Ressourcenprojekt AgroCO2ncept: Klimaschutz im Praxistest
Die Landwirtschaft wird gemäss der Forschungsanstalt Agroscope für rund zwölf Prozent der Emissionen an Treibhausgasen (THG) in der Schweiz verantwortlich gemacht. Um die Machbarkeit des praktischen Klimaschutzes in der Landwirtschaft aufzuzeigen, hat eine Gruppe von 24 Landwirten aus dem Zürcher Weinland sich zum Ziel gesetzt, auf ihren Betrieben 20 Prozent CO2 einzusparen. In diesem Klimaprojekt wurden verschiedene Massnahmen umgesetzt, mit denen das Produktionsniveau beibehalten werden soll. Der Schlussbericht lieferte viele wichtige Erkenntnisse über Möglichkeiten und Grenzen der Ressourceneffizienz auf einem Landwirtschaftsbetrieb.
«Die Landwirtschaft muss die Zügel selbst in die Hand nehmen»
Klimabilanz in der Projektregion
Während der Projektdauer von 2015 bis 2021 konnte in der Projektregion eine Reduktion von 314 t CO2-Äquivalenten (THG) pro Jahr erreicht werden, was absolut gesehen einem Minus von fünf Prozent entspricht. Die THG-Einsparung variierte auf den einzelnen Betrieben von –46 Prozent bis +45 Prozent gegenüber 2015. Als grosse Herausforderung hat sich die Anpassung der Betriebe und deren THGEmissionen an die klimatischen Extreme herausgestellt. 2018 war wie 2022 sehr trocken und erforderte unterwartete Zukäufe von Futtermitteln auf einigen Tierhaltungsbetrieben. 2021 war wiederum sehr nass, was die Ackerbauerträge, aber auch die Futterqualität negativ beeinflusste. Futterzukäufe verschlechtern dann die Klimabilanz der betroffenen Betriebe. Einzelne Jahre sollten damit nicht zu stark gewichtet werden für die Interpretation von klimarelevanten Emissionen.
Einzelbetrieblich grosse Wirkung
Schliesslich vermochten 13 Betriebe ihre Emissionen zu reduzieren, davon 5 um über 10 Prozent und zwei um über 20 Prozent. Bei der THG-Effizienz pro Produktionseinheit wurden in den einzelnen Produktionszweigen noch bessere Resultate erzielt. Im Ackerbau konnten 8 von 17 Betrieben ihre Effizienz verbessern, 7 davon um über 20 Prozent. In der Milchproduktion verbesserten gar 9 von 10 Betrieben ihre THG-Effizienz von 1 bis 16 Prozent und auch 5 von 6 Mastbetrieben erreichten 5 bis 11 Prozent Effizienzsteigerung (siehe Grafik).
Effiziente Fütterung hat Potenzial
Aus einzelbetrieblichen Bilanzen konnte festgestellt werden, dass die Fütterungsplanung mit einem zielgerichteten und effizienten Kraftfuttereinsatz die zentrale Erfolgsmassnahme in der Reduktion der THG-Emissionen in der Tierhaltung war. So steigerte ein Betrieb mit gleichem Kraftfutteraufwand die Milchleistung deutlich. Ein anderer reduzierte den Kraftfuttereinsatz bei gleichbleibender Milchleistung. Bis sich das Herdenmanagement in den Klimabilanzen widerspiegelt, ist mit einer längeren Umsetzungsdauer als der Projektlaufzeit zu rechnen. Trotzdem besteht hier aber je nach Betrieb grosses Potenzial, da mit einer längeren Nutzungsdauer die unproduktive Aufzuchtphase auf mehr Output verteilt werden kann.
Kohlenstoffspeicherung im Boden
Eine permanente Bodenbedeckung (Zwischenfruchtanbau), eine gute Bewirtschaftung von Ernterückständen und ein besseres Bodenbearbeitungsmanagement erhöhen die Kohlenstoffspeicherung im Boden. Diese nicht ganz unerwartete Erkenntnis konnte durch die Begleitforschung im Projekt Agroconcept bestätigt werden. Bis sich allerdings beständige Ergebnisse zeigen, müssen die Massnahmen mehrere Jahre durchgeführt werden. Mit den neu eingeführten Produktionssystembeiträgen und der mehrjährigen Verpflichtung für angemessene Bodenbedeckung und schonende beziehungsweise reduzierte Bodenbearbeitung verfolgt die Agrarpolitik bereits ab 2023 dieses Ziel.
Eine parzellenspezifische Düngung ist ein erster Schritt in Richtung optimale N-Versorgung.
Die im Projekt eingesetzte Pflanzenkohle von rund einer Tonne pro Hektare führte nicht auf allen Betrieben zu nachweisbaren Zunahmen im organischen Kohlenstoffvorrat des Bodens. Eine gesicherte, messbare Zunahme an organischem Kohlenstoff würde bei ansonsten konstantem Bodenvorrat standortabhängig nach rund 7 bis 14 Jahren regelmässigem Einsatz erwartet. Eine abschliessende Beprobung wurde 2022 gemacht und befindet sich noch in der Auswertung.
Stickstoffverluste reduzieren
Die optimale Stickstoffversorgung der Ackerkulturen zu erreichen, ohne gleichzeitig Verluste und Überschüsse zu riskieren, ist kompliziert. An 40 Prozent der Messstellen hat die Begleitforschung erhöhte Nitratwerte und umgerechnet ein Stickstoff-Einsparpotenzial von 0 bis 2,5 t N pro Betrieb festgestellt. Werden diese Verluste mit vorausschauenden Massnahmen stark reduziert, können ohne Ertragsverlust grosse Effekte bei der THG-Emission erzielt werden. Eine teilflächen- oder zumindest parzellenspezifische Düngungsplanung ist ein erster, verhältnismässig einfacher Schritt in diese Richtung. Die effektivsten Massnahmen zu einem effizienten Stickstoffmanagement werden in einem separaten Ressourcenprojekt «N-Effizienz» unter der Trägerschaft des Zürcher Bauernverbands und des Kantons Zürich unter die Lupe genommen. Das Projekt mit 19 Pilotbetrieben läuft noch bis Ende 2023.