Rapsanbau ohne Herbizid 2022
Ausgangslage und Versuchsfrage
Versuchsfrage
Ist der Anbau von herbizidlosem Raps wirtschaftlich im ÖLN? Inwiefern beeinflusst die Saattechnik den Rapsanbau? Welchen Einfluss hat eine Untersaat und was bewirkt das Hacken von Raps im Vergleich zu einem Herbizid?
Erkenntnisse zu Untersaaten aus den Vorversuchen
Die Untersaatmischung sollte den Boden im Herbst rasch bedecken, im Winter abfrieren und so im Frühling für den Raps keine Konkurrenz mehr darstellen. Durch die rasche Bodenbedeckung im Herbst wird das Unkraut unterdrückt. Dieses Anbauverfahren soll bei optimaler Entwicklung der Untersaat einen Verzicht auf Herbizide ermöglichen. Zudem fixieren die Leguminosen in Untersaatmischungen Stickstoff aus der Bodenluft und bringen dadurch zusätzlichen Stickstoff in den Boden. Durch das vergrösserte Wurzelvolumen werden weniger Nährstoffe ausgewaschen und Erosion vorgebeugt. 2019 und 2020 verglich das Forum Ackerbau die Untersaatmischungen UFA Colza Fix, "Häberli-Mischung" und die Gründüngungsmischung UFA Alpha nach Pflugeinsatz. Im Durchschnitt jener Versuchsjahre und der Standorte lag der Rapsertrag bei den drei Mischungen praktisch auf gleichem Niveau. Daraus kann geschlossen werden, dass die Mischungswahl eine untergeordnete Rolle für den Ertrag und Erfolg im Rapsanbau spielt. In sehr milden Wintern frieren nicht immer alle Untersaatpflanzen ab. So überwintern manchmal Sommerwicke und Alexandrinerklee. Dies verursacht in einem kräftigen Rapsbestand, welcher sich im Frühling rasch entwickelt, keine bedeutenden Probleme. Bei geschwächtem Raps kann es aber passieren, dass sich Sommerwicke und Alexandrinerklee zu stark entwickeln und den Raps konkurrieren. Eine zuverlässig abfrierende Untersaat-Mischung ist wichtig, für die Aussaat 2021 wurde deshalb Colza fix Sun gewählt. Zusätzlich wird empfohlen, Raps mit Untersaat etwas früher zu säen, so dass die gut entwickelten Untersaatpflanzen im Winter sicher abfrieren, kleine Pflanzen sind weniger frostanfällig.
Methodik
Anzahl Standorte | Anzahl Versuchsjahre | Anzahl Wiederholungen | Art des Versuchs |
3 | 2 von 3 | 1 | Streifenversuch |
Der Versuch wird im Rahmen des Forum Ackerbaus an drei Standorten in den Kantonen AG, TG und ZH als Streifenversuch ohne Wiederholungen durchgeführt. Die Versuchsserie läuft über drei Jahre bis 2023. Der Boden wurde mit dem Pflug bearbeitet. Die Wahl der Rapssorte, Saatdichte und Düngung erfolgte betriebsüblich. Ein- bis zweimal wurde Fungizid appliziert. Bei Überschreitung der Schadschwellen wurden Insektizide eingesetzt.
Verfahren:
- Drillsaat Raps mit Herbizideinsatz
- Drillsaat Raps ohne Unkrautregulierung
- Drillsaat Raps und Untersaat (Colza fix) gemischt
- Einzelkornsaat Raps und Hacken
- Einzelkornsaat Raps ohne Unkrautregulierung
- Einzelkornsaat Raps und Untersaat mit Säwalze
- Einzelkornsaat Raps mit Herbizideinsatz
- Drillsaat Raps und Untersaat mit Säwalze
Resultate
Gutes Rapsjahr 2022
Der durchschnittliche Rapsertrag war 2021 um einiges tiefer als 2022 – wobei 2021 ein sehr nasses und ertragsschwaches Jahr war. 2022 hingegen war ein gutes Rapsjahr mit durchschnittlichen bis hohen Erträgen. Somit gleichen sich die beiden Versuchsjahre bis zu einem gewissen Grad aus.
Drillsaat
Die Untersaatmischungen lassen sich gut im gleichen Durchgang mit dem Raps säen. Bei Trockenheit nach der Saat wie im Herbst 2021 entwickelt sich die Untersaat deutlich besser und stärker, wenn sie eingedrillt wird als wenn sie nur mit der Säwalze oberflächlich eingearbeitet wird. Die Resultate zeigen auch, dass im Drillsaat-Verfahren die Unterschiede zwischen mit dem Raps gemischt gesäter und separat gesäter Untersaat zu vernachlässigen sind. Beide Verfahren dreschen geringfügig weniger im Vergleich zur Referenz Drillsaat mit Herbizid.
Einzelkornsaat
Die tendenziell höchsten Erträge wurden bei Einzelkornsaat im Verfahren mit Herbizid erzielt. Mit den Herbizidverfahren mithalten konnte das Hackverfahren. Die verschiedenen Anbauvarianten mit Untersaaten fielen ertragsmässig nur geringfügig ab.
Erlös
Der Erlös der verschiedenen Verfahren unterscheidet sich vor allem durch die zusätzlichen Fr. 600.-/ha Beiträge für Herbizidverzicht. Die verfahrensabhängigen Kosten wurden vernachlässigt, da sie durch viele Faktoren beeinflusst werden. Die Einzelkornaussaat mit einem Hackdurchgang schneidet finanziell am besten ab, da keine Untersaat ausgebracht wurde.
Zusammenfassung
Die Erträge der herbizidlosen Verfahren sind nur leicht tiefer als diejenigen der Referenzen der jeweiligen Saattechnik. Die Einzelkornsaat drischt leicht höhere Erträge als die Drillsaat. Die präzisere Saatgut-Ablage könnte eine wichtige Rolle spielen dabei. Die Ertragseinbusse in den herbizidlosen Verfahren wird in diesem Rahmen durch den Produktionssystembeitrag "Verzicht auf Herbizide" im Raps mit CHF 600.-/ha ausgeglichen. Zu beachten ist aber, dass neu alle Flächen einer Kultur gleich geführt werden müssen und dass das Stoppelfeld der Vorkultur bereits herbizidlos bearbeitet werden muss. Eine oder mehrere mechanische, oberflächliche Stoppelfeldbearbeitungen nach Ernte der Vorkultur sollten geplant und eine Unkrautkur vor der Saat in Betracht gezogen werden. Bei Parzellen mit Problemunkräutern raten wir von einer Untersaat ab, da die unterdrückende Wirkung zu schwach ist. Ein Hackdurchgang kann wirksamer sein. Zusätzlich sind im Produktionssystembeitrag "Verzicht auf Herbizide" Bandbehandlungen, wobei maximal 50 % der Fläche behandelt werden darf, sowie Einzelstockbehandlungen zugelassen.
Autorin: Tilika Chamberlin, Liebegg (AG), in Zusammenarbeit mit dem Forum Ackerbau.