Versuchsbericht Relay-Intercropping Bio-Soja und Getreide 2021
Das Anbausystem Relay-Intercropping stammt ursprünglich aus Amerika und wird im deutschsprachigen Raum Staffelanbau genannt. Dabei geht es in erster Linie um den pesitizidfreien und ressourcenschonenden Anbau von Soja, die mit Getreide als Partnerkultur gemeinsam angebaut wird. In der Schweiz haben sich einige motivierte Praxisbetriebe, die Fachstelle Bodenschutz des Kantons Bern, die Bärner Bio Bure, die Mühle Rytz Biberen BE und die Agrofutura AG zur IG Relay-Intercropping zusammengeschlossen, um das Anbausystem Relay-Intercropping unter Schweizer Bedingungen zu testen und weiterzuentwickeln. Der Versuch wurde auch am Standort Stiegenhof in Zusammenarbeit mit dem FiBL unter Biobedingungen während zwei Jahren geprüft.
Methodik
Anzahl Standorte | Anzahl Versuchsjahre | Anzahl Wiederholungen | Art des Versuchs |
mehrere | 2 | 1 | Streifenversuch |
Während zwei Versuchsjahren (2020 – 2021) wurde ein einfacher Streifenversuch angelegt, bei dem das Anbausystem Relay-Intercropping von Soja und Getreide mit dem Reinanbau von Getreide unter Biobedingungen verglichen wurde. Beim Staffelanbau wird im Herbst Getreide so ausgesät, dass die Saatreihen für Soja ausgelassen werden (einzelne Säscharen werden verschlossen). Bis zur Sojasaat wird das Unkraut mit Striegel und Scharhacke bekämpft. Die Saatmenge des Getreides wird so angepasst, dass in den Getreidereihen eine normale Saatdichte erreicht wird; auf die Fläche bezogen liegt so der Saatgutbedarf bei 75 Prozent der Reinsaat. Im Frühling werden die freien Reihen vor der Soja-Saat gehackt und anschliessend die Soja mit der üblichen Saatdichte mit der Einzelkornsämaschine gesät.
Tabelle 1. Verfahren Relay-Intercropping am Stiegenhof 2021
Versuchsjahr | |
Winterroggen Reinsaat (Saatmenge 100%) | 2021 |
Winterroggen (Saatmenge 75%) und Soja (65 Kö/m2) gestaffelt (RI) | 2021 |
Winterweizen Reinsaat (Saatmenge 100%) | 2020, 2021 |
Winterweizen (Saatmenge 75%) und Soja (65 Kö/m2) gestaffelt (RI) | 2020, 2021 |
Sommerweizen Reinsaat (Saatmenge 100%) | 2021 |
Sommerweizen (Saatmenge 75%) und Soja (65 Kö/m2) gestaffelt (RI) | 2021 |
Im Sommer wurde das reife Getreide gedroschen, indem der Drescher die Ähren über den wachsenden Sojapflanzen abschnitt. Dabei musste darauf geachtet werden, dass die Sojareihen zwischen den Radachsen des Dreschers blieben und nicht überfahren wurden. Nach der Getreideernte entwickelten sich die Sojapflanzen weiter bis zur Ernte im Herbst.
Die Getreidestoppeln sollten dabei das Unkraut unterdrücken und den Boden vor Erosion schützen. Mit dem gestaffelten Anbau von Getreide und Soja soll ausserdem eine hohe Flächenproduktivität erreicht werden, indem im selben Anbaujahr zwei Kulturen geerntet werden können. Im Idealfall erreicht der Getreideertrag einen Wert von 70-80 Prozent des Normalertrags und bei Soja möchte man rund 40 Prozent des üblichen Ertrags erzielen.
Resultate
Der Relay-Intercropping-Versuch wurde an drei verschiedenen Terminen geerntet. Der Sommer 2021 war von aussergewöhnlich vielen Niederschlägen und einer späten Ernte geprägt. Am 22. Juli wurde der Winterroggen (RECRUT) geerntet, Sommer- und der Winterweizen (DIAVEL, PRIM) folgten am 12. August. Die Sojaernte erfolgte schliesslich am 2. Oktober.
