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Kuh auf der Weide>

Rückblick Bioforschungstagung 2019 – Fokus Wiederkäuerfütterung

An der vergangenen Bioforschungstagung stand die Wiederkäuerfütterung im Fokus. Verschiedene Referate rund um Grünlandnutzung, Fütterung und Fütterungskontrolle gaben einen Einblick in aktuelle Forschungsfragen.

Den Start machten Fredy Schori und Olivier Huguenin von Agroscope mit zwei Referaten zum Thema Weideführung und Graswachstum. Schori zeigte verschiedene Methoden, das Graswachstum zu messen, denn nur wer misst, kann die Weideführung verbessern. Auf dem Schulbauernhof Sorens, welcher seit 2005 biologisch bewirtschaftet wird, werden seit 15 Jahren Erhebungen zum Weidemanagement gemacht. Die Daten dieser Zeit zeigen zum Beispiel auf, dass der Start des Graswachstumes im Frühling in einem Schwankungsbereich von 4 Wochen liegt. Trotz dieser Schwankungen erfolgte der Weidebeginn seit Erhebungsbeginn immer früher. Dabei ist vor allem die Tragfähigkeit des Bodens relevant, «das Gras muss nicht vorhanden sein» oder anders gesagt, ist genügend Gras auf der Weide, ist es zu spät. Um den Weidewechsel und Konservierungsschnitte nicht dem Zufall zu überlassen, empfiehlt Schori das Grasangebot wöchentlich zu erheben und nicht einfach nach Gefühl zu handeln. Neben technischen Lösungen für Betriebsfahrzeuge, wie zum Beispiel der Herbometer, kann das Grasangebot auch mit einem Rising Plate Meter oder ganz einfach mit der Stiefelmethode erhoben werden. Weiter wird empfohlen, die Ergebnisse mit dem «Weidekeil» zu vergleichen, also mit einer festgelegten Eingangshöhe (Grasmenge beim Bestossen einer Koppel) und Ausgangshöhe.  

Kraftfutter sparen mit Mais-Bohnen-Mischkultur 
Christian Strub, Bio-Milchschafhalter, berichtete von seinen Erfahrungen im Anbau von Mais und Stangenbohnen in Mischkultur. Sein Ziel ist, das Eiweissfutter für die Schafe auf den eigenen Flächen zu produzieren. Darum finden sich in seiner Fruchtfolge zwei Mischkulturen: Mais-Bohnen und Gerste-Eiweisserbsen. Seit 3 Jahren baut er den Mais mit Bohnen an und füttert somit Mais-Bohnen-Würfel anstelle reiner Maiswürfel. Damit konnte er bisher Fr. 10'000.- an Kraftfutterkosten einsparen.  

Eine der Herausforderungen im Einsatz von Mais-Bohnen-Mischungen in der Fütterung ist der Phasin-Gehalt der Bohnen. Phasin ist ein giftiger sekundärer Inhaltsstoff, welcher unter anderem die Nährstoffaufnahme im Darm reduziert. Wie Jenifer van der Maas vom Arenenberg aufzeigte, gibt es aber bis heute keine Informationen zu Phasin-Grenzwerten in Futter- und Nahrungsmitteln oder wie empfindlich Wiederkäuer auf Phasin reagieren. Versuche haben aber gezeigt, dass Phasin im Pansen nach 24 Stunden abgebaut ist. Bei einer Passagerate werden somit rund 75% im Pansen abgebaut, der Rest gelangt in den Darm. Da die Bohnen mit dem Mais und weiteren Rationsbestandteilen wie Graskomponenten «verdünnt» werden, wird erwartet, dass die negativen Wirkungen des Phasins weniger ausgeprägt sind in Wiederkäuerrationen. Ein entsprechender Fütterungsversuch in Deutschland auf zwei Betrieben hat dann auch kein Effekt auf Milchleistung, Tiergesundheit und Futterverzehr ergeben.  

