Sellerie – Anbau einer geschmackvollen Knolle
Standortanforderungen
Herkunftsgebiet der Wildform des Sellerie (Apium graveolens) stellen die salzhaltigen feuchten bis sumpfigen Küstengebiete von Mittelmeerländern dar. Der Name Sellerie leitet sich von der antik-griechischen Stadt Selinunt im heutigen Sizilien ab. Der in Stadtnähe verlaufende Fluss Selinus durchfloss eine reich mit Selleriebeständen besetzte Landschaft bevor er ins nahe Mittelmeer floss. Endsprechend der Herkunft der Wildform ist Sellerie sehr wasserbedürftig und erträgt einen relativ hohen Salzgehalt. Bevorzugt werden eher schwerere, nährstoff- und humusreiche Standorte. Die Grundbodenbereitung sollte tief erfolgen. Sellerie ist ein relativ starker Nährstoffzehrer, salzverträglich und chloridliebend. Bei der Düngung ist vor allem der hohe Borbedarf erwähnenswert, weshalb endsprechend borhaltige Dünger verwendet werden sollten. Der optimale Boden pH-Wert liegt bei 6.5 und höher. Die Pflanze ist entsprechend ihrer mediterranen Herkunft nicht voll frosthart und erträgt im Herbst nur Fröste bis etwa -4°C. Als zweijährige Pflanze mit relativ kurzer Jugendphase, die im 4-6-Blattstadium endet, kommt dem Temperaturregime in der Jungpflanzenanzucht eine entscheidende Rolle zu um Schosser zu verhindern. Ab Temperaturen unter 14 °C (am stärksten zwischen 5°-8°C) kann ein Vernalisationsreiz gesetzt werden, welcher jedoch durch Temperaturen über 20°C (Antivernalisation) wieder teilweise kompensiert werden kann. Diese Antivernalisation nutzt man im Frühanbau durch endsprechend warme Jungpflanzenanzucht mit nur kurzer Abhärtung und Vliesauflage nach dem Auspflanzen (kalte Nächte werden durch warme Tage kompensiert), um Schosser zu vermeiden. Eine Direktsaat ist aufgrund der schnellen Schosserneigung und der relativ langsamen Kulturentwicklung zu Beginn bei uns nicht möglich.
Fruchtfolge
Jetzt in der zweiten Oktoberhälfte ist in den meisten Fällen Erntetermin für den Knollensellerie der im Mai gepflanzt wurde. Sellerie ist also eine relativ lange Gemüsekultur und gilt fruchtfolgetechnisch daher immer als Hauptkultur (>14 Wochen) die nach ÖLN-Richtlinien innerhalb von 7 Jahren nur 3 mal angebaut werden darf. Zusätzlich gilt die Maximalbelegung von 3 Kulturen auch für die Kombination mit anderen Doldenblütlern wie etwa Karotten oder Fenchel. Wenn möglich sollte die Anbaupause, auch zu anderen Wurzelgemüsen, aufgrund von Fruchtfolgekrankheiten (Mosaikviren, Nemathoden, Sclerotinia, Alternaria) jedoch weiter gesteckt werden als in diesen Minimalanforderungen definiert. Der Vorfruchtwert von Sellerie selber ist aufgrund der relativ intensiven Bodendurchwurzelung übrigens hoch.
Sorteneigenschaften
Das Ernteprodukt d.h. die eigentliche "Knolle" besteht botanisch gesehen aus drei Teilen. Der oberste Teil ist eine gestauchte Sprossachse an welcher noch die sogenannten Narben der abgefallenen Blätter ersichtlich sind. Darunter folgt der relativ glatte Teil, der aus verdicktem Hypokotyl besteht. Den untersten Teil bildet die Wurzelbasis der Primärwurzel. In der Sortenzüchtung ist man bemüht den Anteil an glatter Aussenhaut möglichst gross zu halten um runde Knollen zu erhalten d.h. der Wurzelansatz sollte möglichst tief sein, um damit die Putzleistung zu erhöhen. Weitere bevorzugte Sorteneigenschaften sind Ertragspotential, geringe Neigung zur Bildung von Hohlstellen, gleichmässig weisses Knollengewebe auch nach dem Kochen, gute Lagerfähigkeit sowie Schossfestigkeit und Schnellwüchsigkeit im Frühanbau. Seit einigen Jahren sind nebst den offen abblühenden Standardsorten erste Hybridsorten verfügbar.
