens 80 kg/hl erreicht werden müssen.
Erstaunlicherweise fiel der Unterschied zwischen extensivem und intensivem Anbau nur sehr gering aus (nämlich im Verzicht auf PSM 78.5 kg/hl und im ÖLN 78.9 kg/hl). Dies kann sicherlich auf die verkürzte Abreifephase zurückgeführt werden.
Abbildung 2: Proteingehalte der Klasse Top in Prozent je Weizensorte und Verfahren von 2021-23 (6, 5, 5 Standorte)
Abbildung 3: Hektolitergewichte in kg/hl je Weizensorte und Verfahren von 2021-23 (6, 5, 5 Standorte)
Dekungsbeiträge
Die finanziellen Erlöse der einzelnen Sorten für das Jahr 2023 umfassen auch den Beitrag "Verzicht auf Pflanzenschutzmittel im Ackerbau" (ehemals Extensobeitrag) von Fr. 400.-/ha. Um die Kosten des intensiven Anbaus decken zu können, sollte ein Mehrerlös von total Fr. 863.- / ha erreicht werden, was bei keiner Sorte der Fall war.
In der Klasse Top ist deutlich erkennbar, dass sich Montalbano sehr gut bewährt. Als Top-Sorte wird sie am meisten angebaut und erzielte im Jahr 2023 den höchsten Deckungsbeitrag in dieser Klasse.
Auffällig ist die Tatsache, dass es teilweise nur geringe Erlös-Unterschiede zwischen den verschiedenen Klassen gibt. Die Klasse Top kann zwar von einem höheren Preis von Fr. 58.50 /dt profitieren, und bei ausreichendem Proteingehalt kann noch ein Zuschlag erzielt. Dieser Zuschlag konnte 2023 im ÖLN-Verfahren in der Regel geltend gemacht werden. Unter Verzicht auf PSM gab es jedoch keinen Zuschlag, was grundsätzlich auch der Norm im langjährigen Vergleich entspricht.
Somit konnten Sorten der Klasse I - trotz des niedrigeren Preises von Fr. 55.50 /dt und ohne Proteinzuschlag - ähnliche oder sogar höhere finanzielle Erlöse erzielen wie Sorten der Klasse Top. So konnte Campanile im Jahr 2023 den höchsten Deckungsbeitrag im extensiven Anbau erzielen, während sich Alpval auf dem dritten Platz hinter Montalbano (Top) einreihte. Die etwas älteren Sorten Forel und Hanswin schneiden wirtschaftlich jedoch schlechter ab als die Top-Sorten.
Wenn man die Deckungsbeiträge von Futterweizensorten, mit denen von Brotweizensorten vergleicht, wird deutlich, dass Futterweizensorten trotz des höheren Ertrags und dem Wegfall der Branchenbeiträge von Fr. 4.80 /dt nicht mit den Brotweizensorten mithalten können.
Bei der Wahl der Sorte sollten die Bedürfnisse des Marktes berücksichtigt werden. Daher werden oft Empfehlungen von Annahmestellen erarbeitet, die an die Nachfrage des Marktes in der jeweiligen Region angepasst sind und einen bedarfsgerechten Getreideanbau ermöglichen.
Abbildung 4: Deckungsbeiträge in Fr./ha je Weizensorte und Verfahren im Jahr 2023 unter Berücksichtigung der Zuschläge und Abzüge für HLG und Proteingehalt sowie dem Beitrag «Verzicht auf Pflanzenschutzmittel im Ackerbau» und den produktionsspezifischen Direktkosten