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Wintergerste Sortenprüfung 2023

Wie verhalten sich verschiedene Wintergerstensorten ertragsmässig und qualitativ unter Extenso- und ÖLN-Bedingungen? In diesem Jahr erreichten die Sorten durchschnittlich 83.3 dt/ha unter ÖLN- und 74.7 dt/ha unter Verzicht auf Pflanzenschutzmittel (ehemals Extenso). Somit wurde das Ertragsniveau von 2022 nicht erreicht.

Ausgangslage und Versuchsfrage

Versuchspartner

Das Versuchsnetz wird von Agroscope und swiss granum koordiniert, welche in Zusammenarbeit mit  der Groupe Culture Romandie und dem Forum Ackerbau die Sortenversuche durchführen.

Versuchsfrage

Wie verhalten sich verschiedene Wintergerstensorten ertragsmässig und qualitativ unter Extenso- und ÖLN-Bedingungen?

Methodik 

Anzahl StandorteAnzahl VersuchsjahreAnzahl WiederholungenArt des Versuchs
5-733Kleinparzellen

Anbaudaten

Sorten 2023: Standardsorten Esprit, SY Galileoo (Hy), SU Celly* (2z) 

Vergleichs und Prüfsorten: SU Laubella, SY Kingston, Sensation, SY Loona, LG Zoro, Aleksandra*, Venezia, KW 6-2036, Integral, SY 221203, KWS Somerset, KW 6-2180, KWS Orbit, Athene*, KWS Tardis*, LG Zorica, Bonavira  

Saatdichte: 280 Körner/m2 (6z), 300 Körner/m2 (2z), 180 Körner/m2 (Hybriden) 

Pflanzenschutz: 1-2 Fungizide, 1-2 Wachstumsregler (Verzicht auf PSM: nur Herbizid) 

Düngung: ÖLN 130 kg N, Verzicht auf PSM 30 kg N/ha weniger 

Die für die Auswertung berücksichtigten Standorte befinden sich in den Kantonen FR, JU, SO, VD und  ZH. 

Resultate

Ertragsniveau wie im Jahr 2021

Die Gerste konnte im Vergleich zu einem durchschnittlichen Jahr sehr früh gedroschen werden. Mit Ausnahme des Standortes Grangeneuve, welcher am 6. Juli gedroschen wurde, wurden alle anderen Standorte entweder am 28. oder 29. Juni 2023 geerntet. Die Ernte 2023 fiel im Schnitt um 11.3 dt/ha (Extenso) und 11.0 dt/ha (ÖLN) tiefer aus als im Vorjahr 2022. Somit ist das Ertragsniveau vergleichbar wie im Jahr 2021. 

Im Jahr 2023 lagen die höchsten Erträge im ÖLN-Anbau bei knapp 89 dt/ha. Die in der Grafik dargestellten Sorten erreichten durchschnittlich 83.3 dt/ha im ÖLN und 74.7 dt/ha unter Verzicht auf PSM. In der Abbildung wird zudem ersichtlich, dass die diesjährigen Erträge (als Punkte dargestellt) aller Sorten, mit Ausnahme von SY Kingston unter Verzicht auf PSM, unter dem dreijährigen Durchschnitt (als Säulen dargestellt) lagen.

Das Anbaujahr 2023 war geprägt durch einen sehr trockenen Februar, gefolgt von zwei nassen Monaten April und Mai mit eher kühlen Temperaturen. Ab Mitte Mai wurde es trocken, warm und das Wetter war geprägt von der Bise. 

Diese Verhältnisse führten zur raschen Trockenheit, welche die Abreife der Gerste beschleunigte. Mitte Juni knackte die Temperatur die 30-Grad-Marke und brachte typische Sommergewitter mit sich.

ÖLN-Anbau

In Abbildung 1 ist ersichtlich, dass die verschiedenen Sorten im Jahr 2023 sowie im dreijährigen Durchschnitt dieselbe Reihenfolge bilden. Am meisten Ertrag erzielt im Schnitt SY Galileoo mit 92.2 dt/ha, Esprit mit 89.6 dt/ha, SY Kingston mit 89.5 dt/ha und Sensation mit 87.3 dt/ha. Danach reihen sich die zweizeiligen Sorten und KWS Orbit ein. KWS Tardis (85 dt/ha) bringt den höchsten Ertrag, danach folgen KWS Orbit (84.6 dt/ha), SU Laubella (84 dt/ha) und SU Celly (83.7 dt/ha). 