In einem weiteren Referat zeigte Fredy Schori die Resultate eines Versuchs zur Kraftfutterreduktion auf. Das FiBL hat im Feed no Food Projekt gezeigt, dass eine Reduktion des Kraftfutters moderate Auswirkungen auf Milchleistung, Gesundheit und Fruchtbarkeit hat. Dies auch unter dem Hintergrund, dass das Management auf den im Versuch betreuten Betriebe verbessert hat und die Kraftfutter-Höchstmengen eher bescheiden waren. Daher der Versuch der Agroscope auf dem Betrieb in Sorens zwei verschiedenen Verfahren auf dem gleichen Betrieb zu untersuchen. Dazu wurden die Kühe auf dem Betrieb in zwei Gruppen eingeteilt, die eine Gruppe erhielt kein Kraftfutter, die Kühe der anderen Gruppe 750 kg über die Laktation. Eine Schweizer «Durchschnitts-Milchkuh» erhält 800 kg Kraftfutter, die 750 kg entsprechen etwa den erlaubten 10% bei einer Laktationsleistung von 7500kg. Die Kühe im Versuch sind Holstein-Tiere, wobei 70% der Kühe «schweizerischer» Herkunft und 30% neuseeländischer Herkunft sind. Die Kuhtypen wurden auf beide Verfahren verteilt, so dass im 3jährigen Versuch Ergebnisse zum Kraftfuttereinsatz und zum Kuhtyp vorliegen. Wie zu erwarten war, lagen die Milchleistungen der Kühe mit Kraftfutter höher. 1 kg Kraftfutter hat 1 kg Milch gebracht. Der Gehalt an Milchinhaltsstoffen wurde durch die Menge Kraftfutter nicht beeinflusst, wohl aber durch den Kuhtyp, so wies die Milch der Neuseeland-Typen höhere Fett- und Eiweissgehalte auf. Auch die Körperkondition wurde durch die Kraftfuttermenge nicht beeinflusst, aber auch hier lagen die Kühe vom NZ-Typ höher. CH-Holstein-Kühe im Verfahren mit 0 kg KF wiesen im Schnitt der Laktation einen BCS von 2.5 auf, was deutlich zu tief ist, mit 750 kg KF war er bei 2.6. Bezüglich Gesundheit wurde konnte kein signifikanter Unterschied festgestellt werden, ob eine Kuh zum Versuch ausschied. Auch im Bereich der Fruchtbarkeit konnte aufgrund des Kraftfuttereinsatzes kein signifikanter Unterschied festgestellt werden, allerdings eine Tendenz zu besseren Fruchtbarkeit bei Kühen des NZ-Typs. Auch bezüglich Zellzahl konnte kein Unterschied festgestellt werden.  

Zum Thema Kraftfutter in der Kälberaufzucht präsentierte Christophe Notz vom FiBL Versuchsresultate. Dazu wurden Kälber in zwei Gruppen eingeteilt, die eine Gruppe erhielt im Schnitt 1 kg KF pro Tag und 500 kg Milch, die anderen Kälber erhielten 1100 kg Milch, womit beide Gruppen gleich viel Energie aufnehmen konnten. Gutes Heu, Wasser und Mineralsalz stand allen Kälbern ad libitum zur Verfügung. Es zeigte sich, dass keine Unterschiede in der Gewichtsentwicklung der beiden Gruppen bestand. Ein Kalb jeder Gruppe wurde geschlachtet und es zeigte sich, dass keine Unterschiede der Pansenzotten in Länge und Dichte zu finden sind. Auch bezüglich Tiergesundheit konnten keine Unterschiede ausgemacht werden. Die Kälber, welche mehr Milch erhalten haben, haben weniger andere Kälber oder Gegenstände besaugt, aber auch bei dieser Gruppe war das Verhalten festzustellen. Aus Sicht des Tieres spricht also nichts gegen eine kraftfutterfreie Kälberaufzucht, allerdings liegen die Kosten aufgrund des Bio-Milchpreises höher.  

Dazwischen hat Thomas Frei, Bio-Landwirt, seinen Betrieb vorgestellt und wie er die an der Tagung angesprochenen Themen umsetzt. Seit vielen Jahren wird ein Vollweide-System praktiziert. Durch eine verbesserte Belüftungsmöglichkeit konnte die Dürrfutterqualität verbessert werden und das Ziel von 7000 kg Milch pro Kuh und Jahr ohne Kraftfutter auf dem silofreien Betrieb erreicht werden. Der Betriebsleiter zeigte auf, was mit einem angepassten Kuhtyp und gutem Grundfutter-Management möglich ist und unterstützte damit die Aussage von Fredy Schori, dass die Reduktion auf 5% Kraftfutter möglich ist.