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Der Striegel (hier Modell Treffler) kann bis zu einer Staudenhu00f6he von 25cm eingesetzt werden.>

Vergleichsversuche Kartoffeln ohne Herbizide

Dass sich die Kartoffel sehr gut für eine mechanische Unkrautbekämpfung eignet ist bekannt. Weniger klar ist aber die Auswirkung auf Ertrag und Qualität sowie der Kostenunterschied zwischen chemischer und mechanischer Bekämpfung. In einem 3-jährigen Vergleichsversuch (2019 bis 2021) werden die zwei Anbausysteme verglichen.

Ausgangslage und Methodik

In einem dreijährigen Vergleichsversuch wird an vier Standorten, auf total 5 Parzellen Kartoffelanbau mit und ohne Herbizideinsatz verglichen. Dabei werden die Unterschiede in Ertrag und Qualität erfasst sowie auch die Kosten verglichen. Dazu wurden die Felder in Streifen unterteilt. Während in einem Teil die Unkrautbekämpfung und Krautvernichtung rein chemisch erfolgte, wurde im anderen Streifen das Unkraut mechanisch, mit betriebsüblicher Technik bekämpft. Das Kraut wurde mit Schlegeln und/oder abflammen vernichtet. 
Die Versuchsstandorte werden von den kantonalen landwirtschaftlichen Zentren Liebegg, Grangeneuve, Inforama und Strickhof betreut. Die Versuche werden finanziell von der swisspatat Arbeitsgruppe Anbau (AGA) unterstützt. 

Kombihackgerät
Kombihackgerät mit Zwischendammlockerung, Dammstriegel und Häufelscharen

Mechanische Unkrautbekämpfung in Kartoffeln
Unabhängig ob chemisch oder mechanisch wird bei Kartoffeln durch präventive Bekämpfung ein möglichst unkrautfreier Bestand zwischen Kartoffelpflanzung bis Bestandsschluss und wiederum ab Krautvernichtung angestrebt. 
Mit mehreren Durchfahrten und Geräten werden im mechanischen Verfahren Unkräuter durch Entwurzeln, Zerschneiden oder Zuschütten zerstört. Am effektivsten ist die Bekämpfung im Keimschlauch- oder Keimblattstadium mit dem Striegel. Mit einem Durchgang vor Auflaufen von Kartoffeln und Unkräutern (Blindstriegeln) strebt man das Freilegen von Unkraut-Keimschläuchen an, die anschliessend vertrocknen. Bereits aufgelaufene Unkräuter im Keimblattstadium werden entwurzelt. Unkräuter in einem weiter entwickelten Stadium können mit dem Striegel in der Regel nur noch geschwächt aber nicht vollständig zerstört werden. 
Der Striegel kann bis zu einer Kartoffelstaudenhöhe von rund 25 cm eingesetzt werden, ohne Kartoffelstängel und Kraut relevant zu verletzen. Unmittelbar beim Durchstossen der Dammoberfläche sind die jungen Kartoffeltriebe aber bruchempfindlich. 
Nach dem Striegel kommen Hackgeräte im Dammflanken- und Zwischenreihenbereich sowie Häufelgeräte bzw. Dammformer zum Einsatz. Zur Schonung von Kartoffeln und Boden sowie Minimierung der Kosten gilt der Grundsatz: „So viel Durchfahrten wie nötig, so wenig wie möglich“.

Vergleich Kartoffeldämme geformt und blind gestriegelt. 2019, Humlikon
Kartoffeldämme nach Blindstriegeln (links) im Vergleich zu Variante mit Herbizid

Technik
Je nach Versuchsstandort wurde für das Striegeln ein Hatzenbichler-, Treffler- oder Dammstriegel auf Kombigerät verwendet. Gehackt und gehäufelt wurde mit Haruwy-Geräten. An einem Standort waren diese mit Rollhacken für die Dammflanke ausgerüstet, ansonsten mit Federzinken. Auch Dammformer und Dammfräse kamen ergänzend zum Einsatz. Bei allen verwendeten Techniken ist vielmehr der korrekte Einsatz und Zeitpunkt denn die Technik per se entscheidend für eine optimale Wirkung. Einzig beim Striegel ist das Modell Treffler bei Kartoffeln im Vorteil, da es auch den Zwischenreihenbereich bearbeitet.

Einsatz Treffler-Striegel in aufgelaufenen Kartoffeln
Der Striegel (hier Modell Treffler) kann bis zu einer Staudenhöhe von 25cm eingesetzt werden.

