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Die Zu00fcchtung neuer widerstandsfu00e4higer Sorten wird europaweit stark vorangetrieben. Sie stellen eine Mu00f6glichkeit dar, wie auf sich veru00e4ndernde Rahmenbedingungen reagiert werden kann.>

Wädenswiler Weintage 2023 – Rebbau

Die Wädenswiler Weintage, organisiert von der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) in Wädenswil, standen diesmal unter dem Motto: «Wein der Zukunft». Mit spannenden Vorträgen und interessanten Degustationen wurde den teilnehmenden Winzerinnen und Winzern ein Einblick in mögliche zukünftige Entwicklungen im Weinbau geboten.

Wie jedes Jahr widmete sich der erste Veranstaltungstag der Traubenproduktion. Geprägt wurde dieser Tag vom Begriff Nachhaltigkeit, ein Thema, dass die Branche schon länger beschäftigt. In diesem Zusammenhang stellen sich immer wieder die gleichen Fragen: Wie erhalten wir die vorhandenen Ressourcen für die Zukunft? Wie reagieren wir auf sich verändernde Bedingungen? Wie fördern wir die Wirtschaftlichkeit der produzierenden Betriebe?

Förderung der Biodiversität und Erhalt der Bodenfruchtbarkeit

Je ein Vortrag am Rebbautag widmete sich diesen Themen. Linea Hauenstein (Forschungsinstitut für biologischen Landbau) präsentierte die Ergebnisse ihrer Masterarbeit zum Thema Agroforst. In vielen Regionen wurde Weinbau traditionell in Mischkultur, v. a. mit Bäumen, betrieben. Durch die zunehmende Mechanisierung und moderne Anbauformen sind solche Systeme allerdings weitgehend verschwunden. Die laufenden Arbeiten zu diesem Thema zielen vor allem darauf ab die Folgen des Klimawandels abzumildern und die Vielfalt der Lebensräume innerhalb der Flächen zu fördern, mit hoffentlich positiven Auswirkungen auf die Artenvielfalt und die Wasser- und Nährstoffversorgung der Reben. 

Simon Jöhr (Verein Regenerativ Schweiz) berichtete über seine Erfahrungen mit regenerativer Landwirtschaft. Hier steht der Erhalt lebendiger Böden und eine ausgeglichene Versorgung der Pflanze im Vordergrund. Wichtige Massnahmen hierzu sind angepasste Begrünungen und die Anwendung von verschiedenen Präparaten (z. B. Komposttee).

Strukturelemente im Rebberg
Strukturelemente im Rebberg sollen die Ansiedelung von Tieren und Insekten und damit die Biodiversität fördern. Welchen direkten Nutzen solche Elemente für die Betriebe erzielen ist eine Frage, die noch zu beantworten ist.

 

Neue Sorten

Jonas Inderbitzin (Agroscope) stellte Ergebnisse einer Konsumentenumfrage zur Akzeptanz neuer Rebsorten vor. In mehreren Verkostungen wurden Weine dieser sogenannten PIWI-Rebsorten mit bekannten Weinen verbreiteter Rebsorten verglichen. Dabei konnten spannende Erkenntnisse gewonnen werden. So hatte das Wissen darüber, welche der Weine aus neuen Sorten gekeltert wurden, keinen Einfluss auf die Beliebtheit der Weine. Ebenso werden mit PIWI-Weinen überwiegend positive – wenn auch technische und nicht emotionale – Begriffe verbunden. Gleichzeitig wurde aber auch festgestellt, dass die Weine aus neuen Sorten die Konsumentenerwartung nicht immer erfüllten, im Gegensatz zu den Benchmark-Weinen.

