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Schweine im Tiefschnee. Quelle M. Siegrist>

«Winterruhe» am Schwarzbach

Der Betrieb am Schwarzbach im Buchenloo wird von Werner und Marianne Siegrist seit 2012 biologisch geführt. Nebst der Bewirtschaftung von etwas mehr als 40ha Acker- und Dauergrünland werden auf dem Betrieb Mutterschweine und Schafe im Freiland gehalten.

Kein Jahr wie das andere

Egal, welche Strategie man auf seinem Betrieb fährt, ob mit oder ohne Pflug, ob Bio oder nicht, eine Herausforderung bleibt für alle und immer gleich: Die Wetterbedingungen sind in jedem Jahr anders, es muss auf ständig ändernde Bedingungen reagiert werden. Besonders deutlich konnten wir (wie viele andere) das auf unserem Betrieb im vergangenen Herbst und Winter erleben.

Ausgangslage im Herbst

Mitte Oktober wurden auf unserem Betrieb Sonnenblumen gedroschen (15% Feuchtigkeit), anschliessend wurde gemulcht, gepflügt, geeggt und am 22. Oktober mit der Sähkombination Winterweizen gesät (Pizza, 2.1kg/a). Die erste Pflegemassnahme erfolgte am 15. November, als zur Eindämmung des Fuchsschwanzes gestriegelt wurde. Zu diesem Zeitpunkt befand sich der Weizen im 2-3-Blattstadium. Ursprünglich vorgesehen war Blindstriegeln eine Woche nach der Ansaat, aufgrund des nassen Wetters war dies zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht möglich. Auf unseren Böden bestimmt das Wetter, wann der richtige Zeitpunkt für mechanische Pflegemassnahmen ist.

Den gleichen Winterweizen haben wir auch nach Körnermais am 14. November gesät. Dort wurde zur Saatbettvorbereitung das Maisstroh gemulcht und mit EM gespritzt. Nach einem Durchgang mit der Spatenrollegge wurde gepflügt, dann mit der Säkombination gesät. Dieser später gesäte Weizen sowie der Dinkel konnten allerdings im letzten Herbst nicht mehr blind gestriegelt werden, dafür war es Ende November zu nass. Allerdings war der Unkrautdruck bei diesen spät gesäten Kulturen auch deutlich geringer als beim früher gesäten Weizen.

Massive Wetterumstürze im Winter

Die ausserordentlichen Schneemengen Anfang Jahr haben ausser im Wald praktisch keine Schäden angerichtet. Im Raps sind lediglich die äussersten Blätter sowie die Untersaat abgefroren. Im Februar gab es auf unserem Betrieb Frost bis -15°, zwei Wochen später waren die Temperaturen bereits um 30°C angestiegen. Insbesondere Raps, Leinen und Ackerbohnen haben durch den Kahlfrost stark gelitten, stellenweise aber auch der Winterweizen. Beim Lein ist mit einer Ertragseinbusse um 40% zu rechnen, bei Ackerbohnen um 90%. Ackerbohnen wurden als Gemenge hälftig mit Triticale ausgesät, welcher den Frost gut überstanden hat, daher wird die Kultur so belassen, wie sie ist.

Erstaunlicherweise hat dagegen die «abfrierende» Phazelia und der Ölrettich in der Gründüngung diese Wetterumbrüche teilweise überstanden. Am 23. September hatten wir eine artenreiche Gründüngung mit 50% winterharten und 50% abfrierenden Sorten angelegt (Phazelia, Ölrettich, Roggen, Sonnenblume, Erbse, Rotklee, Ackerbohne, Sommerhafer, Ramtillkraut, Englisch Raygras, Lein, Gelbsenf, Hirse). Die vielfältige Mischung soll Wurzelerkrankungen in der Folgekultur vorbeugen, sie wird zum jetzigen Zeitpunkt mit der Spatenrollegge oberflächlich eingearbeitet.

Raps mit Untersaat (Phazelia, Ramtillkraut, Rotklee, Englisch Raygras, Weissklee) im Herbst 2020. Quelle W. Siegrist
Raps mit Untersaat (Phazelia, Ramtillkraut, Rotklee, Englisch Raygras, Weissklee) im Herbst 2020. Quelle W. Siegrist
Der gleiche Raps im Frühjahr 2021 nach dem Schnee. Quelle  W. Siegrist
Der gleiche Raps im Frühjahr 2021 nach dem Schnee. Quelle W. Siegrist
Raps mit Frostschaden. Quelle W. Siegrist
Raps mit Frostschaden. Quelle W. Siegrist

Gesundheitsprobleme in der Schweinehaltung

Während unseren Schweinen weder der Schnee noch das kalte Wetter viel anhaben konnte, hatten wir in diesem Winter dennoch erhebliche Verluste. 5 Tage nach der Räudeimpfung machten zwei Mutterschweine Abort, ein Mutterschwein brachten wir knapp durch und ein Eber mussten wir nach zwei Wochen Siechtum und erheblichem Gewichtsverlust erlösen.

Freilandhaltung unter extremen Wetterbedingungen

Will man Schweine im Freiland halten, muss man teilweise auf Kälte, grosse Schneemengen, Hitze oder Nässe vorbereitet sein. Oder wie im Herbst und Winter 2020/2021: auf alles zusammen. Nach dem trockenen Sommer und Herbstanfang konnten wir die Suhlen bald schliessen und nach den längeren Niederschlägen im Herbst stattdessen die Futterplätze mit Holzschnitzel einstreuen. So bleibt für die Tiere ein einfacher Zugang zum Futterplatz gewährleistet.

Die grossen Schneemengen Anfang 2021 stellten für die Schweine kein Hindernis dar. Im Gegenteil, die Tiere hatten sogar sichtlichen Spass daran. Einzig die überdachten Schlafplätze mussten regelmässig von der Schneelast befreit werden. Schwieriger wurde die Situation bei den tiefen Temperaturen im Februar. Unter diesen Bedingungen frieren die Tränken rasch zu, regelmässige Kontrollen sind unerlässlich.

Für die Schafe stellen weder tiefe Temperaturen noch Schnee ein Problem dar, sofern sie einen gedeckten Liegeplatz, frisches Wasser und Heu zur Verfügung haben.

Schweine im Tiefschnee. Quelle M. Siegrist
Schweine im Tiefschnee. Quelle M. Siegrist
Schafe im Tiefschnee. Quelle M. Siegrist
Schafe im Tiefschnee. Quelle M. Siegrist

Frühlingserwachen

Seit Anfang Jahr sind auf unserem Betrieb bereits ein Drittel der üblichen Jahresniederschläge gefallen. Wir hoffen, dass wir auch in der Hauptwachstumszeit noch etwas abbekommen. Nach der «Winterruhe» freuen wir uns jetzt auf den Frühling.