Rückblick 4. nationale Gewächshaustagung
Autonomes Gewächshaus und CO2 Reduktion
In den ersten beiden Referaten von Ronald Hoek (Blue Radix) und Bart Hoen (Hoogedoorn) ging es um autonome Gewächshaussteuerung. Bisher stellt der Produzent die Sollwerte im Klimacomputer ein und per Regeltechnik werden Parameter wie beispielsweise Heizung, Lüftung, Bewässerung und CO2 Dosierung angesteuert. Neu sollen Daten von Pflanzensensoren, Wetterdaten und Prognosen sowie Klimadaten des Gewächshauses kombiniert werden mit vergangenen registrierten Daten, um die Sollwerte ständig zu optimieren. Dabei fliessen auch neuste Erkenntnisse zu Pflanzenbalancen ein. Der Produzent muss primär die Kulturstrategie vorgeben. Dies hilft insbesondere in sich schnell entwickelnden Gewächshausregionen wie Russland und im Nahen Osten, um mit dem wenigen geschulten Personal grosse Flächen kontrollieren zu können. Schon bewährt hat sich diese autonome Steuerung bei der übergeordneten Regelung mehrerer Blockheizkraftwerke.
Pieter de Visser von der Uni Wageningen legte in der Folge dar, dass bei der Reduktion von gängigen CO2 Dosiermengen um 75% dieCO2 Aufnahme von 15 auf 54% steigt, der Ertrag jedoch um 4% sinkt. Mit dem momentanen CO2 Preis wird aus seiner Sicht niemand auf die 4% Ertragsverluste verzichten. Da der Gewächshausanbau sich aber Richtung Klimaneutral bewegt, fehlt bald einmal das günstige CO2 aus der Verbrennung fossiler Energieträger und muss teures künstliches CO2 eingekauft werden.
Agrivoltaik und Hydroponik
In der Folge stellte Insolight ihr Agrivoltaik System vor, dass es dank variabler Lichtdurchlässigkeit erlaubt, speziell in Zeiten hoher Strahlungsintensität den Lichtüberschuss zu Energie zu wandeln. Versuche in Erdbeeren und Himbeeren laufen. Der Autor sieht noch Schwierigkeiten für den Gewächshausanbau, da gerade für Winterkulturen zu viel Licht verloren geht. Technoponics stellte sein neues Hydroponik System vor, wo die Systeme Rinnenkultur und schwimmender Anbau kombiniert werden, um den Platzbedarf besser dem Kulturstadium anzupassen bei gleichzeitigem profitieren vom stabileren System schwimmender Anbau.
Jordanvirus
Bei der Bekämpfung des Jordanvirus stellte Royal Brinkman den Schaumroboter vor. Gerade das bisher erlaubte Desinfektionsmittel Menno Florades braucht zur guten Wirkung eine lange Kontaktzeit. Dies ist am besten mit einer Schaumapplikation gegeben. Peter Schaich von Enza Zaden machte uns Hoffnung, dass auch in unserer Region bald einmal Tomaten mit HR Resistenz gegen das Jordanvirus erhältlich sein werden. Agroscope stellte das Projekt Xeral vor, bei dem mit hypochloriger Säure Leitungen sauber gehalten werden sollen. Bisher mit gutem Erfolg.
Bodenfruchtbarkeit und Anerkennung als Fruchtfolgefläche
Im Block Bodenfruchtbarkeit stellte Beatrice Kulli von der ZHAW die Resultate eines Projektes vor, dass die Fruchtbarkeit und physikalische Parameter von Gewächshausböden untersuchte. Dies geschah, weil Gewächshausflächen bisher nicht als Fruchtfolgeflächen angerechnet werden. Spezialfälle im Sachplan Fruchtfolgeflächen, dazu gehören auch Fussballplätze und Golfanlagen, müssen innerhalb eines Jahres in Mangellagen wieder einen ortsüblichen Ertrag mit für die Landesversorgung relevanten Zielkulturen erreichen. Aus Sicht des Autors geht man hier fälschlicherweise davon aus, dass Gewächshäuser in Mangellagen rückgebaut werden müssen. Dabei geht vergessen, dass ein Gewächshaus Schutz vor Wetterereignissen bietet, die Vegetationsperiode stark ausgedehnt wird und letztendlich auch im Gewächshaus Kartoffeln angebaut werden können. Die Studie zeigte auf, dass gerade bei Bodenkulturen die Bodenfruchtbarkeit gut erhalten bleibt, dies aber bei Jahreskulturen mit Hors-sol schwierig ist.
Leendert Molendijk von der Uni Wageningen und Ard Reijtenbagh von Thatchtec stellten das Verfahren der anaeroben Bodendesinfektion vor. Dabei wird ein organisches Substrat eingearbeitet und der Boden mit luftundurchlässiger Folie abgedeckt. Die aeroben Mikroorganismen bauen das Substrat ab, was zu anaeroben Konditionen führt. Dies fördert die anaeroben Mikroorganismen und führt zum Absterben von aeroben Mikroorganismen. So können diverse Krankheitserreger wie Verticillium und Fusarium abgetötet werden, ohne dass wie beim Dämpfen das gesamte Bodelebewesen stark gestört wird. Einsätze gibt es bereits im Spargel- und Erdbeerenanbau sowie im Gewächshaus. Nachteil ist eine allfällige Zunahme von Phytium, was mit Kompostgaben aber abgefangen werden kann.
Alternative Gewächshauskulturen
Im Block alternative Gewächshauskulturen stellte Filip van Noort von der Uni Wageningen seine Versuche zur Etablierung von Schwarzem Pfeffer, Vanille, Avocados und Papaya in holländischen Gewächshäusern vor. So werden beispielsweise in Holland bereits auf 4 Hektaren Papaya produziert. Stefan Strasser von Swissextract referierte über den Anbau von biologischem Hanf für die Extraktgewinnung. Extrakte sind nach seiner Ansicht wirksamer als die synthetisierten einzelnen Cannabinoide.