Die Anfälligkeit von neuen und bekannten Rebsorten gegenüber Krankheiten ist Thema vieler laufender Forschungsarbeiten. Eine wichtige Erkenntnis aus den von Pierre-Henri Dubuis (Agroscope) vorgestellten Arbeiten zum Infektionsweg des Falschen Rebenmehltaus ist, dass die neuen Sorten deutliche Unterschiede in der Anfälligkeit der Trauben aufweisen. Unklar bleibt nach wie vor, wie die in der Praxis manchmal auftretenden späten Traubeninfektionen zustande kommen.

Rebenzüchtung
Die Züchtung neuer widerstandsfähiger Sorten wird europaweit stark vorangetrieben. Sie stellen eine Möglichkeit dar, wie auf sich verändernde Rahmenbedingungen reagiert werden kann.

 

Künstliche Intelligenz und Photovoltaik im Rebbau

Künstliche Intelligenz (KI) findet mittlerweile in vielen Bereichen Einzug, so auch in den Rebbau. Carolin Horst (GDV) stellte ein Projekt vor, bei dem KI eingesetzt wird, um den Rebschnitt zu vereinfachen, indem Schnittvorschläge direkt am Stock über eine Datenbrille visualisiert werden. Die Arbeiten dazu sind weit fortgeschritten und ein Prototyp bereits entwickelt. In Zukunft könnte die Anwendung von KI auch auf weitere Arbeiten (z. B. Ausbrechen) ausgeweitet werden oder der Automatisierung ganzer Arbeitsschritte dienen. 

In einem anderen Projekt – vorgestellt durch Silke Fieseler-Hein im Mandat des Weinbauzentrums Wädenswil – soll KI eingesetzt werden, um ein Prognosemodell für Falschen Rebenmehltau weiterzuentwickeln. Man erhofft sich dadurch genauere Aussagen über Infektionsereignisse und deren Auswirkungen auf den Befall im Rebberg.

Peter Schumacher (ZHAW) stellte erste Erkenntnisse zu einer Photovoltaikanlage (PVA) in einem Rebberg vor. Es wurde beobachtet, dass die Reife leicht verzögert wurde und das Geiztriebwachstum erhöht war, bei gleichem Schnittholzgewicht wie im nicht überdeckten Teil der Anlage. Ausserdem war unter der PVA der Befall durch Falschen Mehltau verringert. Echter Mehltau trat dagegen etwas stärker in Erscheinung. Eine ähnliche – noch in Planung befindliche – Anlage wurde von Olivier Mounir (Cave du Rhodan) vorgestellt. Neben der Stromproduktion steht auch hier die Abmilderung von negativen Auswirkungen der Klimaerwärmung und die Vermeidung von Krankheitsbefall im Fokus.

Wetterstation im Rebberg
Kleinwetterstationen und intelligente Prognosesysteme sollen eine präzisere Vorhersage von Infektionsereignissen der Rebkrankheiten ermöglichen und damit zu Einsparungen beim Pflanzenschutzmitteleinsatz führen.

 

Weitere Programmpunkte

Abgerundet wurde der Tag mit einem Rückblick auf die vergangene Pflanzenschutzsaison (Katie Mackie-Haas, Agroscope), Informationen zur Grundbildung im Bereich Wein (Remo Walder, Strickhof) und zum HF-Lehrgang Weinbautechniker (Claude Gerwig, Strickhof), sowie Informationen über die Tätigkeiten der Müller-Thurgau Stiftung (Lukas Bertschinger). Als Abschluss gab es noch eine sehr spannende Podiumsdiskussion zu den vorgetragenen Themen.

Und was bleibt?

Viele Möglichkeiten und Ideen wurden vorgestellt, ob diese in der Praxis Anwendung finden werden, ist noch unklar. Sicher ist, ein Grossteil der Trauben wird auch in den nächsten Jahren noch wie bisher produziert werden, mit Sorten, die bereits seit langem angebaut werden. Trotzdem lohnt es sich für die Winzerinnen und Winzer sich mit den vorgestellten Themen zu beschäftigen, allein schon, um für kommende Veränderungen gewappnet zu sein.