Versuchsbericht Sortenvergleich Bio-Mahlweizen 2020
Methodik
Anzahl Standorte | Anzahl Versuchsjahre | Anzahl Wiederholungen | Art des Versuchs | Aussagekraft |
8 | 3 | 1 pro Standort | Streifenversuch | * * * |
Im Versuch wurden vielversprechende Kandidatensorten mit den Mahlweizensorten WIWA, BARETTA und ROSATCH verglichen, die bereits auf der Biosortenliste stehen und als Referenzsorten dienen.
Die Versuchsstreifen in Oberembrach ZH wurden am 14. Oktober 2019 gesät und am 22. Juli 2020 geerntet. Am 20. März und am 15. April wurde der Weizen wurde mit zwei Güllegaben (Schweine- und Kälbergülle) gedüngt, was gut 100 Kilo Stickstoff entspricht. Das Unkraut wurde im März mit zwei Striegel-Durchgängen bekämpft. Die Vorkultur war Silomais.
Resultate
Erträge leicht tiefer als im Vorjahr
Die Erträge am Standort Stiegenhof lagen im Durchschnitt bei 57.9 Dezitonnen pro Hektare, während der Mittelwert aller Standorte bei rund 51 Dezitonnen lag.
Die Sorte MONTALBANO war sowohl am Stiegenhof als auch im Gesamtvergleich der Favorit. Auch die neue Sorte WITAL von der Getreidezüchtung Peter Kunz gehörte zu den ertragsstärksten Sorten. Bemerkenswert ist das Resultat der Sorte BONAVAU: In Oberembrach erreichte die Sorte mit 63.2 Dezitonnen den zweithöchsten Ertrag, bewegte sich im Gesamtvergleich jedoch eher im Mittelfeld (51 dt/ha). Dieses Resultat zeigt, dass jeder Betrieb die für seinen Standort am besten geeignete Sorte finden muss. Auch in den Kleinparzellenversuchen von Agroscope wurde BONAVAU nach drei Versuchsjahren als ertragsstarke Sorte bewertet. WIWA ist und bleibt bewährt. Sie erreichte im Gesamtvergleich der Erträge den dritthöchsten Ertrag.
Proteingehalt - Rosatch erreicht das beste Resultat
Im Vergleich der Proteingehalte erreichte die Sorte ROSATCH das beste Resultat. Am Standort Stiegenhof war sie die einzige Sorte, die einen Proteingehalt über 12 Prozent erreichte (12.1%). Der Mittelwert aller Standorte lag für ROSATCH sogar bei 13.7 Prozent; auch der Feuchtklebergehalt dieser Sorte ist sehr hoch und hat eine weiche Qualität.
Die Proteinwerte der einzelnen Sorten unterschieden sich in diesem Jahr besonders stark und lagen insgesamt rund ein Prozent tiefer als 2019. Auch die neue Sorte PRIM von der Getreidezüchtung Peter Kunz, WIWA und NARA erreichten gute Proteingehalte. Grundsätzlich gehen gute Proteingehalte auf Kosten des Ertrags, wie die obenstehende Grafik zeigt. Allerdings gibt es positive Ausnahmen: MONTALBANO zeigte trotz der hohen Erträge an den meisten Standorten auch gute Proteingehalte.
Diskussion
Vielversprechende Kandidaten für die Sortenliste 2022
Auch dieses Jahr zeichneten sich vielversprechende Kandidaten für die Bio-Getreidesortenliste 2022 ab. MONTALBANO, WITAL und BONAVAU konnten mit hohen Erträgen überzeugen. ROSATCH, WIWA und PRIM zeigten ihre Stärke im Proteingehalt. Für WITAL und PRIM muss zunächst noch Saatgut vermehrt werden. MONTALBANO ist für den Vertragsanbau bereits erhältlich.
Die Resistenzeigenschaften der Sorten sind in den letzten beiden Jahren aufgrund des geringen Krankheitsdrucks nicht so stark ins Gewicht gefallen. Eine Krankheits- und Schädlingsbonitur am Stiegenhof Mitte Juni zeigte, dass das Fahnenblatt einzelner Sorten nicht durch Krankheiten, sondern vor allem durch Getreidehähnchen geschädigt war; den höchsten Befall zeigten dabei die Sorten BARETTA und BONAVAU mit 15-25 Prozent Blattflächenverlust durch den Frass der Hähnchen-Larven. Dieser Verlust war aber anscheinend nicht ertragsrelevant, wie das sehr gute Resultat von BONAVAU zeigt. Die Krankheitsresistenzen sollten trotzdem stets im Auge behalten werden. Neben den bewährten Sorten, die sich für fast alle Standorte eignen, lohnt es sich, für jeden Betrieb die optimale Sorte zu finden, die an den Krankheitsdruck und an die Nährstoffverfügbarkeit angepasst ist. Am Stiegenhof war dies, neben MONTALBANO und WITAL, die Sorte BONAVAU.
Autorin: Katrin Carrel, Strickhof Fachstelle Biolandbau
Kontakt Gesamtauswertung: Matthias Klaiss, FiBL
>Druckversion: VB Bio-Mahlweizensorten 2020