Neben den generell schwierigen Wetterbedingungen im 2021, kam am Standort Stiegenhof ein schwerer Hagelsturm dazu, der in der Nacht auf den 13. Juli zahlreiche Kulturen beschädigte. Dementsprechend waren die Erträge in diesem Versuchsjahr tiefer als üblich. Die Sojapflanzen im Relay-Intercropping-Versuch wurden dabei etwas vom Getreide abgeschirmt. Auf dem Feld, auf dem Soja als Reinkultur angebaut worden war, war der Schaden deutlich grösser. Im Durchschnitt konnten dort nur noch 8.5 dt/ha geerntet werden, der Rest fiel dem Hagel zum Opfer. Der durchschnittliche Ertrag der Soja im Relay-Intercropping lag bei 6.8 dt/ha. Als beste Variante erwies sich der Staffelanbau von Winterroggen und Soja: Dort konnten 12.9 Dezitonnen Soja pro Hektare geerntet werden. Unter Berücksichtigung der schwierigen Wetterbedingungen und der tieferen Ertragserwartung (eine Teilfläche blieb aus erntetechnischen Gründen ohne Soja), ist dieses Resultat erstaunlich gut. Die Sojaerträge im Reinanbau lagen im Durchschnitt der Jahre 2019-2020 bei rund 31 dt/ha, so dass das Resultat in der Roggen-Soja-Variante dem erhofften Ertragsniveau von 40 Prozent entspricht.
Die Getreide- und Sojaerträge sind in der Grafik 1 dargestellt. Die relativ hohen Feuchtegehalte beim Roggen spiegeln das schwierige Anbaujahr wieder. Bio-Roggen war im 2021 zu 90 Prozent von Auswuchs betroffen aufgrund der vielen Niederschläge rund um die Getreideernte. Die reduzierte Saatmenge des Getreides führte im Relay-Intercropping-Versuch zu verminderten Erträgen (58% bis 69% des Reinertrags). Dieser Effekt war im Jahr davor nicht so deutlich erkennbar.
Diskussion
Der Staffelanbau (Relay-Intercropping) von Soja und Getreide befindet sich in der Schweiz immer noch in einer experimentellen Phase. Zahlreiche Faktoren kommen dabei zusammen und machen diese Anbaustrategie zu einem Verfahren für Produzenten, die Freude am Tüfteln und Ausprobieren haben.
Es empfiehlt sich, bereits vor der Getreidesaat im Herbst mit dem Lohnunternehmer Kontakt aufzunehmen und sich nach der verfügbaren Erntetechnik zu erkundigen: Die Sojareihen dürfen bei der Getreideernte nicht überfahren (Achsabstand des Dreschers berücksichtigen) und die heranwachsenden Soja-Pflanzen nicht durch die Erntemesser verletzt werden. Einige Lohnunternehmer waren bereit, gemeinsam mit den Produzenten Schutzvorrichtungen am Mähdrescher zu montieren, damit die Sojapflanzen geschont wurden. Am Stiegenhof konnten wir uns auf die langjährige Erfahrung des Drescherfahrers abstützen, so dass keine speziellen Einrichtungen montiert werden mussten. Wichtig ist dabei auch die Ablage des Getreidestrohs; idealerweise muss der Häcksler eingeschaltet werden, damit die Sojapflanzen nicht vom Getreidestroh zugedeckt werden. Langstrohige, frühreife Getreidesorten bzw. –arten sind als Partnerkultur für die Soja zu bevorzugen. Die Getreideernte wird dadurch vereinfacht, und die Sojapflanzen profitieren von den zusätzlichen Wochen ohne Licht- und Wasserkonkurrenz durch das Getreide und reagieren mit einem Mehrertrag. Die Reihenabstände für die Sojakultur richten sich grundsätzlich nach der verfügbaren Hacktechnik. Am Stiegenhof wurde die Soja mit einer Reihenweite von 50 cm gesät. Einige Praktiker haben gute Erfahrungen gemacht mit einem Reihenabstand von 75 cm; die Sojapflanzen werden so etwas weniger vom Getreide beschattet.
Von einem wirtschaftlichen Standpunkt aus gesehen, können wir das Anbausystem Relay-Intercropping noch nicht vorbehaltlos empfehlen. Das Risiko für sehr tiefe Sojaerträge ist relativ gross und die zweimaligen Saat- und Erntekosten auf der Parzelle, können nach unserer Einschätzung nicht kompensiert werden. Einige Projekt-Teilnehmer konnten aufgrund der schwierigen Wetterbedingungen die Soja im 2021 gar nicht mehr aussäen und mussten mit dem reduzierten Getreideertrag vorliebnehmen. Ausserdem war im Sommerweizen der Unkrautdruck gross. Im Anbaujahr 2020 blieben die Getreidehalme aufgrund der Trockenheit aussergewöhnlich kurz, so dass die Sojapflanzen bei der Getreideernte verletzt wurden. Auch die Frage, ob Soja im Relay-Intercropping-Anbau für Einzelkulturbeiträge angemeldet werden kann, ist noch nicht geklärt.
Wer eine herbizidlose Anbautechnik für Getreide und Soja sucht, findet zurzeit mit der traditionellen Anbaupraxis für Bio-Ackerkulturen eine bessere Ertragssicherheit.
Katrin Carrel, Strickhof Fachstelle Biolandbau