Welche Körnerleguminose passt zu meinem Betrieb?
Aktuelle Anreize und Signale
Lupinen und Futtersoja gelten aufgrund ihrer hohen Proteingehalte als besonders vielversprechende Kulturen. Durch einen Förderbeitrag von 35 Franken pro Dezitonne will Bio Suisse die Anbauflächen ausdehnen. Während für einen erfolgreichen Lupinenanbau die spezifischen Standortbedingungen eine entscheidende Rolle spielen, scheint Futtersoja in Breitsaat oder als klassische Hackfrucht etwas einfacher zu gelingen. Verschiedene Abnehmer haben deshalb die Initiative ergriffen und werben für den Anbau von Futtersoja. Die Versuche des FiBL, der Getreidezüchtung Peter Kunz und Versuche am Strickhof Partnerbetrieb Stiegenhof zeigen aber auch das interessante Potential und die Stärken von blauen und weissen Lupinen.
Lupinen und Soja im Vergleich
Lupinen und Soja haben im Vergleich der Körnerleguminosen einen besonders hohen Proteingehalt. Dennoch gibt es einige wichtige Unterschiede, die bei der Auswahl der geeigneten Kultur zu berücksichtigen sind. Lupinen haben eine Kulturdauer von 140-170 Tagen und brauchen leicht saure Böden mit einem pH-Wert von 6.5 und tiefer. Sie gedeihen auf leichten bis mittelschweren Böden besonders gut. Lupinen werden im März bis April gesät und reifen von Mitte August bis Anfang September gut ab, so dass eine zeitige Ernte möglich ist. Soja hat ein grösseres Wärmebedürfnis und wird in der Regel erst im Mai gesät. Deshalb kann es mit der Abreife besonders in späten Lagen knapp werden. Normalerweise fällt der Erntetermin auf Ende September, es kann aber auch Oktober werden. Damit die Ernte gut gelingt, wird der Anbau von sehr frühreifen 000-Sorten empfohlen. Beide Kulturen können während der Abreife unter Spätverunkrautung leiden, Soja ist dabei etwas stärker betroffen. Als klassische Hackkultur angebaut, konnten am Stiegenhof jedoch gute Erfahrungen gemacht werden.
Vorfruchtwert – Beitrag zur Bodenfruchtbarkeit
Das FiBL befasst sich mit dem Vorfruchtwert der verschiedenen Körnerleguminosen-Arten. Dabei wird der Stickstoff-Entzug durch die Kultur mit dem Stickstoff-Eintrag durch die N-Fixierung der symbiontischen Knöllchenbakterien und durch die Wurzelmasse verglichen. Während man bei Soja mit einer leicht negativen N-Bilanz rechnen muss (-17 kg N pro Hektare), liegt der Mittelwert aller Lupinen-Arten (blau, weiss, gelb) mit 37 kg N/ha im deutlich positiven Bereich; für weisse Lupinen mit ihrem relativ hohen Ertrag und ihren kräftigen Wurzeln liegt der Wert wahrscheinlich noch deutlich höher – ein aktueller Versuch am Stiegenhof soll über den Vorfruchtwert der verschiedenen Körnerleguminosen Aufschluss geben.
Zukünftige Entwicklungen
Lupinen sind Körnerleguminosen mit einem grossen Potential. Die Entwicklung neuer Sorten und weitere Forschungen im Bereich der Anbautechnik versprechen zusätzliche Fortschritte für diese Körnerleguminosen-Art. Blaue Lupinen sind bis heute robuster gegen Anthracnose und enthalten mehr Bitterstoffe als weisse Lupinen. Weisse Lupinen sind jedoch ertragsstärker und standfester und können als Reinkultur angebaut werden; die blauen Lupinen brauchen eine Stützfrucht. In Deutschland wurden verschiedene neue, gegen Anthracnose robuste, weisse Lupinensorten geprüft und stehen vor der Zulassung, u.a. die Sorten FRIEDA, CELINA und VICTOR BAER. Mit solchen Sorten dürfte die Attraktivität des Lupinen-Anbaus nochmals deutlich zunehmen.
Neben Futtersoja sollten deshalb auch weiterhin vielfältige Eiweiss-Kulturen geprüft und angebaut werden. Je nach Standort und Klimabedingungen sind Eiweisserbsen oder Ackerbohnen besser geeignet. Auch im Hinblick auf neue oder regional verstärkt auftretende Schädlinge und Krankheiten sind unterschiedliche Strategien für die Produktion betriebseigener Futtermittel empfehlenswert. Auch die Unkrautsituation und die Mechanisierung sieht nicht auf jedem Betrieb gleich aus. Auf Parzellen mit erhöhtem Unkrautdruck sind Körnerleguminosen mit geringerem Verunkrautungsrisiko, wie z.B. Ackerbohnen oder Futtereiweisserbsen, die bessere Wahl. Schlussendlich sollten neben dem Rohprotein-Gehalt einer Kultur auch die Zusammensetzung der Aminosäuren und die Verdaulichkeit berücksichtigt werden. Die Züchter entwickeln auch diesbezüglich immer wieder Sorten mit verbesserten Eigenschaften.
Autorin: Katrin Carrel, Strickhof