Obwohl Sensation eine frühreife Sorte ist, schneidet sie im Jahr 2023 deutlich schlechter ab als in den Vorjahren. Im dreijährigen Durchschnitt gleicht es sich jedoch wieder aus. Die Differenz von der ertragsstärksten zur ertragsschwächsten Sorte liegt bei 8.5 dt/ha und ist somit nicht sehr hoch. 

Verzicht auf PSM

Im dreijährigen Schnitt hat SY Galileoo aufgeholt und teilt sich mit Esprit den ersten Platz mit dem höchsten Ertrag von 82.8 dt/ha. Danach folgen SY Kingston mit 78.4 dt/ha und der zweizeiligen KWS Tardis mit 77.1 dt/ha. Sensation, KWS Orbit und SU Celly folgen mit Erträgen von 76.9, 75.6 und 75.5 dt/ha in der Rangfolge. Das schlechteste Ergebnis liefert SU Laubella mit 74.1 dt/ha. Die Differenz von der ertragsstärksten zur ertragsschwächsten Sorte liegt gleich wie im ÖLN bei 8.5 dt/ha.  

Abbildung 1: Mittelwerte der ungereinigten Erträge in dt/ha bei 14.5% Feuchtigkeit je Wintergerstensorte und Verfahren von 2021-2023 (6-8 Standorte, mit * gekennzeichnete sind zweizeilige Sorten) 

Tiefe Hektolitergewichte

Dieses Jahr lagen die Hektolitergewichte (HLG) knapp im Abzugsbereich oder im neutralen Bereich. Zuschläge gab es nur bei SU Celly, SU Laubella, SY Kingston und Sensation im ÖLN-Verfahren. 

Mit den tiefen HLG von 2021 und guten HLG von 2022 ergibt sich im dreijährigen Durchschnitt je nach Sorte ein ungenügendes bis knapp genügendes HLG. Im Dreijahresschnitt befinden sich unter Verzicht auf PSM nur zwei Sorten im neutralen Bereich: Sensation und SY Kingston. Alle anderen erreichten die 65 kg/hl-Marke nicht.   

Im ÖLN lag das HLG bei vielen Sorten über den geforderten 65 kg/hl. Es gab jedoch drei Ausnahmen: KWS Orbit, Esprit und SY Galileoo. Diese blieben im Dreijahresschnitt im ÖLN im Abzugsbereich.   

Der Wetterverlauf, während der Abreife, wirkt sich stark auf das HLG aus. Im Jahr 2023 waren die Bedingungen während der Kornfüllungsphase gut. Danach wurde es schnell sehr trocken. In dieser trocken-heissen Phase gingen kurz vor der Ernte zwei Gewitter nieder. Dies hat wahrscheinlich dazu geführt, dass das HLG gesunken ist. An einigen Standorten verursachten diese Gewitter starkes Lager. 

Wenn die Wettervoraussetzungen für eine gute Kornqualität schlecht sind, können sich die zweizeiligen Sorten besser behaupten und noch relativ ansprechende HLG hervorbringen, wie die Resultate von 2021 und 2023 zeigen. Auch Sensation, die frühreife Sorte mit ihrem für eine sechszeilige Sorte eher unterdurchschnittlichen Ertragspotential, lieferte ein in beiden Verfahren ansprechendes Hektolitergewicht.   

Es fällt auf, dass im dreijährigen Durchschnitt die Differenz zwischen ÖLN und Verzicht auf PSM gering ist. Die HLG liegen beim Anbauverfahren ÖLN meistens um 2 kg/l höher als im Verzicht auf PSM, was üblich ist. 

Die grösste Differenz weist KWS Tardis auf. Esprit und Sensation haben vergleichsweise geringe Unterschiede unter 1 kg/hl.

Tabelle 1: Hektolitergewicht in kg/hl je Wintergerstensorte und Verfahren 2021-2023 (6-8 Standorte) 

 2023 extenso2021-2023 extenso2023 ÖLN2021-2023 ÖLN
zweizeilige    
SU Celly*64,4  64,8  67,0  66,1 
SU Laubella*64,6  64,4  67,0  65,5 
KWS Tardis*63,7  64,5  66,8  65,5 
sechszeilige    
KWS Orbit63,0  63,0  65,2  63,7 
Esprit63,4  63,1  64,0  63,3 
Sensation66,2  65,4  67,0  65,7 
Hybride    
SY Galileoo64,2  63,7  66,2  64,5 
SY Kingston66,6  65,9  68,6  66,7 

 

Wirtschaftlichkeit

Ist nun eine Sorte mit maximalem Ertrag aber tiefem HLG oder aber eine ausgeglichene Sorte wirtschaftlicher? Die Sorten dürfen nur innerhalb der Intensität ÖLN oder Verzicht auf PSM miteinander verglichen werden. 

