Schwierige Bedingungen für die Ernte von Karotten
Erntekampagne Karotten 2019
Schwierige Bedingungen für die Ernte von Karotten
Der Herbst 2019 zeigt sich von seiner regnerischen Seite. Regelmässige Niederschläge führten dazu, dass die Karottenschläge lange nicht mit den Erntemaschinen befahren werden konnten. Die Einlagerung verzögert sich dadurch zum Teil beträchtlich.
Schon im Frühherbst hat sich abgezeichnet, dass etliche Karottenflächen in der Region im Wachstum noch relativ weit im Verzug waren. Die diesjährige Ertragsschätzung, welche die Fachstelle Gemüse zusammen mit Experten per 15. Oktober durchgeführt hat, gestaltete sich ebenfalls als schwierig, weil noch wenige Lagersaaten geerntet waren. In der Folge kam es zu einer Wetterlage, in der die immer wiederkehrenden Regengüsse ein Befahren mit der Erntetechnik verunmöglichte. Zudem verzögerte sich mancherorts auch die Kartoffelernte, weshalb die Karotten bei Betrieben mit beiden Kulturen hintenangestellt wurden. Per 15. November waren schweizweit erst 64 % der Karotten eingelagert. Im Vorjahr 2018 waren es zum selben Zeitpunkt bereits 79%. Je später die Ernte nach hinten verzögert wird, desto schlechter auch die Laubqualität der Karotten was wiederum die Ernte mit den Klemmbandsystemen erschwert. Aufgrund dieses Teufelskreis überlegten sich einige Produzenten sogar wieder teilmechanisierte Handernteverfahren (mit vorherigem Unterfahren der Kulturen). Erst Mitte November stellte sich eine trockenere Witterung mit besseren Erntebedingungen ein.
Erntezeitpunkt entscheidend für Produktequalität
Ein im Vergleich zu vergangenen Jahrzehnten eher späterer Erntezeitpunkt (Ende Oktober – Mitte November) ist aus Qualitätsüberlegungen jedoch durchaus auch vorteilhaft, gerade in Hinblick auf die tendenziell wärmer werdenden Herbsttemperaturen in den letzten Jahren. Im letzten Kulturdrittel ist das Karottenwachstum vor allem von der Bodentemperatur abhängig. Bei einem milden Herbst musste in den letzten Jahren aufgrund der Kaliber und sich abzeichnenden Wetterumschwüngen häufig bei noch sehr hohen Aussen- und Bodentemperaturen geerntet werden. Bei erhöhten Temperaturen im Erntegut laufen jedoch die physiologischen Nachernteprozesse entsprechend schneller ab und die Ware kann rascher qualitative Einbussen erleiden bzw. anfälliger auf Abgänge im Lager sein. Je höher die Warentemperatur beim Lagereingang daher ist, desto schneller muss die Ware deshalb auf die angestrebte Kerntemperatur heruntergekühlt werden um die Qualität zu sichern. Dabei müssen beträchtliche Kühlleistungen vorhanden sein. Eine Tonne Karotten von 20°C weisst z.B. Atmungswärmeleistung von 100 Watt auf. Wird diese Wärme nicht abgeführt, kann sich das Produkt bei dieser Ausgangstemperatur pro Tag um 2°C erwärmen. Werden die Kulturen daher erst später und kühler geerntet, wirkt sich das meistens positiv auf die Lagerfähigkeit aus. Solange die Karotten im Boden sind und gesundes Laub haben, ertragen Sie zudem leichte Fröste (Temperatur an der Bodenoberfläche nicht «Hüttentemperatur» entscheidend).
Feldüberwinterung in Nordeuropa
In Ländern wie England oder Dänemark werden Karotten standardmässig auf dem Feld unter einer trockenen Strohabdeckung verschiedener Dicke überwintert (Je nach Vermarktungszeitpunkt im nächsten Jahr). Unter dichter Strohabdeckung in Verbindung mit Folienabdeckung wird von Frosttoleranzen von bis zu -20°C berichtet. Es ist zu beachten, dass bei Frosteinbruch weniger die absoluten Minustemperaturen, als vielmehr die Temperaturschwankungen an der Bodenoberfläche Ausfälle bedingen. Niederschläge als Regen und wiederholtes gefrieren und abtauen bewirkt Qualitätsverluste an den Karottenköpfen vor allem, wenn diese ungeschützt dem Wetter ausgesetzt sind.
Die Feldüberwinterung eignet sich vor allem für ein maritim geprägtes Klima mit geringen Temperaturschwankungen wie in den angesprochenen Ländern. Bei eher kontinentalem Klima, wie in der Schweiz, ist das Verfahren mit erheblichen Risiken (Frühzeitiges Durchtreiben im Frühling, Mäuse etc.) verbunden. Die Massnahme eignet sich zudem nur für sandige und steinarme Böden, weil im Frühjahr mit Siebkettenrodern gearbeitet werden muss. Zudem ist Sie aufgrund des höheren Arbeitsanfalls nachteilig. Sie bleibt daher wohl auch in Zukunft, nur eine absolute Notlösung.