Krankheiten und Schädlinge
Nebst den oben erwähnten Fruchtfolgekrankheiten sowie einer ganzen Reihe physiologisch bedingter Schadsymptome (Bormangel, Napfbildung, Verfärbungen im Gewebe) können beim Sellerie verschiedene Schädlinge und Krankheiten auftreten. Bei den Insekten sind die Möhrenfliege, sowie die Selleriefliege zu nennen. Die Überwachung der Möhrenfliege mittels Gelbtafeln sowie die vorbeugenden (windoffene Lagen, häufiges Hacken, befallene Knollen nicht zurück aufs Feld) und direkten Massnahmen sind dabei mit der Bekämpfung in Karotten zu vergleichen. Anders als die Möhrenfliege, die die Seitenwurzeln und die Knolle befällt, befällt die Larve der Selleriefliege die Blätter und verursacht dort typische Platzminen. Ähnlich der Möhrenfliege wandern nur die zur Eiablage bereiten Weibchen aus anliegenden Feldgehölzen und Büschen in die Kulturen ein. Die Schäden sind beim Knollensellerie jedoch in der Regel gering und der Schaderreger spielt eher bei Stangensellerie bzw. Bundware eine qualitätsmindernde Rolle. In Trockenjahren sind meist von den Kulturrändern her beginnend Spinnmilben in der Selleriekultur ein Problem, wogegen häufigere Bewässerungsgaben sowie Akarizide eingesetzt werden können.
Bei den Pilzkrankheiten nehmen die Septoria-Blattflecken die Hauptrolle ein. Die typischen Symptome sind anfänglich gelbliche Blattflecken, die sich bei weiterem Krankheitsverlauf braun bis grau verfärben. Auf den Blattflecken sind die schwarzen Pyknidien deutlich zu erkennen. Nach der Pflanzung bis zum Bestandesschluss tritt die Krankheit nur verhalten auf. Ist die Blattfläche voll entwickelt und die Blätter bleiben nach Regengüssen länger nass, kommt es jedoch häufig gegen den Spätsommer/Herbst hin zu vermehrtem Auftreten. Der Befall beginnt oft nestartig und breitet sich danach im ganzen Bestand aus. Befallen werden bevorzugt die älteren Blätter welche absterben können und dadurch eine erhebliche Ertragsreduktion nach sich ziehen. Die Krankheit überwintert an infizierten Pflanzenresten auf den abgeernteten Feldern, sie ist jedoch auch samenübertragbar. Die Konidien werden durch verspritzende Wassertropfen im Bestand verbreitet. Für die Infektion ist vor allem die Blattnässedauer sowie eine hohe relative Luftfeuchte entscheidend. Der Optimumsbereich für die Krankheit liegt zwischen 15 - 21 °C Lufttemperatur. Die Witterung in der Saison 2021 hat daher den Verlauf stark gefördert. Als vorbeugende Massnahmen sind eine gute Feldhygiene (Erntereste tief einarbeiten) und eine weite Anbaupause zu nennen. Daneben gibt es bestimmte Sortenunterschiede in der Anfälligkeit. Weiter ist eine geringere Pflanzdichte, gerade im Bioanbau wichtig. Bewässerungen in der zweiten Kulturhälfte sollten weniger häufig, jedoch mit höheren Einzelgaben erfolgen. Aufgrund der Samenübertragbarkeit kommt der Jungpflanzengesundheit eine grosse Bedeutung zu. Ab Bestandesschluss sind häufige Kulturkontrollen angezeigt und bei Auftreten ist mit den bewilligten Fungiziden zu bekämpfen. Der Schutz ist nach starken Regenfällen (>25 mm) jeweils zu erneuern. Im Biolandbau erfolgt die Bekämpfung mit Kupferpräparaten.