Im Verzicht auf PSM-Anbau lieferten die ertragsstärksten Sorten SY Galileoo, Esprit und SY Kingston den höchsten Erlös. Vom höchsten bis zum tiefsten Erlös (SU Celly) liegen Fr. 436.20/ha. 

Auch in ÖLN liegt SY Galileoo vorne. An zweiter und dritter Stelle platzierten sich mit Esprit und SY Kingston dieselben Sorten wie im Verzicht auf PSM. Die Differenz zwischen dem höchsten und tiefsten Erlös lag im ÖLN um Einiges tiefer bei Fr. 267.40 pro Hektare. Den tiefsten Erlös brachte die Sorte SU Laubella. Wird die Berechnung des Erlöses über mehrere Jahre gemacht, gleichen sich die Schwankungen der Sorten in einem einzelnen Jahr aus. Im Durchschnitt der Jahre 2022 und 2023 war die Differenz vom höchsten zum tiefsten Erlös im Verzicht auf PSM Fr. 339.80 beziehungsweise im ÖLN Fr. 338.20 pro Hektare. 

Die einfache Berechnung der Erlöse von Ertrag (Richtpreis) und HLG (Zuschlags- und Abzugsskala von swiss granum) zeigt, dass es sich meistens lohnt, die ertragreichere Sorte anzubauen – auch wenn sie ein schwächeres HLG hat. Aufgrund der hohen Jahresschwankungen lohnt es sich aber trotzdem, eine sowohl im Ertrag wie auch im HLG stabile Sorte zu wählen. Im Gerstenmarkt sind Sorten mit gutem HLG nachgefragt.

Die Wirtschaftlichkeit der Sorten ist mit der Berücksichtigung von Ertrag und Hektolitergewichtszahlung nicht abschliessend beurteilt. Es können weitere Faktoren eine wichtige Rolle spielen wie beispielsweise die Saatgutkosten. Denn Hybridsorten haben rund 60 % höhere Saatgutkosten. Dies relativiert die berechneten Erlöse von SY Galileoo und SY Kingston und macht somit Sorten wie Esprit oder Sensation rentabler.

Tabellen 2: Ertrag und Hektolitergewicht je Gerstensorte im Verfahren ÖLN mit den Daten aus dem Versuchsnetz von 2023 (8 Standorte)

2023ÖLN
 KWS OrbitEspritSensationSY GalileooSY KingstonSU CellyKWS TardisSU Laubella
Ø Ertrag 2023 (dt)81.386.981.488.785.780.781.180.6
Erlös (Fr.)Fr. 2’804.85Fr. 2’998.05Fr. 2’808.30Fr. 3’060.15Fr. 2’956.65Fr. 2’784.15Fr. 2’797.95Fr. 2’780.70
Ø HLG 2023 (kg/hl)65.2646766.268.66766.867
Zuschlag und Abzug HLG (Fr.)Fr. 0.00-Fr. 13.04Fr. 12.21Fr. 0.00Fr. 25.71Fr. 12.11Fr. 0.00Fr. 12.09
Erlös total (Fr.)Fr. 2’804.90Fr. 2’985.00Fr. 2’820.50Fr. 3’060.20Fr. 2’982.40Fr. 2’796.30Fr. 2’798.00Fr. 2’792.80

Tabelle 3: Erlös, Ertrag und Hektolitergewicht je Gerstensorte im Verfahren Extenso mit den Daten aus dem Versuchsnetz von 2023 (7 Standorte)

2023Verzicht auf PSM
 KWS OrbitEspritSensationSY GalileooSY KingstonSU CellyKWS TardisSU Laubella
Ø Ertrag 2023 (dt)70.481.474.381.878.869.17170.4
Erlös (Fr.)Fr. 2’428.80Fr. 2’808.30Fr. 2’563.35Fr. 2’822.10Fr. 2’718.60Fr. 2’383.95Fr. 2’449.50Fr. 2’428.80
Ø HLG 2023 (kg/hl)6363.466.264.266.664.463.764.6
Zuschlag und Abzug HLG (Fr.)-Fr. 21.12-Fr. 24.42Fr. 0.00-Fr. 12.27Fr. 0.00-Fr. 10.37-Fr. 21.30-Fr. 10.56
Erlös total (Fr.)Fr. 2’407.70Fr. 2’783.90Fr. 2’563.40Fr. 2’809.80Fr. 2’718.60Fr. 2’373.60Fr. 2’428.20Fr. 2’418.20

Autorin: Barbara Graf, Wallierhof (SO), in Zusammenarbeit mit dem Forum Ackerbau.