Spritzmittelbrühe ansäuern
Was ist das Problem?
Wasser fliesst durch den Untergrund und löst dabei Mineralien wie Kalk (Ca++), Magnesium (Mg++) oder Mn++, Fe++ sogenannte Kationen, aus dem Gestein. Je mehr von diesen gelöst werden, desto härter wird das Wasser. Bei uns wird das Wasser in französischen Härtegraden °fH angegeben. Härtegrade online: Wasserhärte herausfinden
In hartem Wasser reagieren gewisse Pflanzenschutzmittel mit Kationen. Dabei verlieren sie ihre Löslichkeit und vor allem die Wirksamkeit. Es gilt: Je länger die Brühe stehen bleibt, desto mehr Teilchen können reagieren und desto mehr geht die Wirksamkeit verloren. Durch die Zugabe von pH-Stabilisatoren wird dies verhindert, indem die Kationen neutralisiert werden. Das Risiko von Düsen- und Filterverstopfungen sinkt und die Wirkstoffe behalten ihre volle Wirkung.
Wasserhärte und pH sind nicht das Gleiche!
Wasserhärte und pH-Wert sind nicht dasselbe. Die Wasserhärte gibt den Gehalt an Kationen an, der pH Wert zeigt auf, wie sauer das Wasser ist. Es besteht aber ein direkter Zusammenhang zwischen den Beiden. Denn je mehr Kalzium- und Magnesiumteilchen im Wasser gelöst sind, desto höher ist auch der pH. Gewisse Mittel, wie beispielsweise. Pyrethroide, sind bei einem pH-Wert von über 8 unwirksam, weil sich die Pflanzenschutzmittelteilchen und die Kalium- und Magnesiumteilchen sofort verbinden. Der Zusatz von beispielsweise Solubor kann den pH sogar auf 9 steigen lassen. Mit pH-Stabilisatoren lässt sich dieser hohe pH-Wert absenken. Die Mittel bleiben, auch bei kaltem Wasser, im Tank und auf der Blattoberfläche länger stabil. Der pH-Wert der Brühe sollte bei vielen Mitteln zwischen 5 und 6 liegen.
Vor dem Einsatz von pH-Stabilisatoren muss der Härtegrad des Wassers bekannt sein, denn die Dosierung ist härtegradabhängig. Empfohlen wird die Zugabe von pH-Stabilisatoren insbesondere bei Mischungen von Pyrethroiden und Bor und bei folgenden Mitteln:
– Totalherbizide mit Glyphosate Beipiele: Gliphonex TF, Roundup Turbo.
– Spezifische Gräsermittel: Beipiele: Gallant, Agil, Fusilade Max, Targa Super, Focus Ultra, Select…
– Rübenherbizide mit Phenmedipham Beipiele: Beetup, Beta Star, Beetup Duo, Sugaro Duo, Rübex, Mentor Uno
–Insektizide mit Pyrethroiden Beipiele: Aligator, Decis Protech, Talstar SC, Blocker, Cypermethrin, Fastac Perlen. Hier wird eine Senkung unter pH 5 angestrebt. Achtung! Produkte wie Biscaya oder Karate Zeon sind speziell formuliert und benötigen keinen Zusatz ausser in Kombination mit Bor-Flüssigdüngern.
– Fungizide mit Mancozeb Beipiele: Policar 75 WG, Electis, Curzate, Acrobat, Valis M oder Mapro sowie Fungizide mit Triazolen und Strobilurinen Beipiele: Casac, Amistar
– Halmverkürzer: Beipiele: Medax, Moddus, Cerone
– Reben- und Obstfungizide mit Captan oder Folpet Beipiele: Captan 80 WDG, Folpet, Cyrano, Mikal
Nicht empfohlen wird die Zugabe bei:
– Sulfonylharnstoff-Herbiziden (B-Mittel) Bsp.: Concert SX, Primus, Atlantis Flex, Sprinter
– Wuchsstoffen: Bsp. Banvel, MCPB, Puma Extra
– Kupferprodukten: Bsp.: Funguran Flow
– Flüssigdüngern: (nicht chelatisierte) Bsp.: Gabi Calciumchlorid
Weitere Informationen zum Thema können im Zeitungsartikel Damit sie wirklich wirken der Zeitschrift top agrar gefunden werden.
Welche Mittel können eingesetzt werden?
Bevor die Mittel eingesetzt werden können, muss zuerst bestimmt werden, welche Wasserhärte in der Gemeinde herrscht: Wasserhärte herausfinden
Anschliessend kann aus der folgenden Tabelle ein geeignetes Mittel ausgewählt werden. Achtung! Die Mengen sind pro 100 Liter Wasser angegeben!
Müssen auch bei der Verwendung von Regenwasser pH-Stabilisatoren eingesetzt werden?
Nein, das ist nicht nötig, weil das Regenwasser keine Kalzium- und Magnesiumteilchen enthält. Somit gibt es auch nichts, woran die Pflanzenschutzmittelteilchen gebunden werden können.