Bekämpfungsstrategien
Jeder Versuchsstandort wendete seine eigene Bekämpfungsstrategie an, abhängig von Boden, Witterung, Auflaufverhalten von Unkräutern und Kartoffeln sowie der vorhandenen Mechanisierung. Im Gegensatz zur chemischen Unkrautbekämpfung gibt es bei der mechanischen keine Standard-Anwendung. Taktgeber für den Einsatz von Striegel, Hack- und Häufelgerät, Dammformer oder gar Dammfräse ist das Stadium der Unkräuter und der Kartoffel. Es ist direkt abhängig von Boden und Witterung am Standort. Je rascher die Kartoffel aufläuft und wächst, um so schneller kann sie die Restverunkrautung konkurrenzieren. Grossfallendes sowie vorgekeimtes Pflanzgut ist dabei wesentlich im Vorteil. Nachteilig ist Kleinsortierung. 

Wurzeln und Stolonen nicht verletzen
Sobald Striegeln nicht mehr möglich ist, wird gehackt und gehäufelt. Dabei gilt es die Dämme möglichst „minimalinvasiv“ zu bearbeiten. Kartoffelwurzeln und -stolonen reagieren empfindlich auf Verletzungen. Bei Beschädigungen im Wurzelbereich sind Ertragseinbussen die Folge. 
Zum Zeitpunkt des Auflaufens der Kartoffeln sollte der Damm zu grössten Teilen auf- bzw. wieder aufgebaut sein. Anderenfalls riskiert man das Überschütten aufgelaufener Stauden. Zugeschüttete Stauden haben ebenfalls Ertragsverluste und auch Wachstumsverzögerungen eines Bestandes zur Folge. 
In jedem Fall gilt es den Wetterbericht, die feldspezifische Unkrautsituation und den jeweiligen Entwicklungsstand der Kartoffeln vorausschauend im Blick zu haben. 

Resultate

Bekämpfungserfolg im Vergleichsanbau
In den beiden ersten Versuchsjahren 2019 und 2020 herrschten ideale Witterungsbedingungen zur mechanischen Unkrautbekämpfung. Der Boden war zu den entscheidenden, idealen Unkrautbekämpfungs-Zeitfenster abgetrocknet und bearbeitbar. 2019 wurde der Bekämpfungserfolg genau untersucht im Rahmen einer Bachelorarbeit der HAFL (A. Chervet, 2019). Er betrug 87-97%. Errechnet aus dem Unkrautbesatz nach der letzten Unkrautbekämpfungsmassnahme vor Bestandesschluss im Vegleich zu demjenigen vor dem ersten Striegeldurchgang. 
Ein zusätzlicher, entscheidender Faktor für den Erfolg der mechanischen Unkrautbekämpfung ist natürlich der Besatz an Unkrautsamen und das Vorhandensein von allfälligen Problem- bzw. Wurzelunkräutern innerhalb der Parzelle. Jegliche Wurzelunkräuter können mit mechanischen Verfahren nicht wirklich bekämpft werden während der Kartoffelkultur.  

 

Grafik Erträge und Qualitäten Vergleichsversuch herbizidloser Kartoffelbau, 2019 und 2020
Erträge und Qualitäten der Versuchsstandorte 2019 und 2020

Ertrag und Qualität
In der Mehrheit der Versuchsstandorte waren Ertrag und Qualität der Kartoffeln zwischen den Verfahren praktisch identisch. An keinem der Standorte wurde eine Zunahme von grünen oder missförmigen Knollen beobachtet durch die mechanische Unkrautbekämpfung. An drei Standorten gab es klare Mindererträge. Diese sind auf Wachstumsverzögerungen durch späteres Auflaufen der mechanischen Variante zurückzuführen.

In der Bachelorarbeit der HAFL wurden Fr. 450.- bis 930.- je Hektare Aufwand für die mechanischen Massnahmen zur Unkrautbekämpfung und Krautvernichtung errechnet.  Aus wirtschaftlicher Sicht bräuchte es zur Absicherung der Mehraufwendungen nicht nur einen Anbaubeitrag sondern auch einen höheren Produktepreis, z.B. in Form einer Labelprämie.  

Fazit für den herbizidfreien Kartoffelanbau

  • Grossfallende Pflanzgutkaliber und Vorkeimung sind zu empfehlen für den herbizidlosen Anbau.
  • Es gibt keine mechanische Standard-Unkrautbekämpfung. Taktgeber für die mechanischen Unkrautbekämpfungsmassnahmen sind Witterung, Unkrautstadium und Entwicklungsstand der Kartoffeln.
  • Eine sorgfältige Begutachtung der Arbeitswirkung der Geräte ist wichtig um Schäden an Wurzeln und Stolonen – damit verbundene Ertragsverluste - zu vermeiden.
  • Über die Standorte und Jahre betrachtet muss mit Ertragseinbussen kalkuliert werden, sofern die Unkrautbekämpfung nicht optimalst erfolgen kann.