Regenflecken- und Fliegenschmutzkrankheit: die Bedeutung dieser Pilze nimmt wieder zu
Oft findet man in unbehandelten Obstgärten Äpfel, die mit einer dünnen, grünlich-schwarzen Schicht bedeckt sind. Wenn man die Äpfel unter Wasser reibt, lässt sich diese Schicht leicht ablösen. Dies wird mit dem Begriff «Regenfleckenkrankheit» bezeichnet. Wenn dagegen schwarze Pünktchen sichtbar sind, die dem Fliegenkot sehr ähnlich sind, spricht man von der «Fliegenschmutzkrankheit» (Abb. 1). Diese Pilze dringen nicht unter die Schale der Frucht ein, sie verursachen also nur kosmetische Schäden. Da die befallenen Früchte aber deklassiert werden, ist der wirtschaftliche Schaden für die Obstproduzenten hoch.
In behandelten Obstanlagen treten die Symptome nur selten auf, da die zur Behandlung anderer Pilze eingesetzten Fungizide auch die Regenflecken- und Fliegenschmutzkrankheit erfassen . Das Problem gewinnt jedoch in Obstanlagen an Bedeutung, in denen der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln reduziert wird, weil dort Sorten angebaut werden, die gegen andere Pilzkrankheiten wie den Schorf resistent sind. Da bei solchen Sorten der Pflanzenschutzmitteleinsatz grundsätzlich reduziert werden kann, können die Erreger der Regenflecken- und Fliegenschmutzkrankheit überhandnehmen.
Erreger
Fast 80 Jahre lang wurde angenommen, dass die Regenflecken- und Fliegenschmutzkrankheit durch nur zwei Pilze verursacht wird: Gloedes pomigena und Schizothyrium pomi. Es wurde jedoch immer öfters festgestellt, dass Gloedes pomigena je nach Apfel sehr unterschiedliche Pilzgeflechte (Myzelien) formte. Erst aber 1997 wiesen Wissenschaftler nach, dass die Regenfleckenkrankheit durch mindestens drei verschiedene Pilzarten verursacht wird, die jeweils ein unterschiedlich geformtes Myzel bilden. Bei genaueren Untersuchungen mit neuen molekulargenetischen Techniken wissen wir heute, dass die zwei Krankheiten aus mindestens 100 Arten bestehen. Da die beiden Symptome häufig gemeinsam an derselben Frucht auftreten, spricht man heutzutage von einem Komplex von Pilzen. In Deutschland ist Peltaster cerophilus für die meisten Regenfleckenkrankheit verantwortlich, während die Fliegenschmutzkrankheit vor allem durch Schizothyrium pomi und Zygophiala spp. verursacht wird.
Aber wie konnten so viele Arten so lange verborgen bleiben? Ganz simpel: viele der neu entdeckten Gattungen und Arten sind auf der Apfeloberfläche optisch nicht voneinander zu unterscheiden. Ausserdem ist es oft schwierig, diese Pilze zu isolieren und in Reinkultur zu züchten. Weiter sind einige Arten sehr häufig und kommen in vielen Komplexen vor, während andere nur in bestimmten Regionen der Welt zu finden sind.
Wachstum und Infektion
Die Pilze überwintern auf Zweigen verschiedener wild wachsender Gehölze, wie wilden Brombeer- und Himbeerstöcken, Hundsrose oder Schlehe. Die Überwinterung kann jedoch auch auf Fruchtmumien (abgetrocknete Früchte) in der Apfelanlage passieren. Im Frühjahr werden auf den Wildpflanzen eine grosse Anzahl von Sporen gebildet, die dann von Ende Mai bis in den Herbst vom Wind in den Obstanlagen verbreitet werden. Wenn sich die Pilze der Regenflecken- und Fliegenschmutzkrankheit einmal in einer Obstanlage angesiedelt haben, können sie dort dauerhaft verbleiben und in den Folgejahren Infektionen verursachen. Die Pilze befallen Apfelzweige und Früchte mit mehreren Infektionszyklen pro Saison. Dies aber nur, wenn es häufige Niederschläge gibt und die Temperaturen sich im Bereich von 10°C bis 22°C befinden. Die Krankheit tritt daher nicht oder nur selten auf, wenn bis kurz vor der Ernte heisses, trockenes Wetter vorherrscht. Die Symptome können jedoch bis kurz vor der Ernte unsichtbar bleiben. Wenn kühles, regnerisches Wetter im Frühjahr mit spätsommerlichen Regenfällen und niedrigen Temperaturen im Frühherbst herrschen, zeigen sich Symptome am schnellsten.
Bekämpfungsmassnahmen
Wichtig ist die Baumerziehung: eine gute Durchlüftung ermöglicht eine rasche Abtrocknung des Baums und der Früchte. Im Winter sollte auf die Hygiene geachtet werden: Fruchtmumien entfernen und alternative Wirte in der Umgebung beachten. Alle Sorten sind anfällig, jedoch reifen frühe Sorten in trockeneren Monaten und werden daher weniger infiziert bzw. es steht nicht genügend Zeit für die Entwicklung von Symptomen zur Verfügung; die Symptome sind ausserdem bei gelben/hellen Sorten wie Golden Delicious am stärksten ausgeprägt. Wenn der Einsatz von Fungiziden in Erwägung gezogen wird, sollten man am besten früh genug handeln, um Infektionen während der ganzen Saison zu vermeiden.
Die einfachste Lösung für Hobby-Produzenten besteht darin, einfach die Oberfläche der Äpfel zu reinigen. Das geht bei Regenflecken ganz gut, während die Flecken der Fliegenschmutzkrankheit etwas schwieriger zu entfernen sind. In jedem Fall stellen sie kein Gesundheitsrisiko dar, wenn sie verzehrt werden.