Wieder einmal ein richtiger Winter
Die harten Zeiten im Offenstall
Ein richtiger Winter hat zweifellos seine guten Seiten: die Vegetation kommt zur Ruhe, Strassenlärm wird vom Schnee verschluckt und die Arbeit draussen zugedeckt. Für meinen Betrieb mit Offenstall bedeutet solches Wetter Mehrarbeit bei der Schneeräumung, insbesondere auf den Laufhofflächen und grösseren Aufwand bei der Pflege der Tiefstreue. Bei passender Witterung kann ich die Tiere während dem Misten auf die Weide lassen, dies zur Freude von Bauer, Familie, Tieren und Spaziergängern. Eine Hinterwälder Kuh mit dreitägigem Kalb im knietiefen Schnee gibt ein tolles Bild ab. Andere Objekte im Schnee waren bei uns eher ungewohnt, so traf man auf Schneeschuhläufer, Langläufer und sogar Skitourengänger am Stammerberg. Natürlich genossen die Kinder die lange Schlittelsaison und die selber gefertigten Schneekreaturen, die einige Tage stehen blieben.
Mit der Schneeschmelze stieg der Pegel im Güllekasten sichtbar an, einiges der weissen Pracht landete via Laufhöfe in der Jauchegrube. Trotz regelmässiger Reinigung der Dachrinnen konnte ich deren Überlaufen nicht ganz verhindern, denn der Schnee rutschte auf den Blechdächern fortlaufend nach. Zum Glück konnte in den vergangenen Tagen bei guten Bedingungen etwas Gülle ausgebracht und die Situation entschärft werden.
2021 mit Schwerpunkt Biodiversität
Für das Vernetzungsprojekt im Stammertal wurden die angemeldeten Betriebe einzeln zu einem Gespräch eingeladen, um die vorhandenen BFF zu analysieren und um die angedachten Massnahmen zu besprechen. Für mich war dieses Meeting sehr konstruktiv, es brachte praxisorientierte Hinweise, um mit vernünftigem Aufwand einige Ziele der Vernetzung zu erreichen. Mit einer aussen stehenden Person kommt eine andere Sichtweise und Meinung zum Thema hinzu. Diese braucht es wohl manchmal, um über die „Betriebsblindheit“ hinauszukommen in diesem Bereich. Für einige Massnahmen fehlte vielleicht auch das Hintergrundwissen, um sie zu verstehen. Der Startschuss ist mit den weiten Saatreihen im Getreide bereits im Herbst gefallen, nun haben wir im Winter den nächsten Punkt in Angriff genommen und eine ältere Hecke unter fachkundiger Anleitung gepflegt. Zuerst wurden die in der Hecke stehenden Laubbäume aufgestückt, um mehr Luft und Licht hinein zu bringen. Danach ging es den zahlreichen und starken Schwarzdornen an den Kragen. Wenn möglich wurden sie samt Wurzeln mit der Seilwinde ausgerissen, um eine starke Ausbreitung durch Wurzelausschläge zu verringern. Schnell wachsende Arten wie Hasel oder Esche wurden grosszügig dezimiert und auch gross gewachsene Hagrosen mussten weichen. Die schlussendlich abgeführte Menge an Schnittmaterial ergab einen beeindruckenden Haufen. Mit einem kleinen Teil Astmaterial wurde in der Hecke ein Wieselnest aufgeschichtet. Sollten sich diese Tiere ansiedeln, könnten sie ein kleiner Teil der Lösung sein, um unser grossflächiges Mäuseproblem zu bekämpfen. Als Hauptursache für diese Plage vermute ich die Fuchsräude, die vielerorts die Fuchsbestände mächtig reduziert hat und damit die fleissigsten Mäusefänger.
Die Pflegearbeiten konnten nach dem grossen Schnee, aber vor der heftigen Schmelze durchgeführt werden, bei idealen Verhältnissen und ohne Landschaden. Als weiteres Element möchte ich eine Steinlinse in die Hecke integrieren, um zusätzlichen Unterschlupf für Kleintiere zu schaffen.
Die weiten Saatreihen im Frühling
Im Herbst war im Getreide leider kein Durchgang mit dem Striegel mehr möglich, also ist die herbstkeimende Begleitflora bereits gut angewachsen. Möchte ich die Flächen in der Vernetzung belassen, darf ich die Kultur im Frühjahr nur einmal striegeln, dies bis zum 15. April. Nun war das Wetter die ersten Märztage zu verlockend, um nichts zu unternehmen. Deshalb wurde sämtliches Wintergetreide gestriegelt. Die eher früh gesäte Gerste steht in den Reihen sehr dicht und lässt nicht mehr viel Licht auf den Boden. In den weiten Zwischenräumen konnte z.B. der Ehrenpreis nicht vollständig vom Striegel erfasst werden, hier bleibt der Unkrautdruck grösser. Nun bleiben verschiedene Möglichkeiten, wie ich diese Kultur weiter pflegen kann: Abmelden in der Vernetzung und weiterhin striegeln; versuchen, eine Untersaat einzudrillen ohne zusätzlichen Striegeldurchgang, oder die Situation belassen, wie sie ist. Meine Entscheidung steht noch nicht fest…
Ein kleiner Nachtrag zum letzten Jahr
Im letzten Artikel beschrieb ich das erste Anbaujahr mit der Maissorte Evolino, einer Populationssorte aus der Züchtung von Peter Kunz. Ertrag und Qualität im Silomais waren im guten Maisjahr 2020 absolut in Ordnung und die gedroschene Fläche ergab einen Ertrag von 83 kg/ Are trockenen Körnern, auch das kann sich sehen lassen.