Thripse im Freilandgemüsebau
Das Frühjahr und der Frühsommer 2021 zeigten sich von ihrer eher kühlen und regnerischen Seite. Entsprechend gering war bisher der Druck mit Thripsen in den Freilandgemüsekulturen. Die Hitzephase Mitte Juni dürfte nun aber die Populationen schnell anwachsen lassen und den Schädling wieder ins Zentrum rücken.
Biologie und Schadbild
Wenn man von Thripsen spricht so meint man eigentlich die gesamte Ordnung der Fransenflügler (Thysanoptera) innerhalb der Klasse der Insekten. In dieser Ordnung sind verschiedenste pflanzenschädigende Arten aber auch räuberische Arten, die als Nützlinge gelten, vertreten. Demensprechend gibt es auch nicht "den Thrips", sondern man muss schauen um welche Art es sich handelt. Die im Freilandgemüsebau bedeutendste Art ist der Zwiebelthrips (Thrips tabaci) auf den sich die Ausführungen in der Folge auch beziehen. Wie der Name schon vermuten lässt, verursacht die Art vor allem Schäden in Liliengewächsen wie Zwiebeln, Lauch, Knoblauch, Schalotten und Schnittlauch. In intensiven Kohlanbaugebieten verursacht die Art jedoch auch bei Weiss- und Rotkabis beträchtliche qualitative Schäden. Weiter sind auch bei Salat und bei Fenchel zunehmend Schadmeldungen bekannt. Die Tiere sind klein, ca. 1 mm lang, länglich und bräunlich gefärbt. Zur genauen Erkennung ist eine gute Handlupe nützlich. Die Überwinterung geschieht in überwinterten Wirtspflanzen oder im Boden. Während der Saison entwickeln sich mehrere Generationen. Die Generationendauer ist dabei Temperaturabhängig: Während bei 20°C rund 3-4 Wochen nötig sind, bis die nächste Generation erscheint, sind es bei 30°C nur noch ca. 2 Wochen.
Der eigentliche Schaden entsteht durch die stechend- saugende Tätigkeiten der Larven und adulten Tiere. Dabei werden die Pflanzenzellen der obersten Gewebeschicht ausgesaugt. Dadurch entstehen die typischen hellen weiss-silbrigen Blattflecken, die bei Kulturen die mit Laubanteil verkauft werden (Lauch grün, Bundzwiebeln) zu einem Qualitätsproblem führen. Beim grünen Lauch ist z.B. in den Qualitätsbestimmungen des Gemüsehandels definiert, dass nicht mehr als 50 % der Blattfläche durch die hellen Blattflecken beeinträchtigt werden darf, ansonsten kann es zu Rückweisungen führen. Bei massenhaftem Auftreten kann das ganze Blattwerk aufhellen mit entsprechender Beeinträchtigung der Assimilisationsleistung. Zudem kann die Kulturentwicklung verzögert werden, wenn Pflanzen schon zu einem frühen Zeitpunkt stark befallen werden.
Populationsüberwachung
Wie oben beschrieben ist die Populationsentwicklung stark an die Witterungsbedingungen gekoppelt. Bei Hitze- und Trockenperioden kann sich die Population sehr schnell ausbreiten und es kann zu einem Massenauftreten kommen. Die Überwachung der adulten flugfähigen Tiere erfolgt mittels blauer Klebetafeln (z.B. Rebell blu) die etwas über dem Kopf der Kultur aufgehängt werden. Für die Auszählung der Klebetafeln ist ein ruhiger Platz und eine gute Handlupe vorteilhaft. Als Schadschwelle werden 100 Tiere pro Falle und Woche angegeben. Dabei ist jedoch der Entwicklungsstand der Kultur, sowie die Populations- und Witterungsentwicklung in der Entscheidung mit einzubeziehen. Nebst der Flugüberwachung ist auch die direkte Kontrolle auf Larvenbesatz an der Pflanze nicht zu vernachlässigen, gerade wenn viele Tiere auf der Fläche überwintert haben. Die gelblich-weiss bis gelblich gefärbten Larvenstadien leben versteckt in der Nähe der Blatt bzw. Schlottenbasis. Für die Überwachung müssen demensprechend die Blätter bzw. Schlotten um den Vegetationspunkt herum auseinandergezogen und mit einer Lupe angeschaut werden. Ein Befall am Vegetationspunkt wird meist erst später beim Ausschieben der Blätter in seinem vollen Umfang sichtbar.
Bekämpfung
Als vorbeugende Massnahme ist als erstens die Standortwahl zu nennen. Nach Möglichkeit sollte ein weiter Abstand zu überwinterten Wirtskulturen gewählt werden. Die Erfahrung zeigt, dass es gerade intensiv genutzte Gemüsebauregionen in der Schweiz sind, die am stärksten mit Thripsproblemen zu kämpfen haben. Zweitens sollte das Nützlingspotential der räuberischen Thripse genutzt werden. Dies kann z.B. durch das Tolerieren einer beschränkte (Spät-) Verunkrautung geschehen, auch wenn das Einstellen dieser Restverunkrautung in konkurrenzschwachen Kulturen wie den Liliengewächsen natürlich seine Tücken hat. Als weitere vorbeugende Massnahme ist auf eine regelmässige, ausreichende Bewässerung zu achten. Versuche haben gezeigt, dass sich die Populationen unter solchen Bedingungen schlechter entwickeln können als in Beständen die komplett trocken fallen. Zudem wird dadurch allgemein die Kulturentwicklung gefördert und das heikle Jugendstadium ist dadurch schneller durchschritten. Trotz dieser Massnahmen kann häufig nicht auf den Einsatz von Insektiziden verzichtet werden. Dabei ist jedoch zu beachten, dass die häufig eingesetzten Pyrethroide ab einer Temperatur von 25°C keine optimale Wirkung mehr erzielen, entsprechend muss die Behandlung unter kühleren Bedingungen erfolgen. Zudem zeigt die Erfahrung, dass sich nach einer Insektizidbehandlung die Populationen, infolge des Wegfalls der Nützlinge, relativ schnell wieder erholen. Es geht daher in der Bekämpfungsstrategie vor allem darum, den Startpunkt des Massenauftretens nicht zu verpassen. Wiederholungsbehandlungen sind danach aber in der Regel nötig. Bei Kulturen, die nicht mit dem Laub vermarktet werden und daher ein grösserer Befall toleriert werden kann, wie z.B. Lagerzwiebeln, verfolgen gewisse Produzenten daher die Strategie, nur wenige bis gar keine chemischen Massnahmen zu ergreifen. In Jahren mit geringerem Druck kann das unter dem Strich die rentablere Variante sein.