Was ist eigentlich ein Pflanzenvirus?
Zuerst ist wichtig zu wissen, dass es sich bei Viren nicht um Lebewesen im engen Sinne handelt, weil einige wichtige Eigenschaften von Lebewesen bei Viren nicht vorhanden sind. So besitzen Viren keinen eigenen Stoffwechsel. Daher sind Viren auch zwangsläufig auf Wirtszellen angewiesen um sich zu vermehren. Ein guter Merksatz lautet daher «Viren leben nicht, sondern sie werden gelebt». Vereinfacht gesagt bestehen Pflanzenviren aus einem genetischen «Bauplan» (DNA oder RNA) und einer Protein-Hülle dem sogenannten Kapsid, welche den Bauplan ausserhalb der Pflanzenzelle vor Umwelteinflüssen schützt. Innerhalb der Pflanzenzelle werden auf Grundlage des eingeschleusten «Bauplan» und mittels des Stoffwechsels der Pflanzenzelle enorme Zahlen identischer Kopien des Viruspartikels zusammengebaut welche wiederum ausgeschieden werden. Die Viruspartikel sind noch wesentlich kleiner als Bakterien und liegen im Bereich von 15 bis 400 Nanometer (ein Nanometer ist ein Millionsten Millimeter). Obwohl keine Lebewesen im engeren Sinn, kann sich das genetische Material durch Mutation verändern und es findet auch ein Evolutionsprozess statt. Pflanzenviren sind auf die Infektion von Pflanzenzellen von mehr oder weniger vielen Pflanzenarten spezialisiert und können z.B. den Menschen nicht infizieren.
Diagnose und Verbreitungswege
Den eigentlichen Schaden verursachen Pflanzenviren zum einen durch eine Minderversorgung der geernteten Pflanzenorgane und zum anderen durch optische Beeinträchtigungen der Ernteprodukte. Die Symptome bei Virusbefall sind sehr vielfältig und reichen von mosaikartigen Blattaufhellungen, Verfärbungen auf Früchten bis hin zu Blattdeformationen und Krüppel-/Besenwuchs. Die Symptomzuordnung zu einem spezifischen Virus ist oft nicht möglich, weswegen serologische (ELISA-Test) sowie molekularbiologische Labor Methoden für die Bestimmung angewendet werden. Die Verbreitungswege von Pflanze zu Pflanze sind je nach Virusart unterschiedlich. So kann das weit verbreitete Tabakmosaikvirus zum Beispiel sehr leicht mechanisch durch Blatt zu Blatt kontakt verbreitet werden. Andere Viren wie z.B. das Gurkenmosaikvirus werden dagegen vorwiegend durch die Saugtätigkeit verschiedener Blattläuse im Bestand übertragen (Vector-Übertragung).
Bekämpfungsmöglichkeiten
Im Unterschied zu Pilzen, Bakterien oder Insekten kann eine Virusinfektion in einer Pflanze nicht direkt durch Pflanzenschutzmittel bekämpft werden. Aus diesem Grund zielen eigentlich alle Bekämpfungsmassnahmen darauf, die Infektionsketten zu unterbinden. Erster und wichtigster Punkt dabei ist das Verwenden von virusfreiem Pflanz- und Saatgut. Gerade die vegetativ vermehrten Gemüsearten wie etwa Spargel, Rhabarber oder Süsskartoffeln sind besonders gefährdet, weil das Vermehrungsmaterial aus den Mutterpflanzen symptomfrei, unentdeckt zum Produzenten geliefert werden kann. Bei der Beschaffung ist deshalb auf die Bescheinigungen der Saatgut- und Vermehrungsbetriebe zu achten, dass auf Virenbefall getestet wurde. Sowohl im Freiland als auch in im Gewächshaus ist auf gute Feld- bzw. Personalhygiene zu achten. Im Gewächshaus beinhaltet dies zum Beispiel Desinfektionsmassnahmen an den Pflegegeräten wie Schweren, denn obwohl das Virus in der Pflanze nicht bekämpft werden kann, können die zur Verbreitung nötigen Viruspartikel durch Desinfektionsmassnahmen inaktiviert werden. Die Gewächshausdesinfektion am Ende der Kulturzeit ist ebenfalls enorm wichtig um den Übertrag in die neuen Kulturen zu verhindern. Bei besonders aggressiven Pflanzenviren können im Gewächshaus zudem Quarantänemassnahmen nötig sein. Befallsherde sollten rasch vernichtet und die Befallsorte bei den Pflegearbeiten gesondert hinten anstellt werden, um eine Verschleppung in noch gesunde Parzellen zu verhindern. Letztlich ist auch eine gute Vektorkontrolle (v.a. Blattläuse) wichtig bei Viren, die über diesen Weg verbreitet werden.