Vielfältige Betriebsstrukturen im Kanton Zürich
Wenige grosse Betriebe produzieren den Grossteil der Gemüsemenge
Per Oktober 2020 sind in unserer Datenbank 234 Produktionsbetriebe registriert, die gemeinsam eine kumulierte Gemüsefläche von 2272 ha Frisch- und Lagergemüse bewirtschaften. Darin nicht enthalten sind diejenigen Betriebe die Verarbeitungsgemüse (Erbsen, Bohnen, Spinat) produzieren, sowie Ackerbaubetriebe deren Anbauflächen über einen Plattformbetrieb gemeldet werden. Von den 234 Betrieben sind es 24 Betriebe die zusammengenommen bei den meisten Gemüseartikeln mehr als 90% der Gesamtmenge über das Jahr hinweg produzieren. Wenn man einzelne Gemüseartikel anschaut sieht die Sache sogar noch konzentrierter aus. Im Kanton Zürich haben wir es - auch im Vergleich zu anderen Kantonen - mit einer sehr heterogenen Verteilung der Betriebsgrössen im Gemüsebau zu tun: Wenige sehr grosse Betriebe, die sich oft in den angebauten Kulturen spezialisiert haben und das Gros der Menge produzieren auf der einen Seite, und relativ viele Klein- bis Kleinstbetriebe, die Ihre Ware vor allem über den Direktverkauf absetzen auf der andere Seite. Betriebe in mittlerer Grösse sind ökonomisch am stärksten unter Druck. So driften die Betriebsstrukturen und damit verbunden auch der Arbeitsalltag der Mitarbeiter auf diesen Betrieben zunehmend auseinander. Diese Realität ist auch zunehmend eine Herausforderung für die Berufsbildung im Berufsfeld.
Unterschiede in der Betriebshistorie
In den 234 Betrieben sind natürlich auch solche Betriebe enthalten, die nicht ausschliesslich Gemüsekulturen anbauen. Gerade bei den Kulturen Grünspargel, Kürbis und den Lagerkulturen Zwiebeln und Karotten sind es oft «herkömmliche» Ackerbaubetriebe, die diese Kulturen in den Betriebsspiegel integriert haben, ansonsten aber kein Gemüse produzieren und schon gar keine Gewächshäuser bewirtschaften. Auch im Kanton Zürich gibt es aber Beispiele dafür, dass sich über die Zeit ein ursprünglich «herkömmlicher» Ackerbaubetrieb immer mehr Gemüsekulturen annimmt und letztlich der Gemüsebau das Hauptstandbein des Betriebs geworden ist.
Aber auch für den Weg von der klassischen Dorf- bzw. Stadtgärtnerei über Aussiedlung hinaus ins Umland gibt es schlagende Beispiele traditionsreicher Betriebe im Kanton. Am schönsten illustrieren lässt sich dieser Unterschied in den Betriebsgeschichten bzw. das Selbstverständnis der Betriebe an den Bezeichnungen Gemüsegärtner vs. «Gemüsebauern». So kann man sich schnell als Branchenfremd verraten, wenn man gestandene Gemüsegärtner im Grusswort als «Gemüsebauern» willkommen heisst. Die offizielle Bezeichnung der beruflichen Grundausbildung ist übrigens Gemüsegärtner/in EFZ.
Quereinsteiger mischen den Markt auf
In jüngster Zeit stellen wir zudem gerade im Umkreis der Stadt Zürich den Trend fest, dass sich vermehrt auch junge Quereinsteiger, ohne den «klassischen» Bildungsweg in der Produktionslandschaft bemerkbar machen. Gemüseabokisten florieren und Stichworte wie solidarische Landwirtschaft oder genossenschaftlicher Anbau werden zum Thema. Auch im viel Besungenen «urban farming» gibt es erste Gehversuche. Hier zeigt sich, dass der Kanton Zürich prädestiniert ist, um solche globalen Megatrends in der Schweiz als erstes aufzugreifen.